Eine halbe Million sudanesische Geflüchtete im Osten des Tschads sind auf humanitäre Hilfe angewiesen
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Tschad2 Min.
Die Welt darf nicht wegsehen: Eine halbe Million sudanesische Geflüchtete im Osten des Tschads sind auf humanitäre Hilfe angewiesen - Stellungnahme von Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF).
Als humanitärer Helfer habe ich auf der ganzen Welt gearbeitet. Was ich jedoch diese Woche in den Geflüchtetencamps im Osten des Tschads gesehen habe, hat mich tief getroffen. Die umfangreiche Vertreibung von Menschen aus dem Sudan und die Geschichten der Geflüchteten sind sehr schwer zu ertragen. Viele, die hier Zuflucht suchen, sind auf sporadische und unzureichende humanitäre Hilfe angewiesen. Dieser Zustand ist unhaltbar.
Trotz der Anstrengungen humanitärer Organisationen und der gastfreundlichen Gesten der Regierung des Tschads ist die Lage dramatisch. Mangelnder Zugang zu Nahrung, Wasser und Unterkunft sowie bedenkliche hygienische Zustände stellt einen täglichen Überlebenskampf dar. Im Camp in Adré und den umliegenden Gebieten leben rund 150 000 Menschen unter schwierigsten Bedingungen.
Die Lebensmittelausgaben erfolgen unregelmässig, und die Menge reicht nur für ein paar Wochen. Darüber hinaus erhalten nicht alle diese Lebensmittel. In Adré teilen sich bis zu 400 Menschen nur eine Latrine. Trotz der Lieferung von einer halben Million Liter Wasser erhalten die Geflüchteten nur sechs bis acht Liter pro Tag und Person. Es mangelt an Wasser für grundlegende Bedürfnisse und geeigneten Behältern zur Lagerung.
Unsere Teams beobachten zahlreiche Fälle von Mangelernährung, Durchfall und Malaria. Zusammen mit anderen Partnerorganisationen versucht Ärzte ohne Grenzen ausreichend Unterstützung zu gewährleisten, damit wir nicht in einigen Monaten erneut mit einer katastrophalen Situation konfrontiert sind. Die geflüchteten Menschen können die nächsten paar Monate überleben, aber was wird danach passieren?
Es gibt viele Organisationen vor Ort, aber sie haben nicht die finanziellen Ressourcen, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Wir brauchen Geberländer, um Organisationen vor Ort zu helfen und elementare Bedürfnisse wie ein Dach über dem Kopf sowie Wasser und Nahrung zu befriedigen.
Vor allem Frauen und Kinder leiden unter dieser Krise. Viele von ihnen haben auf ihrer Flucht Gewalt erlebt. Sie berichten von unsäglichen Qualen - Familienmitglieder wurden getötet, Frauen mussten grausame Entführungen und sexuelle Gewalt ertragen, ihre Häuser wurden niedergebrannt. Ihre einzige Hoffnung ist es, in Tschad einen sicheren Hafen zu finden und unter anständigen und würdigen Bedingungen leben zu können.
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