Mittelamerika: Gewalt und Leid auf der Migrationsroute

Provisorisches Camp in einem Park in Tlahuac, Mexiko-Stadt 2023.

Mexiko2 Min.

Migrant:innen, die Mexiko und Zentralamerika durchqueren, sind bei ihrer Reise so gefährdet wie noch nie. Die Menschen nehmen grosse Anstrengungen auf sich, um die USA zu erreichen, wo sie sich bessere Lebensbedingungen erhoffen. Doch die zahlreichen Schwierigkeiten während der Reise machen diese Pläne häufig zunichte: Neben Krankheitsausbrüchen, chronischen Erkrankungen, Verletzungen und psychischen Beschwerden sind das Übergriffe wie Erpressung, Entführungen und sexualisierte Gewalt. Gleichzeitig haben sie nur ungenügenden Zugang zu medizinischer Versorgung, Unterkünften, Nahrung, Wasser und sanitären Einrichtungen. Dies macht diese Situation zu einer beispiellosen Krise.

Vor diesem Hintergrund haben wir einen Bericht mit dem Titel «Violence, desperation and abandonment on the migration route» zusammengestellt. Darin listen wir Verstösse auf, die die Gesundheit und Sicherheit der Migrant:innen betreffen. Diskriminierende Einwanderungsgesetze führen dazu, dass die Route in vielen Fällen noch schwieriger und gefährlicher wird.

Der Bericht unterstreicht die gravierenden Auswirkungen der Einwanderungspolitik in Zentralamerika und Mexiko auf die physische und psychische Gesundheit der Migrant:innen. Hier einige Ergebnisse aus dem Bericht:

  • 2023 noch mehr Menschen auf dieser Route unterwegs: Mehr als 520 000 Personen durchquerten den gefährlichen Darién-Dschungel zwischen Panama und Kolumbien (mehr als doppelt so viele wie 2022).
  • Unzureichende medizinische und humanitäre Hilfe: Vor allem bei der Behandlung von chronischen Krankheiten gibt es grosse Lücken.
  • Körperliche und sexualisierte Gewalt gegen Migrant:innen: 2023 betreuten wir 232 Überlebende von sexualisierter Gewalt.
  • Umfangreiche psychische Auswirkungen für Betroffene von Gewalt: Von insgesamt 3800 psychologischen Konsultationen, die wir in Honduras, Guatemala und Mexiko durchführten, war bei 48 % der Fälle akuter Stress die Hauptdiagnose; darauf folgten Depressionen (12 %) und posttraumatische Belastungsstörungen (8 %).
  • Zahlreiche Hürden für eine zeitnahe und angemessene medizinische Versorgung von vulnerablen Personen
  • Grundversorgung (Unterkünfte, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Nahrung) für viele Migrant:innen kaum zugänglich
  • Mangelnde Sicherheit und unzureichende Bemühungen, Gewalt gegenüber Migrant:innen einzudämmen
  • Grenzsicherung und Eindämmung  der Migration angesichts der Präsidentschaftswahlen 2024 in den USA und Mexiko wichtigere Themen als Sicherheit, Wohlergehen und Rechte der Migrant:innen

All dies ist inakzeptabel. Die Länder müssen ihren Verpflichtungen zu einer sicheren und humanen Migration nachkommen. Zudem fordern wir, dringend die medizinisch-humanitäre Hilfe in der Region aufzustocken. Es muss mehr Sicherheit und uneingeschränkten Zugang zu grundlegenden Leistungen für Migrant:innen geben – ohne Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Straflosigkeit in Fällen von Gewalt, sexualisierter Gewalt und Menschenhandel muss beseitigt werden.