Sudan: Ärzte ohne Grenzen stellt Aktivitäten in wichtigem Spital wegen Angriffen ein

Unser Team vor dem Al-Baschir-Spital. Khartum, Mai 2023.

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Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verurteilt die anhaltenden schweren Angriffe auf Patient:innen und Mitarbeitende des Al-Baschir-Spitals in Khartum. Trotz intensiver Gespräche mit allen Konfliktparteien hielten die Angriffe in den vergangenen Monaten an. Ärzte ohne Grenzen hat daher die schwierige Entscheidung getroffen, die medizinischen Aktivitäten in dem Spital einzustellen, das in einem von den Rapid Support Forces kontrollierten Gebiet der Hauptstadt liegt.

In den 20 Monaten, in denen die Teams von Ärzte ohne Grenzen zusammen mit Spital-Mitarbeitenden und freiwilligen Helfer:innen im Al-Baschir-Spital gearbeitet haben, drangen immer wieder Bewaffnete in das Spital ein und bedrohten medizinisches Personal. Oft verlangten sie, dass sie vor anderen Patient:innen behandelt werden. Am 11. November 2024 wurde ein Patient innerhalb des Spitals erschossen. Am 18. Dezember 2024 schossen Bewaffnete in der Notaufnahme und bedrohten medizinisches Personal. Bei einem früheren Vorfall wurde das Spital beschossen, eine Person wurde dabei verwundet.  

«Das Leid, das wir in Khartum erleben, ist enorm. Jeden Tag kommt es zu extremer Gewalt, der medizinische Bedarf ist überwältigend. Die Verletzungen sind oft entsetzlich. Vorfälle, in denen zahlreiche Verletzte auf einmal eingeliefert werden, sind schon fast Routine», sagt Claire San Filippo, Nothilfekoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Sudan. «Unser Team, das Spitalpersonal und die freiwilligen Helfer:innen haben unermüdlich gearbeitet, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Ohne die nötige Sicherheit ist es untragbar, unsere Arbeit fortzusetzen, wenn das Leben unserer Mitarbeitenden und Patient:innen bedroht ist».

Das Al-Baschir-Spital ist eines der letzten funktionierenden Spitäler im Süden Khartums, das eine kostenlose medizinische Versorgung anbietet. Seit Ende September ist die Zahl von Verletzten im Zuge der Eskalation der Kämpfe stark angestiegen. Gleichzeitig verzeichneten die Teams von Ärzte ohne Grenzen eine Zunahme von Fällen in der Kinder- und Geburtshilfe, da andere Gesundheitseinrichtungen schliessen oder ihre Leistungen reduzieren mussten. Auch haben Mitarbeitende der Organisation auf Ausbrüche von Cholera, Malaria und Dengue-Fieber reagiert und ein besorgniserregendes Ausmass an Mangelernährung festgestellt. 

Das Spital hatte bereits zuvor mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Oktober 2023 wurden alle Operationen vorübergehend eingestellt, nachdem die sudanesischen Streitkräfte die Versorgung mit chirurgischem Material blockiert hatten.  

Ärzte ohne Grenzen arbeitet weiterhin in elf Bundesstaaten im Sudan. Die Organisation hofft darauf, dass sich die Bedingungen schnellstmöglich so verändern, dass sie die medizinische Arbeit im zentralen Al-Baschir-Spital wieder aufnehmen kann. Zwischen Mai 2023 und Dezember 2024 wurden 25’585 Patient:innen in der Notaufnahme behandelt, 9’000 davon mit Gewaltverletzungen wie Schusswunden.