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Mobile Einsatzkräfte bringen medizinische Hilfe in das syrische Ost-Ghuta
Nach dem Sturz von Assad, der das Land 24 Jahre lang regierte, erlangte Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) erstmals nach über zehn Jahren wieder Zugang zu Damaskus. Die Organisation bietet medizinische Grundversorgung an, etwa die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen.
Es war erschütternd, Ost-Ghuta mit eigenen Augen zu sehen. Das Ausmass der Zerstörung ist enorm. Die Menschen leben in grösster Armut und sind am Ende ihrer Kräfte. Sie brauchen dringend medizinische Versorgung.
Die Lebensbedingungen sind schwierig, es fehlt an sauberem Wasser, Lebensmitteln, sanitärer Infrastruktur und Möglichkeiten, die Häuser zu heizen. Das alles macht die Menschen gesundheitlich sehr anfällig. «Obschon der medizinische Bedarf so gross ist, sind die Menschen komplett sich selbst überlassen. Oft ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, medizinische Versorgung zu erhalten», sagt Bilal Alsarakibi, unsere medizinische Expertin in Syrien.

Ost-Ghuta war einst eine grüne Oase. Auf einer Fläche von 110 km2 prägten Obstbäume und landwirtschaftliche Betriebe das Bild, die Region spielte eine wichtige Rolle bei der Nahrungsmittelproduktion. Nach den jahrelangen Luftangriffen durch die frühere Regierung ist davon nicht viel übrig geblieben: Überall verwüstetes Land, die darauf verstreuten Gebäude haben weder Dächer noch Fenster und sind ohne jedes Leben. Trotzdem probieren die Familien, irgendwie zurechtzukommen.
Ein neues Kapitel der Hoffnung
Wir versuchten bereits während der Herrschaft von Assad mehrmals, nach Ost-Ghuta zu gelangen. Doch den Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen wurde wiederholt die Einreise verweigert, was dazu führte, dass den Menschen dringend benötigte medizinische Versorgung verwehrt blieb. Jetzt sind unsere Teams mit mobilen Kliniken in mehreren Städten in Ost-Ghuta unterwegs, so etwa in Duma, Harasta, Zamalka, Hamoria, Ein Tarma und Kafr Batna, und bieten der Bevölkerung medizinische Grundversorgung an.
Wenn die Menschen krank werden oder sich verletzen, haben sie kaum Möglichkeiten, sich medizinisch versorgen zu lassen. Es gibt keine Ambulanzen und die Medikamente sind viel zu teuer. Mobile Kliniken sind deshalb eine grosse Hilfe. Könnten diese das ganze Gebiet abdecken, würde das den Menschen viel Mühe ersparen.
Besonders häufig behandeln unsere Teams Atemwegsinfektionen, Asthma und Magen-Darm-Erkrankungen aufgrund von verunreinigten Lebensmitteln. Es kommen auch Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in unsere Kliniken.
Gleichzeitig beurteilen unsere Teams die allgemeine gesundheitliche und humanitäre Lage in diesen Städten. Es geht darum, nach unserer jahrelangen Abwesenheit das Ausmass der Bedürfnisse zu erfassen.
Irgendwann gab es nichts mehr zu unterstützen
Als 2012 die Aufständischen die Kontrolle über Ost-Ghuta erlangten, begann die Belagerung durch die syrische Armee. Unablässig wurden Wohnhäuser, Märkte und Spitäler vom Boden und aus der Luft angegriffen. Das Verweigern von Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten wurde ganz gezielt als Kriegsmittel eingesetzt.
Während der Belagerung im Jahr 2013 verursachten die täglichen Luftangriffe zahlreiche Verletzte; viele Menschen verloren Gliedmassen. Die Ärzte gingen ins Ausland, weil die Löhne so tief waren. Die Auswirkungen sind noch immer spürbar.
Zwischen 2013 und 2018 unterstützte Ärzte ohne Grenzen das medizinische Personal in Ost-Ghuta aus der Ferne. Unsere Teams schickten Material und boten finanzielle Unterstützung sowie fachlichen Support an.
2013 halfen wir auf diese Weise 20 Kliniken und Spitälern. Mit der zunehmenden Gewalt ging diese Zahl stetig zurück, bis es 2018 nur noch eine einzige Klinik war. Die 19 anderen Einrichtungen waren entweder geschlossen oder dem Schicksal überlassen worden, wenn jeweils die damaligen Regierungsgruppen die Kontrolle über ein Gebiet übernahmen. Irgendwann gab es gar nichts mehr zu unterstützen.
«Die mobilen Kliniken verschaffen der Bevölkerung in Ost-Ghuta, die in den letzten Jahren so viel ertragen musste, zumindest etwas Erleichterung», so Alsrakibi. «Trotz allem haben die Menschen ihr Lächeln nicht verloren. Nach allem, was sie durchgemacht haben, brauchen sie nun Unterstützung, damit sie ihr Leben wieder aufbauen können.»