Patient aus Spital entführt und ermordet: MSF stoppt Patientenaufnahme
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Jemen2 Min.
Nach der Entführung und Ermordung eines Patienten stoppt Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) die Aufnahme von weiteren Patientinnen und Patienten in das Al Sadaka-Spital in Aden.
Am Morgen des 2. April haben bewaffnete Männer Wachen und medizinische Mitarbeiter des Krankenhauses bedroht, sich gewaltsam Zugang zum Gebäude verschafft und einen Patienten entführt. Dieser war am Vortag aufgenommen worden und sollte operiert werden. Er wurde später am Tag auf einer Strasse im Al Mansura-Distrikt in Aden tot aufgefunden.
Drohungen und Sicherheitsvorfälle nehmen zu
Der Vorfall reiht sich ein in eine Folge von Drohungen und Sicherheitsvorfällen, die seit Beginn des Jahres sowohl Patienten als auch Mitarbeiter des Krankenhauses betroffen haben. Er geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem infolge der eskalierenden Gewalt in Aden besonders viele Patienten im Krankenhaus eine medizinische Behandlung brauchen.
Nach diesem Vorfall haben wir keine andere Wahl, als die Patientenaufnahme bis auf Weiteres zu beenden.
Aufnahmestopp kommt zu einem kritischen Zeitpunkt
«In den vergangenen Wochen war das Krankenhaus aufgrund der eskalierenden Gewalt in der Stadt voll ausgelastet, insbesondere auf der Notaufnahme und der Intensivstation», erklärt Caroline Seguin. «Für Patientinnen, Patienten und deren Familien aus Aden, aber auch aus den umkämpften Gebieten um Hudaida und Tais kommt der Aufnahmestopp darum zu einem kritischen Zeitpunkt. Aus diesen Städten kamen zuletzt täglich Verwundete zu uns, die dringend operiert werden mussten.»
Wir sind äusserst besorgt, weil sich die Sicherheitslage in Aden verschlechtert. Das hat auch für unsere medizinische Hilfe weitreichende Konsequenzen, denn solche Vorfälle gefährden das Leben von Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden.
Der Einsatz von MSF im Al Sadaka-Spital in Aden
MSF-Teams arbeiten seit 2012 im Spital von Aden. Seitdem haben sie mehr als 30 000 Mal Menschen in der Notaufnahme behandelt, die aus umkämpften Regionen des Landes kamen, untern anderem aus Abjan, Tais und Hudaida.
2018 hatte MSF die Kapazität des Al Sadaka-Spitals auf 104 Betten aufgestockt, um alle Verletzten behandeln zu können, die bei den schweren Kämpfen um Hudaida verwundet wurden. Seit 2018 haben Mitarbeiter der Organisation mehr als 6 000 Konsultationen in der Notaufnahme geleistet und mehr als 5 400 Operationen durchgeführt. Neun Zehntel der Operationen waren aufgrund von Verletzungen durch Gewalteinwirkung notwendig.
MSF arbeitet im Jemen in 12 Krankenhäusern im ganzen Land und unterstützt mehr als 20 Gesundheitseinrichtungen in 11 Gouvernements (Abjan, Aden, Amran, Hajjah, Hudaida, Ibb, Lahdsch, Saada, Sanaa, Schabwa und Tais).
© Agnes Varraine-Leca/MSF