El Salvador: Kein sicheres Land für Flüchtlinge und Asylsuchende
© Christina Simons
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Eine kürzlich zwischen den USA und El Salvador getroffene Vereinbarung ermöglicht es, die von den USA abgewiesenen Asylsuchenden zurück nach El Salvador zu schicken. Die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) betont, dass El Salvador, eines der gewalttätigsten Länder der Welt, kein sicherer Ort für Asylbewerberinnen und Asylbewerber sei.
El Salvador verfüge derzeit nicht über die Ressourcen, Gewaltopfer zu schützen, als Aufnahmeland zu dienen und Asylsuchenden oder aus den USA abgeschobenen Personen grundlegenden Schutz zu bieten.
El Salvador kann selbst die Sicherheit seiner eigenen Bürgerinnen und Bürger nicht garantieren.
Die Organisation betreibt dort seit 2017 medizinische Programme. Foulon fährt fort: «Unsere medizinischen Teams hier sind Zeugen der täglichen Gewalt, der die Menschen in den Gegenden, in denen wir arbeiten, ausgesetzt sind. Die Gewalt zwingt Menschen in El Salvador, über Mexiko in die USA fliehen, da sie um ihr Leben fürchten. Selbst die Regierung der USA stuft El Salvador als ein gefährliches Land ein und rät den eigenen Bürgerinnen und Bürgern von einer Reise dorthin ab.»
Foulon weist darauf hin, dass die Teams von Ärzte ohne Grenzen in El Salvador bereits jetzt über nicht genügend Kapazitäten verfügen, um die wachsende Zahl von Menschen zu unterstützen, die im letzten Jahr aus den USA abgeschoben wurden.
USA wollen Asyl- und Schutzverantwortung auf Regierungen Zentralamerikas übertragen
Das Abkommen ist Teil umfassenderer Bemühungen der USA, ihre Asyl- und Schutzverantwortung auf die Regierungen Zentralamerikas zu übertragen. Das Abkommen zwischen den USA und El Salvador sowie frühere Abkommen mit Guatemala und Honduras setzen voraus, dass diese Länder Asylsuchenden Zuflucht und Schutz bieten können.
«Diese Vereinbarungen bergen nur noch mehr Leid für Menschen in El Salvador, die vor Gewalt in ihren Heimatländern geflohen sind», sagt Foulon.
Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten, die MSF entlang der Unterkünfte auf dem Weg in die USA versorgt, sind Menschen aus El Salvador sowie aus Honduras und Guatemala.
Es ist absurd zu denken, dass ein Land, aus dem Tausende von Menschen vor Gewalt fliehen, ein akzeptabler Zufluchtsort sei.
«Wenn Menschen zur Flucht gezwungen werden, wird keines dieser Abkommen sie aufhalten. Es gibt keinen Deal oder keine Mauer, die sie aufhalten könnte. Diese Abkommen helfen den Menschenhändlern, weil sie Migrantinnen, Migranten und Asylbewerbende zwingen, immer gefährlichere Wege zu gehen. Das macht sie anfälliger für Gewalt und Erpressung.»
Ärzte ohne Grenzen-Teams in El Salvador haben in diesem Jahr bisher 1434 Menschen psychologisch betreut. Von diesen Menschen sind 57 Prozent Opfer von Gewalt geworden oder haben durch Gewalt nahestehende Personen verloren. Zwischen Januar 2016 und August 2019 behandelte Ärzte ohne Grenzen 1983 Überlebende sexueller Gewalt und 2482 Opfer anderer Formen von Gewalt in Tegucigalpa in Honduras.
In Mexiko leisten Teams der Organisation weiterhin medizinische Hilfe für Migrantinnen und Migranten aus dem Süden. 88 Prozent unserer Patientinnen und Patienten, die in psychologischer Behandlung sind, haben Gewalt am eigenen Leib erfahren. Sie brauchen medizinische Hilfe und Zugang zu Schutzmechanismen in Ländern, die tatsächlich in der Lage sind, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Guatemala, Honduras oder El Salvador sind keine sicheren Länder für Menschen auf der Flucht vor Gewalt.
Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2017 in El Salvador. Die Organisation betreibt mobile Kliniken in verschiedenen Stadtteilen in San Salvador und Soyapango. Diese Kliniken unterstützen Menschen, die sich aufgrund von Bandengewalt nicht frei ausserhalb ihrer Stadtviertel bewegen können und Schwierigkeiten beim Zugang zur medizinischen Versorgung haben. Ärzte ohne Grenzen unterstützt zudem das Ambulanzsystem in Soyapango und hat kürzlich mit der Betreuung von Binnenvertriebenen und Abgeschobenen begonnen. In Mexiko bietet die Organisation medizinische und psychologische Versorgung in Unterkünften in Tapachula, Tenosique, Coatzacoalcos, Mexico City, Nuevo Laredo, Mexicali, Reynosa und Matamoros. In Honduras arbeitet Ärzte ohne Grenzen seit 1974. Unsere Teams bieten medizinische, psychologische und psychosoziale Betreuung von Menschen, die von Gewalt und sexueller Gewalt in Choloma und Tegucigalpa betroffen sind.
© Christina Simons