Dengue-Fieber mit Mücken bekämpfen: Vielversprechende Ergebnisse

Teresa Arteaga beteiligt sich in ihrem Viertel Canaán an der Freisetzung von Wolbachia-tragenden Moskitos, zusammen mit Lorena Rodriguez, unsere Hauptverantwortlichen für Gesundheitsförderung.

Honduras2 Min.

Der Himmel über El Manchén ist so blau wie immer. Der Vorort von Honduras Hauptstadt ist geschäftig – wie immer: Die Menschen gehen zur Arbeit, Autos hupen im zähfliessenden Verkehr. Auf den ersten Blick ist in diesem dicht bevölkerten Quartier alles so wie vor einem Jahr. Doch seitdem hat ein Team von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hart an einer mikroskopisch kleinen Veränderung gearbeitet, die Leben retten könnte.

Ein vor Kurzem durchgeführter Test belegt, dass acht von zehn Stechmücken in El Manchén Träger von Wolbachia sind – einem harmlosen Bakterium, das man in 50 Prozent aller Insekten nachweisen kann. Noch vor einem Jahr war keine der Mücken vor Ort Trägerin des Bakteriums.

Das ist daher wichtig, weil Wolbachia die Wahrscheinlichkeit, dass die Mücken Krankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen, stark reduziert. Weltweit infizieren sich gemäss Schätzungen jährlich 100 bis 400 Millionen Menschen mit der potenziell tödlichen Krankheit. Das Team des Arbovirus Prevention Project von Ärzte ohne Grenzen liess letztes Jahr über acht Millionen Mücken, die mit dem Bakterium infiziert wurden, in El Manchén frei. Die Hoffnung: Die Mücken gedeihen gut, vermehren sich und geben Wolbachia an ihre Brut weiter, sodass die Dengue-Infektionen in dem Gebiet stark zurückgehen.

Aber es kann auch eine Menge schief gehen. «Da wir viele Mücken in dem Gebiet freiliessen, gab es immer mehr von ihnen, was die Menschen vor Ort stresste. Gleichzeitig kam es zu einem weiteren Dengue-Ausbruch in der Hauptstadt. Das machte es schwieriger, mit dem Dengue-Thema an die Menschen heranzutreten. Wir involvierten sie dann direkt in unsere Aktivitäten und konnten das Projekt so wie geplant durchführen», sagt Edgar Boquín, der Koordinator des Projekts

Wir haben mit Gemeinden vor Ort, den Gesundheitsbehörden von Honduras, der National Autonomous University of Honduras (UNAH) und dem World Mosquito Program (WMP) zusammengearbeitet. Echtes Teamwork! Es war das erste Mal, dass Ärzte ohne Grenzen und das WMP bei der Bekämpfung der Ausbreitung von durch Arboviren verursachten Krankheiten wie Dengue zusammenarbeiten. Dank der Miteinbeziehung der Bevölkerung und der fachlichen Unterstützung des WMP konnte das Vorhaben verwirklicht werden.

Edgar Boquín, Projektkoordinator für MSF
Im Rahmen ihrer Strategie haben unsere Teams Motorräder eingesetzt, um Wolbachia-tragende Moskitos in El Manchén freizusetzen. Jeder der Helfer hat rund 20 Gläser gefüllt mit Wolbachia-tragenden Moskitos transportiert. Sechs Monate lang wurden täglich solche Freisetzungen durchgeführt. Insgesamt wurden mehr als 8 Millionen Moskitos freigesetzt.

Im Rahmen ihrer Strategie haben unsere Teams Motorräder eingesetzt, um Wolbachia-tragende Moskitos in El Manchén freizusetzen. Jeder der Helfer hat rund 20 Gläser gefüllt mit Wolbachia-tragenden Moskitos transportiert. Sechs Monate lang wurden täglich solche Freisetzungen durchgeführt. Insgesamt wurden mehr als 8 Millionen Moskitos freigesetzt.

© Martín Cálix/MSF

Also hat es funktioniert?

Der Vorort El Manchén wies früher eine der höchsten Erkrankungsraten der Hauptstadt auf. Im vergangenen Jahr gab es weniger Fälle als in vorigen Jahren und niedrigere Erkrankungsraten im Vergleich zu anderen Stadtteilen.

«Noch ist es jedoch zu früh, um von einem Erfolg zu sprechen», fügt Boquín vorsichtig hinzu. «Im September testeten wir 294 Moskitos und konnten bei 85,7 Prozent Wolbachia nachweisen. Ein erfreuliches Ergebnis! Allerdings nur ein vorläufiges. Im ersten Quartal 2025 werden endgültige Tests durchgeführt. Sie werden uns Aufschluss darüber geben, inwieweit diese Strategie dazu beigetragen hat, die Auswirkungen des Denguefiebers in El Manchén zu verringern.»

Auch wenn Boquín sich vor zu viel Enthusiasmus hütet, ist er zuversichtlich. «Es ist auf jeden Fall vielversprechend», sagt er mit einem zufriedenen Lächeln.

«Ich denke, die Wolbachia-Methode wird uns in Zukunft ein effektives Instrument an die Hand geben, um Dengue-Erkrankungen in Honduras zu reduzieren. Lange konnten wir sehen, wie die Menschen unter Dengue litten, aber jetzt hören wir positive Geschichten aus der Gemeinschaft und dass sich nach der Freisetzung von Wolbachia etwas ändert. Das gibt denjenigen Hoffnung, die selbst an Dengue erkrankt sind oder erlebt haben, wie jemand, der ihnen nahe stand, krank wurde.»