COP27: MSF und IKRK besorgt über gesundheitliche Auswirkungen der Klimakrise

Des femmes collectent du bois à Rubkona, dans l'État d'Unity au Soudan du Sud. Les inondations ont dévasté la région et les activités génératrices de revenus comme la collecte de bois de chauffage sont de plus en plus difficiles. 01 mai 2022

Klimakrise4 Min.

Vor dem Start der Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten am kommenden Sonntag haben sich das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK), die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) beunruhigt über die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise gezeigt. Besonders für Menschen, die in Konfliktregionen leben oder über keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung verfügen, habe die Klimakrise schwere Folgen, heisst es in einer gemeinsamen Erklärung.

Der Klimawandel ist keine entfernte Bedrohung, er beeinträchtigt schon jetzt die Gesundheit der anfälligsten Bevölkerungsgruppen auf der ganzen Welt. Besonders verheerend sind die Auswirkungen für die Bevölkerung in Konfliktgebieten und für Menschen, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

Das IKRK, die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung und Ärzte ohne Grenzen arbeiten eng mit der Bevölkerung von Ländern zusammen, in denen das Zusammentreffen von Klimawandel, bewaffneten Konflikten und Gesundheitsnotlagen Realität ist. Von den 25 Ländern, die besonders unter der Erderwärmung leiden und am wenigsten in der Lage sind, die Folgen zu bewältigen, sind ein Grossteil gleichzeitig von bewaffneten Konflikten betroffen. An vielen dieser Orte haben die Menschen zudem kaum Möglichkeiten, an Gesundheitsversorgung zu kommen. Wenn es in Ländern mit begrenzten Nahrungsmittel-, Wasser- und Wirtschaftsressourcen zu Klimaschocks kommt, gefährdet dies das Leben, die Gesundheit und die Lebensgrundlage der Menschen.

Zum Beispiel in Somalia: Das Land, das seit drei Jahrzehnten unter bewaffneten Konflikten leidet, hat in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Dürren und Überschwemmungen erlebt, die die bereits prekäre Lage noch verschlimmert haben. Die Klimaschocks ereignen sich so häufig und mit solcher Heftigkeit, dass die Menschen sich kaum darauf einstellen können.

Auch im Südsudan und in der Sahelzone erforderten Überschwemmungen den Einsatz von Hilfsorganisationen, genauso wie zerstörerische Wirbelstürme in Madagaskar und Mosambik und schwere Dürren am Horn von Afrika. Die Klimakrise verschlimmert Gesundheits- und humanitäre Krisen zusätzlich.

Als Hilfsorganisation sind wir angesichts der aktuellen Lage und der Prognosen für die Zukunft sehr besorgt. Dürren, Überschwemmungen, Insektenplagen und sich verändernde Niederschlagsmuster können alle die Nahrungsmittelproduktion und die Lebensgrundlage der Menschen gefährden. Extreme Wetterereignisse wie Wirbelstürme, die unter anderem Gesundheitseinrichtungen zerstören, werden immer häufiger. Wir stellen bei tödlichen Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Cholera sich verändernde Muster fest. Bewaffnete Konflikte und Gewalt führen einerseits zu einem erhöhten Bedarf an medizinischer Hilfe – andererseits beeinträchtigen sie den Betrieb von medizinischen Einrichtungen.

Schon heute übersteigt der Bedarf die Möglichkeiten, was man dagegen tun kann. Bei dieser Krise geht es um Solidarität – aber immer stärker auch um eine moralische Pflicht. Die Welt kann die Menschen, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden, nicht einfach sich selbst überlassen.

Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen Schweiz

All das ereignet sich in einer Welt, die sich gegenüber der vorindustriellen Zeit um 1,2 Grad erwärmt hat. Und wir sehen aus erster Hand, wie ausgerechnet die anfälligsten Bevölkerungsgruppen den Preis dafür bezahlen – von einem Problem, das überwiegend von den reichsten Ländern weltweit verursacht wurde. Ein weiterer Temperaturanstieg wird katastrophale Folgen haben, wenn nicht dringend wirksame Gegenmassnahmen ergriffen werden und die am stärksten betroffenen Menschen und Länder Unterstützung bekommen, um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen.

Es braucht finanzielle und technische Unterstützung, die derzeit nicht in dem Masse geleistet wird, wie sie sollte. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Hilfsmassnahmen für die am wenigsten entwickelten Länder zu verstärken, doch es geht vergessen, dass mehrere dieser Länder auch von Konflikten betroffen sind und deshalb vorrangig behandelt werden sollten. Bislang wurden die Zusicherungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Unterstützung der am stärksten betroffenen Länder nicht eingehalten.

«Wir sehen die gravierenden Auswirkungen der Kombination von wachsenden Klimarisiken und bewaffneten Konflikten, sei dies in Afghanistan, Somalia, Mali oder Jemen. Unsere Hilfeleistungen an diesen Orten helfen der Bevölkerung im Umgang mit den Folgen der Klimakrise. Aber Hilfsorganisationen können die vielfältigen Herausforderungen dieses Problems nicht im Alleingang bewältigen. Ohne massgebliche finanzielle und politische Unterstützung für die schwächsten Länder wird sich die Situation noch verschärfen», mahnt Robert Mardini, Generaldirektor des IKRK.

Wir fordern deshalb die Regierungen weltweit dazu auf, ihren Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen und aus der Agenda 2030 nachzukommen und sicherzustellen, dass anfällige Bevölkerungsgruppen und die Menschen in Konfliktgebieten angemessene Unterstützung erhalten, um mit den Folgen der globalen Erwärmung umzugehen. Wir müssen gemeinsam Lösungen finden und dafür sorgen, dass in Krisengebieten ausreichend Mittel für Klimamassnahmen zur Verfügung stehen. Wir lassen niemanden im Stich.