Sea-Watch und Ärzte ohne Grenzen retten gemeinsam Leben auf dem Mittelmeer – erster Rettungseinsatz startet im August

Barbara Deck, medizinische Koordinatorin des MSF-Projekts mit Sea-Watch 4, dem neuen Schiff für Rettungsaktionen mit Sea-Watch im Mittelmeer. Burriana, Spanien, 5.8.2020

Libyen2 Min.

Das vom Bündnis United4Rescue zur Verfügung gestellte Rettungsschiff Sea-Watch 4 wird in Kürze zu seinem ersten Rettungseinsatz im Mittelmeer aufbrechen. Der Einsatz wird von der Organisation Sea-Watch operativ geleitet und durch Ärzte ohne Grenzen medizinisch unterstützt. Während europäische Staaten weiterhin Such- und Rettungsaktivitäten blockieren und kriminalisieren, ist die Sea-Watch 4 ein klares Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit, die dem Sterbenlassen im Mittelmeer nicht tatenlos zusieht.

Niemand darf in Verhältnisse zurückgezwungen werden, in denen Tod, Folter und Ausbeutung drohen.

Leiter der Projektabteilung von MSF

«Doch genau dies ist die Folge der Politik der europäischen Staaten, die staatliche Seenotrettung weitgehend eingestellt haben, die zivile Seenotrettung behindern und die Menschen durch die libysche Küstenwache ins Konfliktgebiet zurückbringen lassen. Erst vergangene Woche wurden drei Jugendliche erschossen, direkt nachdem sie nach Libyen zurückgezwungen wurden. Unser Team hat zwei weitere Verletzte mit Schusswunden ins Spital gebracht.»

Während in den vergangenen Monaten Tausende versuchten, in seeuntauglichen Booten Libyen zu entfliehen, verweigerten Malta und Italien Menschen in Seenot die Rettung und schlossen ihre Häfen für NGO-Schiffe. Da fast alle aktiven Seenotrettungsschiffe wegen angeblicher Sicherheitsmängel in Italien festgesetzt oder mit nicht erfüllbaren Auflagen am Einsatz gehindert werden, sind derzeit keine zivilen Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer aktiv.

«Die Sea-Watch 4 und das dahinterstehende breite Bündnis sind die deutliche Antwort der Zivilgesellschaft auf die rassistische Politik der EU, die Menschen ertrinken lässt, damit sie europäisches Festland nicht erreichen», so der Einsatzleiter der Sea-Watch 4, Philipp Hahn. «EU-Flugzeuge beobachten Ertrinkende aus der Luft und koordinieren illegale Rückführungen nach Libyen, während Rettungsschiffe wie die Sea-Watch 3 aus politischen Gründen an die Kette gelegt werden. Die Sea-Watch 4 ist ein Symbol der Solidarität mit Menschen auf der Flucht, und ein klares Signal an die EU, dass wir trotz aller Blockadeversuche nicht aufhören werden, zu retten. Solange die EU-Staaten Menschen zur Abschreckung ertrinken lassen, werden wir weitermachen. Wir lassen niemanden ertrinken!»

 

Die Sea-Watch 4 im Hafen von Burriana in Spanien, wo sie auf ihre erste Rettungsaktion im Mittelmeer vorbereitet wird. 5.8.2020

Die Sea-Watch 4 im Hafen von Burriana in Spanien, wo sie auf ihre erste Rettungsaktion im Mittelmeer vorbereitet wird. 5.8.2020

© Hannah Wallace Bowman/MSF

 

Ärzte ohne Grenzen ist bis mindestens Ende des Jahres an Bord der Sea-Watch 4 für die medizinische Notfallversorgung zuständig, wozu auch der Betrieb der Schiffsklinik gehört. Das vierköpfige medizinische Team, einschliesslich einer Ärztin und einer Hebamme, wird durch zwei Mitarbeiterinnen für Kommunikation und für die Belange besonders schutzbedürftiger Personen ergänzt. Die 21-köpfige Crew von Sea-Watch trägt die operative Verantwortung für das Schiff sowie die Rettungseinsätze. Gemeinsam leisten beide Organisationen humanitäre Hilfe an Bord. 

Der Kauf des neuen Rettungsschiffes Sea-Watch 4 wurde im Januar 2020 von dem zivilgesellschaftlichen Bündnis United4Rescue ermöglicht. Für die Einrichtung der Krankenstation sowie den Ausbau des Rettungsdecks der Sea-Watch 4 stellt United4Rescue nun weitere 150‘000 Euro bereit.