Frankreich: MSF eröffnet Aufnahmezentrum für unbegleitete Minderjährige in Pantin
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Das Aufnahmezentrum befindet sich im Grossraum Paris und soll jungen Flüchtlingen medizinische Hilfe und Unterstützung im Umgang mit den Behörden bieten.
Viele junge unbegleitete Migranten kommen nach einer anstrengenden und gefährlichen Flucht ohne Familie in Frankreich an. Sie erhalten weder Unterkunft noch Hilfe von den französischen Behörden und sind gezwungen, unter menschenunwürdigen Bedingungen auf der Strasse zu leben. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) eröffnet am 5. Dezember in Pantin im Grossraum Paris ein Aufnahmezentrum, in dem junge Flüchtlinge medizinische Hilfe und Unterstützung im Umgang mit den Behörden erhalten.
Bis Ende 2017 werden Schätzungen zufolge 25‘000 junge Menschen in Frankreich den Status als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beantragen. Derzeit ist die Lage sehr besorgniserregend: «Viele junge Menschen, die angeben, minderjährig zu sein, leben unter alarmierenden Bedingungen ohne Hilfe auf der Strasse. Dort sind sie von Erwachsenen umgeben und Schleppern ausgeliefert. Sie benötigen dringend Schutz, Unterkünfte und eine systematische Betreuung in einem menschenwürdigen Rahmen», erklärt Corinne Torre, Einsatzleiterin von MSF in Frankreich.
Im Zentrum von MSF erhalten diese jungen Menschen Unterstützung auf vier Ebenen: rechtliche Hilfe, medizinische Versorgung, psychologische und soziale Unterstützung. Mithilfe anderer Verbände wie ADJIE, Safe Passage oder Le COMEDE sowie Anwälten der Anwaltskammern Paris und Seine Saint-Denis werden die Teams von MSF jeden Fall individuell überwachen und je nach Bedarf die nötige Unterstützung anbieten.
«Im Tageszentrum sollen rund 50 junge Menschen betreut werden, die von anderen Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, an uns verwiesen werden. Dabei geht es um junge Migranten, die gerade in Frankreich angekommen oder auf der Durchreise sind oder ihren Status als Minderjährige verloren haben. Wir möchten ihnen dabei helfen, ihre Rechte zu verstehen und gegebenenfalls Einspruch beim Jugendrichter einzulegen. Wir möchten ihnen zudem Zugang zu medizinischer Versorgung an einem sicheren Ort bieten», erklärt Corinne Torre.
Die meisten dieser jungen Menschen waren entlang der Migrationsrouten extremer Gefahr ausgesetzt. Bei ihrer Ankunft in Frankreich finden sie sich oft in einer feindlichen Umgebung vor und sind auf sich alleine gestellt. Sie erhalten oft zu wenig oder keine transparenten Informationen, es gibt wenig Aufnahmelager, und sie finden sich bei Behördengängen nicht zurecht. Manche werden als Minderjährige registriert und vom Jugendamt betreut. Aber jene, deren Antrag abgelehnt wird, sind von jeglichen Leistungen ausgenommen und stehen damit ausserhalb des Rechtssystems. «Dies ist einer der Gründe, weshalb wir dieses Zentrum eröffnen wollten», betont Torre. «Wir fordern den uneingeschränkten Schutz dieser jungen Menschen.»