Südsudan: MSF fordert Schutz der Zivilbevölkerung und mehr humanitäre Hilfe

Malakal, après l'attaque des 17 et 18 février derniers.

Südsudan3 Min.

MSF verurteilt die inakzeptable Gewalt aufs Schärfste und ruft die Konfliktparteien dazu auf, die Zivilbevölkerung bestmöglich zu schützen.

Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) verurteilt den schockierenden Angriff auf die UN-Schutzzone in Malakal vom 17. und 18. Februar von neuem und ruft zum Schutz der Zivilbevölkerung auf. Der Angriff ist ein weiteres erschreckendes Beispiel für die Brutalität des zweijährigen Konflikts, der von fehlendem Respekt vor dem Leben und der Würde der südsudanesischen Bevölkerung geprägt ist. 
Zahlreichen faktischen Berichten zufolge, die MSF nach den Kämpfen in der Schutzzone von Malakal erhalten hat, wurde einer der beiden verstorbenen Mitarbeiter von MSF getötet, während er versuchte, Verletzten Hilfe zu leisten. MSF erhielt auch Berichte, die darauf hinweisen, dass weitere Menschen, die versuchten, Flammen zu löschen oder den Verwundeten zu helfen, gezielt angegriffen oder beschossen wurden. Diese brutalen Gewaltakte ereigneten sich vor dem Hintergrund einer seit zwei Jahren anhaltenden Atmosphäre wahlloser Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Südsudan.
«Diese unverschämte Gewalt und Terrorisierung von Zivilisten muss aufhören. Wir sind nach dem sinnlosen Tod unserer zwei Kollegen untröstlich », erklärt Raquel Ayora, Leiterin der Einsätze von MSF. «Die Gewalt in der UN-Schutzzone in Malakal zeigt klar auf, dass der Schutz der Zivilbevölkerung und die Leistung humanitärer Hilfe nur erfolgen kann, wenn alle Konfliktparteien ihre Vorgehensweise ändern. Der Überlebenskampf der Zivilbevölkerung in dieser humanitären Krise inmitten von völligem Chaos, wie wir das vor zwei Wochen erlebt haben, darf nicht einfach hingenommen werden. Alle Akteure, in deren Macht es liegt, diesem Chaos ein Ende zu setzen und menschliches Leben zu schützen, müssen handeln.»

MSF behandelte über 100 Verletzte nach Angriff vom Februar

Während der Kämpfe haben bewaffnete Täter absichtlich und flächendeckend humanitäre Einrichtungen und Unterkünfte von Vertriebenen in der Schutzzone zerstört. Die 47‘000 Menschen im Lager haben bereits zwei Jahre voller Gewalt erlebt und mussten in einem überfüllten UNMISS-Lager unter unmenschlichen Bedingungen Zuflucht suchen. Als Folge dieses Angriffs haben viele Menschen nun gar nichts mehr. MSF bestätigte mindestens 19 Todesfälle, darunter zwei südsudanesische Mitarbeiter von MSF. Insgesamt wurden 108 Verletzte im Spital von MSF aufgenommen, davon 46 mit Schussverletzungen. Die gefährdete Bevölkerung wird noch monatelang unter den Folgen leiden und nun vermehrt humanitäre Hilfe benötigen.
«Die Menschen sind verängstigt. Alle versammeln sich in jenen Teilen des Lagers, die sie als sicher erachten », sagt Ayora. «Die Notlage und die medizinischen Bedürfnisse werden anwachsen, wenn die Sicherheit und die Lebensumstände im Lager nicht rasch verbessert werden.»

Tausende halten sich in Teilen des Lagers auf, die nicht als Unterkunft geeignet sind

Derzeit halten sich tausende Menschen in Teilen des Lagers auf, die dafür nicht geeignet sind. Die Bevölkerung hat nur etwa zehn Liter Wasser pro Tag und Person zur Verfügung, es gibt kaum Unterkünfte und nur wenige Sanitäranlagen. Im Spital von MSF behandeln die medizinischen Teams Krankheiten, die auf diese schwierigen Lebensbedingungen zurückzuführen sind – etwa Atemwegserkrankungen, Durchfall und Malaria. Rund 4‘500 Menschen, die ursprünglich in dem Lager untergebracht waren, leben jetzt in der Stadt, wo es kaum Zugang zu humanitärer Hilfe gibt. MSF verurteilt die inakzeptable Gewalt und ruft die Konfliktparteien dazu auf, die Zivilbevölkerung bestmöglich zu schützen.
Im Spital von MSF in Malakal ist derzeit ein Team aus zwölf internationalen sowie 100 südsudanesischen Mitarbeitern tätig, die dringend benötigte medizinische Hilfe bieten. Im Südsudan betreibt die Hilfsorganisation 17 Hilfsprogramme und leistet Nothilfe für alle Menschen in Not – unabhängig von politischer oder ethnischer Zugehörigkeit. 2015 behandelte MSF mehr als 800‘000 Menschen im Südsudan.