Tuberkulose: Endlich ist ein wichtiges Medikament zu erschwinglichen Preisen erhältlich
© Negin Allamehzadeh
Tuberkulose 2 Min.
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) begrüsst die Ankündigung des Pharmaunternehmens Johnson & Johnson, sein sekundäres Patent auf Bedaquiline in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nicht durchzusetzen. Damit macht der Konzern den Weg frei für die Produktion von Generika zur Behandlung von resistenter Tuberkulose.
Besonders für Menschen mit resistenter Tuberkulose in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen kann dieser Entscheid lebensrettend sein.
Dieser grosse Erfolg bestätigt die anhaltenden Bemühungen von Aktivist:innnen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und auch von Ländern, die die öffentliche Gesundheit über Firmen-Interessen stellen.
Dass die südafrikanische Wettbewerbskommission im September eine Untersuchung gegen Johnson & Johnson einleitete, hat zweifelsohne auch den Druck auf das Unternehmen erhöht. In Südafrika wird Johnson & Johnson im Zusammenhang mit überhöhten Preisen für Bedaquiline und sogenanntem Evergreening von Patent:innen geprüft.
Das Patent von Johnson & Johnson auf Bedaquiline war nach 20-jähriger Laufzeit im Juli dieses Jahres ausgelaufen. Damit hätte eigentlich die Produktion von Bedaquiline-Generika beginnen sollen und deutlich mehr Tuberkulose-Patient:innen behandelt werden können. Mit dem Einstieg von Generika-Herstellern in den Markt ist zu erwarten, dass der Preis von Bedaquiline um rund 67 Prozent sinkt. Er läge dann bei 0.50 US-Dollar statt 1.50 US-Dollar pro Tablette. Allerdings hält das Unternehmen in einigen Ländern ein zweites, sogenanntes Sekundärpatent und verhinderte damit bisher in vielen Ländern die Produktion von Generika.
Sekundärpatente werden pharmazeutischen Unternehmen für Arzneimittel erteilt, die denen ähneln, die sie bereits patentiert haben. Ein Versuch des Konzerns in Indien, das gesamte Bedaquiline-Patent auf Grundlage des Sekundärpatents um weitere vier Jahre zu verlängern, scheiterte nach einer Klage: Nandita Venkatesan aus Indien und Phumeza Tisile aus Südafrika, die selbst Tuberkulose und die Behandlung mit den älteren Medikamenten mit starken Nebenwirkungen überlebt haben, fochten das Zusatzpatent von Johnson & Johnson an und bekamen Recht.
In den letzten zehn Wochen hat sich die Lage im Hinblick auf Tuberkulose grundlegend geändert.
«Johnson & Johnson hat den Preis gesenkt und jetzt angekündigt, die sekundären Patente für Bedaquiline nicht durchzusetzen; der Hersteller Cepheid und sein Mutterkonzern Danaher haben nach über zehn Jahren Druck endlich den Preis für wichtige Tuberkulosetest um 20 Prozent gesenkt; und die Regierungen haben sich in einer Erklärung vor der UN verpflichtet, diese neuen und verbesserten Tuberkulosemittel den Menschen zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen», erklärt Christophe Perrin.
Tuberkulose ist die tödlichste Infektionskrankheit weltweit. Jedes Jahr sterben rund 1,6 Millionen Menschen an der behandelbaren Krankheit. Daher ist es ausschlaggebend, dass präventive Massnahmen, Diagnostika und Medikamente bezahlbar und damit für alle zugänglich sind, die sie benötigen.
© Negin Allamehzadeh