Aus Angst vor Bomben: Menschen fürchten sonniges Wetter
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Syrien1 Min.
Laut UN-Angaben wurden alleine seit dem 1. Dezember letzten Jahres mehr als 300 000 Menschen durch Kampfhandlungen vertrieben, hauptsächlich aus dem Süden von Idlib. Im nördlichen Teil von Idlib, nahe der türkischen Grenze, lebten bereits rund 1,5 Millionen schutzbedürftige Menschen. Die Vertriebenen sind verängstigt und fühlen sich entwurzelt. Aufgrund der begrenzten Unterbringungsmöglichkeiten und kalten Wintertemperaturen ist ihre Situation besonders schwierig.
«Wir hören verstörende Geschichten, wenn wir mit unseren mobilen Kliniken unterwegs sind», berichtet einer unserer Logistik-Manager. «Trotz Wintertemperaturen erzählen uns die Menschen, dass sie sonnige Tage fürchten; für sie ist das ein schlechtes Zeichen. Denn die Flugzeuge werfen Bomben ab, wenn der Himmel klar ist. Deshalb bevorzugen sie Tage, die kalt, neblig und regnerisch sind.»
Traurigkeit und Verzweiflung bei den Vertriebenen
«In den Camps erlebt man viel Traurigkeit und Verzweiflung», fährt der Logistik-Manager fort. «Ich habe mit einem Mann gesprochen, der in einer Reihe auf eine Hilfsgüterverteilung wartete. Ich fragte ihn nach seinen Hoffnungen und Plänen für die Zukunft. Seine Stimme zitterte als er mir von seinem grössten Wunsch erzählte: dass seine Familie diesmal zum letzten Mal fliehen musste. Was kann man darauf entgegnen?»
Teams von Ärzte ohne Grenzen betreiben im Nordwesten Syriens vier mobile Kliniken, die in mehr als 15 Vertriebenenlagern und informellen Siedlungen medizinische Hilfe leisten. Sie behandeln etwa 4500 Patienten pro Monat, die Hälfte von ihnen sind Kinder unter 15 Jahren. Die Teams verteilen auch Hilfsgüter in den Lagern und kümmern sich um Wasserversorgung und Sanitäranlagen. Eine spezialisierte Klinik im Nordwesten Syriens behandelt zudem Opfer von Verbrennungen, eine häufig vorkommende Verletzung. In der Klinik werden Operationen wie Hauttransplantationen, Physiotherapie und psychologische Hilfe angeboten. Die Teams unterstützen zudem mehrere Spitäler und Gesundheitseinrichtungen in den Provinzen Idlib und Aleppo.
Um von politischem Einfluss jeglicher Konfliktpartei unabhängig zu sein, finanziert Ärzte ohne Grenzen die Hilfe in Idlib ausschliesslich aus Privatspenden und nimmt keine staatlichen oder UN-Gelder an. Ärzte ohne Grenzen ist kein Implementierungspartner von UN-Organisationen und arbeitet unabhängig von ihnen.
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