Somalia: Zehntausende fliehen vor Kämpfen in der somalischen Region Galgaduud – MSF behandelt Verletzte
© Tom Quinn
Somalia / Somaliland1 Min.
Nairobi/Genf, 13. Januar 2009 – Kämpfe in der Region Galgaduud im Zentrum Somalias haben zu zahlreichen Opfern geführt und Zehntausende zur Flucht gezwungen. Nach heftigen Auseinandersetzungen zweier bewaffneter Gruppen am vergangenen Sonntag haben Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières/ Ärzte ohne Grenzen (MSF) im Istarlin Krankenhaus in der Stadt Guri El 46 Verwundete behandelt. Damit mussten seit dem Ausbruch der Kämpfe vor zwei Wochen insgesamt 86 Verletzte behandelt werden. Zwischen 45’000 und 60’000 Menschen sollen aus Guri El und Dhusa Mareb, der Hauptstadt der Region, geflohen sein. In den ländlichen Gebieten, in denen die Menschen Zuflucht suchen, sind sie jedoch von der dringend benötigten Hilfe praktisch völlig abgeschnitten. Während sich die internationale Aufmerksamkeit grösstenteils auf die Piraterie in somalischen Gewässern konzentriert, bleibt das Leiden von Millionen Somalis weitgehend unbeachtet.
„Die Situation in der Region Galgaduud hat sich täglich verschlechtert“, sagt Tom Quinn, der die Projekte von MSF in Somalia koordiniert. „Guri El ist, wie zuvor Dhusa Mareb, eine Geisterstadt geworden. Bisher kamen pro Woche etwa 200 Kinder in unsere Krankenstationen. Nun sehen wir praktisch keine mehr. Das ist sehr beunruhigend, denn wir wissen, dass sie in Not sind und Hilfe benötigen. Zehntausende Frauen, Kinder und ältere Menschen sind geflohen und haben nun Schwierigkeiten, Nahrung, Wasser und medizinische Hilfe zu finden.“
Mitarbeiter von MSF haben erfahren, dass Familien tagsüber im Schatten der Bäume ihr Lager aufschlagen und in der Nacht im Freien schlafen. Die Auswirkungen des anhaltenden Konflikts in einer Region, in der Nahrung knapp ist, könnte vor allem in Kombination mit einem Mangel an Wasser und medizinischer Versorgung zu einer katastrophalen Situation führen. Bereits in stabileren Zeiten behandelte das von MSF unterstützte Istarlin Krankenhaus jeden Monat 80 bis 100 schwer mangelernährte Kinder.
„Die Menschen, die vor der Gewalt geflohen sind, müssen versorgt werden“, so Quinn. „In der Region Galgaduud ist das aber immer schwieriger geworden. Sowohl der Luft- als auch der Strassentransport sind wegen der unsicheren Lage eingeschränkt, was die Bereitstellung von Hilfs- und medizinischen Gütern erschwert.“ Nach tagelangen Verhandlungen hat MSF damit begonnen, mit Lastwagen Wasser zu den Vertriebenen von Guri El und Dhusa Mareb zu transportieren. Vor dem Hintergrund eines sich ständig verändernden Konflikts ist es jedoch schwierig, Hilfe zu leisten.
MSF hat in neun Regionen im Süden und im Zentrum Somalias medizinische Programme. Im Istarlin Krankenhaus in Guri El arbeitet die Organisation seit 2006. Im Jahr 2008 sind dort im Durchschnitt monatlich 3’700 Menschen behandelt worden. MSF betreibt in der Region ausserdem zwei Gesundheitsposten, in denen im vergangenen Jahr monatlich rund 1’600 Konsultationen durchgeführt worden sind.
© Tom Quinn