MSF fordert grösseren Einsatz gegen Cholera-Epidemie im Jemen
Jemen2 Min.
Die Teams von MSF im Jemen behandeln immer mehr Cholera- und Durchfall-Patienten, insbesondere in den Gouvernements Amran, Haddscha, ad-Dali’, Taiz und Ibb. Die Zahl der Patienten hat sich in den vergangenen zwei Wochen drastisch erhöht, seit dem 30. März sind es insgesamt mehr als 780 Fälle.
Aufgrund des erneuten Aufflammens der Cholera-Epidemie hat Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) in fünf Spitälern des Landes Behandlungszentren eingerichtet, um Patienten, die Symptome aufweisen, zu isolieren und zu behandeln. Darüber hinaus unterstützen die Teams medizinische Einrichtungen, die vom Gesundheitsministerium betrieben werden.
Seit Ende April versorgten die Teams von MSF im Spital von Al-Nasr und im medizinischen Zentrum von Al-Salam im Gouvernement ad-Dali’ 276 Patienten, die an Cholera und akutem wässrigem Durchfall erkrankt waren. Seit dem 30. März behandelte MSF im Spital von Abs in Haddscha 263 Patienten, allein 168 von ihnen wurden in den letzten zwei Wochen aufgenommen. Auch im Spital von Al-Salam im Gouvernement Amran, im Landesspital von Thi As Sufal im Gouvernement Ibb sowie in der Geburts- und Kinderklinik von Al-Houban in Taiz wurden in den vergangenen Wochen hunderte Patienten aufgenommen. Dazu kommen laut Meldung der jemenitischen Behörden rund 310 Fälle in Sanaa.
Geschwächtes Gesundheitssystem
Seit Beginn der Kampfhandlungen im März 2015 mussten viele Spitäler aufgrund der äusserst prekären Sicherheitslage schliessen. Millionen von Menschen sind von jeglicher Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Seit September 2016 wurde der Betrieb in zahlreichen medizinischen Einrichtungen eingestellt, weil die finanziellen Mittel nicht ausreichten, um das Personal zu bezahlen. MSF befürchtet, dass das bereits geschwächte Gesundheitssystem des Jemens nicht in der Lage sein wird, die Epidemie alleine in den Griff zu bekommen.
«Zu uns kommen Patienten aus verschiedenen Bezirken, etliche Kilometer von hier entfernt», so Shinjiro Murata, MSF-Landeskoordinator im Jemen. «Wir haben Angst, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet und ausser Kontrolle gerät. Die Gesundheitsbehörden und alle beteiligten Stellen müssen eng zusammenarbeiten, um den Gesundheitseinrichtungen und der lokale Bevölkerung in den am stärksten betroffenen Gebieten schnellstmöglich zu helfen. Die humanitäre Hilfe muss unbedingt und dringend aufgestockt werden, um diese Epidemie einzudämmen und weitere zu vermeiden.»
Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) ist als internationale medizinische Hilfsorganisation weltweit in rund 70 Ländern aktiv. Im Jemen sind die Teams in elf Gouvernements vertreten, wo MSF 13 Kliniken betreibt und 25 weitere unterstützt.