Burkina Faso: Vertriebene im Porträt
© Nisma Leboul/MSF
Burkina Faso3 Min.
Bis am 31. März 2023 sind vom Nationalen Rat für Nothilfe und Wiederaufbau (CONASUR) 2,06 Millionen intern vertriebene Personen registriert worden. Die Region Centre-Nord nimmt nach Sahel am meisten Binnenvertriebene auf.
Die Menschen mussten ihre Heimat wegen der Gewalt durch bewaffnete Gruppen verlassen. Auch in Kongoussi, einer der wichtigsten Städte der Region, kommt es regelmässig zu Angriffen dieser Gruppen, die von Burkina Fasos Sicherheitskräften abgewehrt werden. Hunderttausende Menschen aus den umliegenden Dörfern haben hier bereits Zuflucht gefunden, und ständig kommen neue dazu.
Ich habe mein ganzes Leben zurückgelassen.
Seit vier Monaten lebt er mit seinen Kindern in einem Camp in der Stadt Kongoussi. «Wir haben uns unter einem Baum unterhalten, als es eine Explosion gab. Da sind wir geflohen. Die Kleider, die ich heute trage, sind die gleichen, mit denen ich hier angekommen bin», erzählt Moussa.
Schwierige Lebensbedingungen
Die Lebensbedingungen sind sehr schwierig. Nahrung und Trinkwasser sind knapp, Gesundheitsversorgung ist nur begrenzt verfügbar. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières bieten medizinische Hilfe an, stellen Trinkwasser bereit und verteilen wichtige Hilfsgüter.
Dieser Zustrom von Vertriebenen ist auch für die Aufnahmegemeinden eine Belastung. Abidina und seine 16 Kinder sind bei einer Gastfamilie untergekommen. Die Reise, die die Familie von ihrem Heimatdorf Zana nach Kongoussi zurückgelegt hat, war beschwerlich und voller Hindernisse. Sie verbrachten fünf Monate in Bourzanga, ein Jahr in Rollo, und nun leben sie seit 41 Tagen im Camp Lasalle. Insgesamt waren sie 18 Monate und 11 Tage auf der Flucht; als Transportmittel diente ihnen lediglich ein Karren. Drei der Kinder sind zur Welt gekommen, während die Familie unterwegs war. Abidina behält die Hoffnung, auch wenn es schwierig ist für seine Kinder, die nicht zur Schule gehen können. Eines von ihnen, Azera, wurde unseren Teams in das Spital in Ouagadougou überwiesen, nachdem es von einem Motorrad angefahren worden war.
«Wir hatten es schwer vor unserer Ankunft in Kongoussi. Wir litten Durst und Hunger, unsere Reisebedingungen waren mehr als schwierig», erzählt Abidinas Frau.
Der «Club der Frauen» verbessert die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen
Als Teil der Hilfsmassnahmen haben unsere Teams unter anderem den «Club der Frauen» ins Leben gerufen. Im Camp Yennanga treffen sich seit fast einem Jahr jede Woche rund 259 vertriebene Mütter in Klubs. Das Ziel ist, mittels Aufklärungsveranstaltungen die Gesundheit der Mütter und Neugeborenen zu verbessern. Bis jetzt fanden 87 solche Veranstaltungen statt, bei denen mehr als 300 Mütter dabei waren.
Es gibt jeweils drei Gruppen: schwangere Frauen, stillende Frauen mit Babys von 0 bis 6 Monaten und stillende Frauen mit Babys von 7 bis 24 Monaten. Alle drei Monate werden auch Babyartikel verteilt. Ladifatou, 23 und Mutter von zwei Knaben, leitet einen dieser Klubs. Sie berät andere Mütter im Camp zu Themen wie reproduktive Gesundheit, Familienplanung, Impfungen oder teilweises Stillen. Seit der Eröffnung des Klubs gibt es keine Schwangerschaften in kurzen Abständen mehr; die Hygiene hat sich stark verbessert und die Mangelernährung ist zurückgegangen. Der Klub ist für viele Frauen, die dort mitmachen, lebensverändernd.
Der Klub ist ein Ort der Begegnung geworden. Ein Ort, wo man sich austauschen und neue Kraft schöpfen kann. Es ist wie eine Therapie.
«Die Vertriebenen» - Comic von El Marto
Im Januar 2023 hat der französisch-burkinische Comic-Zeichner Grégory Dabilougou mit Künstlernamen «El Marto» die Region besucht und die lokalen Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) bei ihrer täglichen Arbeit begleitet. Seine Erlebnisse hat er in der folgenden Comic-Reportage festgehalten.
Ärzte ohne Grenzen unterstützt das Gesundheitsministerium von Burkina Faso in Kongoussi und Kaya, den beiden Städten in der Region Centre-Nord, wo die meisten Vertriebenen Schutz suchen.
Unsere Teams setzen sich dafür ein, den Zugang zur medizinischen Versorgung der Binnenvertriebenen zu verbessern, auch wenn der Zugang zur Region immer schwieriger wird. Unsere Teams unterstützt die vertriebene Bevölkerung ebenfalls mit Trinkwasser und lebensnotwendigen Gütern.
© Nisma Leboul/MSF