Gaza: Psychologische Schulung für Mitarbeitende
Palästinensische Autonomiegebiete2 Min.
Die neue Schulung mit dem Titel «Helping Helpers» gibt Mitarbeitenden im Bereich psychische Gesundheit in Gaza die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu reflektieren und ihre Praxis zu hinterfragen. So soll ein Erfahrungsaustausch über psychische Gesundheit angeregt werden, bei dem Kolleg:innen untereinander Lösungen für konkrete Probleme sondieren, mit denen sie im Berufsalltag konfrontiert sind.
In einem Kurssaal in Gaza-Stadt nimmt eine Gruppe von Gesundheitsfachleuten an einer Schulung zum Thema psychische Gesundheit teil. Mahmoud und Hana, Psycholog:innen bei Ärzte ohne Grenzen verteilen Unterlagen und präsentieren das Programm des Tages. Die Schulung trägt den Titel «Helping Helpers» und wird von Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium ausgerichtet.
Die letzten drei Jahre gingen an die Substanz, vor allem aufgrund der Covid-19-Pandemie. Unsere Teams waren ausserdem «an der Front» mit dabei, als im Mai 2021 und im August 2022 die Gewalt erneut aufflammte: Sie versorgten die in den israelischen Bombenangriffen verletzten und vom Krieg traumatisierten Menschen.
«Helping Helpers» bietet einen sicheren Raum für Gespräche über die Bedeutung von psychischer Gesundheit für das Gesundheitspersonal. An diesem Kurstag geht es um den Umgang mit Wut und Stresssituationen, persönliche Betreuung und das Überbringen von schlechten Nachrichten.
Antonella Pozzi, Verantwortliche für psychologische Aktivitäten bei Ärzte ohne Grenzen, erläutert: «Unsere Organisation hat diese Aktivität in Gaza in die Wege geleitet, weil unser medizinisches und nicht-medizinisches Personal es hier mit einer Zielgruppe zu tun hat, die permanent traumatischen Ereignissen ausgesetzt ist.»
Jeden Tag haben wir es mit körperlich und geistig erschöpften Menschen zu tun. Sie brauchen Menschen an ihrer Seite, die sie medizinisch versorgen und ihre Probleme ernst nehmen.
In Gaza arbeitet das Gesundheitspersonal in einem extrem schwierigen Umfeld. Die seit 15 Jahren dauernde Blockade und das wiederholte Aufflammen der Gewalt lähmen das Gesundheitssystem. Diese Kombination von Faktoren hat dazu geführt, dass weniger medizinisches Personal und Betten in den Spitälern bereitstehen. Dazu kommt es aufgrund der von den israelischen Behörden verhängten Importbeschränkungen in den Spitälern häufig zu Engpässen beim medizinischen Material. Im August 2022 hat die mehrtägige Schliessung der Grenzen die Einfuhr von grundlegenden Medikamenten und medizinischen Geräten verhindert und eine schwere Treibstoffknappheit ausgelöst.
Das Feedback des Leiters einer Physiotherapie-Abteilung in einem Kinderspital zur «Helping Helpers»-Schulung ist positiv: «Diese Kurstage haben uns wirklich geholfen, die psychologische Leere, die Erschöpfung, den Überdruss und die Routine zu überwinden. Wir haben neue Konzepte kennengelernt, Lösungen für einige der – sehr menschlichen – Probleme gefunden, mit denen wir zu Hause, in der Arbeit und im Kontakt mit Kolleg:innen und Patient:innen konfrontiert sind.»