Sudan: Extremes Ausmass von Mangelernährung in Camp Samsam

Frau wird gewogen bei einer Untersuchung im Ärzte Ohne Grenzen Spital im ZamZam Camp, 15 km südöstlich der Stadt El Fasher, Sudan. Hier leben mehr als 300 000 geflüchtete Menschen. Nord-Darfur, Februar 2024.

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Die Ernährungskrise im Samsam Camp im Sudan spitzt sich weiter zu. Als Reaktion auf die Situation hat Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) die Hilfe ausgeweitet.

«Die Lage im Samsam Camp ist kritisch und das Ausmass des Leids ist enorm», sagt Claire Nicolet, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Sudan. «Dies ist seit drei Monaten bekannt. Dennoch wurde nicht annähernd genug getan, um den Menschen zu helfen, die um ihr Überleben kämpfen. Die alljährlich wiederkehrende saisonale Nahrungsmittelknappheit rückt nun zusätzlich näher. Es ist zu befürchten, dass sich die Ernährungskrise in den kommenden Wochen noch weiter verschärft.»

Eine Schnellstudie zu Ernährung und Sterblichkeit hatte Anfang Januar verheerende Ergebnisse gezeigt. Im Anschluss daran untersuchte Ärzte ohne Grenzen im März und April mehr als 63 000 Kinder unter fünf Jahren sowie schwangere und stillende Frauen auf Mangelernährung. Dieses Massenscreening bestätigte, dass im Samsam Camp in Nord-Darfur eine katastrophale und lebensbedrohliche Ernährungskrise herrscht.  

Mutter und Kind bei der Untersuchung von einer unserer Ärzt:innen im ZamZam Camp. Bei fast einem Viertel der im Camp untersuchten Kinder wurde eine akute Mangelernährung festgestellt. Februar 2024.

Mutter und Kind bei der Untersuchung von einer unserer Ärzt:innen im ZamZam Camp. Bei fast einem Viertel der im Camp untersuchten Kinder wurde eine akute Mangelernährung festgestellt. Februar 2024.

© Mohamed Zakaria

30 Prozent der untersuchten Kinder litten an akuter Mangelernährung. Obwohl bereits im Februar, als die Ergebnisse der Schnellstudie veröffentlicht wurden, dringend um Unterstützung gebeten wurde, ist Ärzte ohne Grenzen noch immer fast die einzige internationale Hilfsorganisation, die auf diese enorme Krise reagiert. Besonders die Vereinten Nationen sind gefordert, eine Ausweitung der Ernährungskrise zu verhindern.  

Ohne Zweifel gibt es grosse Herausforderungen dabei, im Sudan humanitäre Hilfe zu leisten. Doch es ist möglich.

Claire Nicolet, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Sudan

Eskalierende Gewalt in Nord-Darfur

Neben der Ernährungskrise gefährden die aktuellen Kampfhandlungen die Sicherheit und Gesundheit von Hunderttausenden Menschen. Angesichts der eskalierenden Gewalt in Nord-Darfur behandelten Mitarbeitende der Organisation in den vergangenen zwei Wochen mehr als 100 Kriegsverletzte im South Hospital in Al-Faschir. Viele der Patient:innen waren mit Schusswunden in die Klinik gekommen. 

Ärzte ohne Grenzen hat die Hilfe vor Ort zuletzt ausgeweitet und eine zweite Klinik eröffnet, mehr als 11 000 Kinder in sein Ernährungsprogramm aufgenommen und ein provisorisches Spital mit 35 Betten zur Behandlung der kritischsten Fälle eröffnet. Derzeit sind alle Betten voll belegt, und unter den Patient:innen befinden sich 19 Kinder mit schwerer Mangelernährung und drei mit Verdacht auf Masern. Ärzte ohne Grenzen plant auch eine Impfkampagne gegen Masern und wird die Hilfe auf die Unterstützung von Schwangeren ausweiten. Dies reicht jedoch nicht aus, um den Bedarf zu decken. 

Mütter mit ihren Kindern im Wartesaal unseres Spitals. Februar 2024.

Mütter mit ihren Kindern im Wartesaal unseres Spitals. Februar 2024.

© Mohamed Zakaria

Die humanitäre Hilfe muss dringend aufgestockt werden, damit eine noch schlimmere Ernährungskrise abgewendet werden kann. Dazu ist es unerlässlich, dass die Kriegsparteien Massnahmen ergreifen, um einen sicheren Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Ausserdem müssen sie den Schutz der Zivilbevölkerung, medizinischer Einrichtungen und medizinischen Personals sicherstellen.