Mosambik: Nach dem Zyklon fehlt es an Trinkwasser und medizinischer Hilfe – massiver Noteinsatz von MSF
© Pablo Garrigos/MSF
Mosambik6 Min.
Knapp zwei Wochen nach dem Zyklon Idai fehlt es Hunderttausenden Menschen in Mosambik an sauberem Trinkwasser und an medizinischer Hilfe. Das Ausmass der Not ist enorm, Ärzte ohne Grenzen weitet die Präsenz in dem Land massiv aus.
Mehr als 60 internationale und zahlreiche mosambikanische Mitarbeitende sind in der Küstenstadt Beira im Einsatz, täglich werden die Teams verstärkt. Die Teams haben in wiederhergerichteten Gesundheitszentren und in mobilen Kliniken bereits Hunderte Erkrankte behandelt. Das medizinische Personal befürchtet in den kommenden Tagen und Wochen einen dramatischen Anstieg an Krankheiten.
Notfallfonds
Jetzt spendenEs fehlt an sauberem Wasser
«Der Zyklon hat die Wasserversorgung der Stadt erheblich beschädigt, so dass viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben», sagt Gert Verdonck, Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Beira. «Das bedeutet, dass die Menschen keine andere Wahl haben, als aus verunreinigten Brunnen zu trinken; andere trinken sogar aus Pfützen am Strassenrand. Immer mehr Patienten leiden deshalb an Durchfall. In den von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Gesundheitszentren gab es in den vergangenen Tagen Hunderte von Patienten mit akutem wässrigem Durchfall.
Die extremen Verheerungen werden in den kommenden Tagen und Wochen wahrscheinlich zu einem dramatischen Anstieg von Krankheiten führen, darunter Haut- und Atemwegsinfektionen, Malaria und Krankheiten, die durch unsauberes Wasser verursacht werden. Darüber hinaus funktioniert auch die reguläre örtliche Gesundheitsversorgung, etwa für HIV-Patienten oder Schwangere, nicht mehr.»
Der Zyklon hat die Wasserversorgung der Stadt erheblich beschädigt, so dass viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Das bedeutet, dass die Menschen keine andere Wahl haben, als aus verunreinigten Brunnen zu trinken, andere trinken sogar aus Pfützen am Strassenrand.
Ausbruch von Krankheiten: Es braucht gross angelegte Nothilfeeinsätze
In den überschwemmten Gebieten müssen mehr als eine Million Menschen ihr Leben neu aufbauen. Die meisten sind für ihr Überleben auf Hilfe angewiesen. Um auf die massiven Überschwemmungen und die Verheerungen des Zyklons zu reagieren, müssen die Nothilfeeinsätze entsprechend gross angelegt werden. Ärzte ohne Grenzen hat sein gesamtes Krisenreaktionssystem hochgefahren und wird den Einsatz weiter vergrössern.
In Beira behandeln die Teams von Ärzte ohne Grenzen in drei Gesundheitszentren gemeinsam mit Angestellten des mosambikanischen Gesundheitsministeriums Patientinnen und Patienten mit akutem wässrigen Durchfall. Es ist überlebenswichtig, bei diesen Patientinnen und Patienten den Wasserverlust oral oder durch Infusionen auszugleichen. Logistikerinnen und Logistiker reparieren die Schäden an den Einrichtungen. Mit neu ankommenden Mitarbeitenden wird diese Hilfe auf mindestens ein viertes Gesundheitszentrum ausgeweitet werden.
Mobile Teams, bestehend aus medizinischem Personal und Mitarbeitenden für die gesundheitliche Aufklärung, besuchen ärmere Teile von Beira und einige der 37 Transitzentren, in denen Menschen Zuflucht suchen, deren Häuser zerstört wurden oder die aus überschwemmten Gebieten ausserhalb von Beira gerettet wurden.
Bislang behandelten die mobilen Teams vor allem Durchfälle, Atemwegs- und Hauterkrankungen, infizierte Wunden sowie Verletzungen, die sich Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser zugezogen haben. Patienten, die eine umfassendere medizinische Versorgung brauchen, bringt Ärzte ohne Grenzen ins Spital oder in nahegelegene Gesundheitszentren.
Unterstützung der Cholera-Bekämpfung
Notfallfonds
Jetzt spendenDie Regierung von Mosambik hat die ersten Fälle von Cholera in der Küstenstadt Beira offiziell bestätigt. Gert Verdonck, Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen, berichtet aus Beira: «Angesichts der Wassermassen, die während des Zyklons durch Beira geflossen sind und angesichts der enormen Schäden ist es nicht überraschend, dass wir nun mit dem Ausbruch von Krankheiten wie Cholera, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden, konfrontiert sind. Ärzte ohne Grenzen unterstützt das mosambikanische Gesundheitsministerium bereits dabei, Patientinnen und Patienten, die vermutlich an Cholera erkrankt sind, in drei Gesundheitszentren zu behandeln.»
Angesichts der Wassermassen, die während des Zyklons durch Beira geflossen sind und angesichts der enormen Schäden ist es nicht überraschend, dass wir nun mit dem Ausbruch von Krankheiten wie Cholera, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden, konfrontiert sind.
«Die Teams behandeln schon jetzt mehr als 200 Patienten am Tag. Wir werden unsere medizinische Hilfe so weit wie möglich ausbauen und noch mehr Cholera-Behandlungszentren unterstützen sowie ein grösseres Cholera-Behandlungszentrum wieder funktionsfähig machen. Es kommen täglich neue Hilfsflüge von Ärzte ohne Grenzen mit notwendigem Material in der Stadt an, und wir fliegen auch erfahrenes medizinisches Personal und Logistikerinnen und Logistiker aus nicht vom Zyklon betroffenen Projekten in Mosambik sowie aus aller Welt ein. Wir sind ausserdem mit dem Gesundheitsministerium im Gespräch, um eine grosse Cholera-Impfkampagne in dem betroffenen Gebiet zu unterstützen.»
Lieferung von Hilfsgütern
Zusätzlich zu den ersten Lieferungen an Nothilfe-Kits, die das Team von Ärzte ohne Grenzen sofort aus Maputo nach Beira geschickt hatte, sind bislang vier gecharterte Frachtflüge mit Nothilfe-Material von Belgien nach Beira geflogen. Auch in den kommenden Wochen wird Ärzte ohne Grenzen grosse Mengen an Material per Luftfracht nach Mosambik schicken.
MSF wird auch im Landesinnern aktiv
Auch ausserhalb von Beira haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen die gesundheitlichen Bedürfnisse der von der Flut betroffenen Menschen sowie die Versorgung mit Trinkwasser und Sanitäranlagen an verschiedenen Orten ermittelt. Entsprechend der Ergebnisse werden die Teams an einigen der am stärksten betroffenen Orte im Landesinneren sowie im Süden von Beira aktiv werden, so in den Provinzen Manica und Sofala, wo vor allem die beiden Städte Buzi und Dondo schwer von dem Zyklon getroffen wurden.
«Ärzte ohne Grenzen betreibt in Mosambik seit langem gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium HIV-Projekte. So bestehen bereits gute Verbindungen im Land und wir können schnell reagieren», sagt Verdonck. «Da viele unserer Patientinnen, Patienten und ihre Familien alles verloren haben, geht es bei der Arbeit unserer mobilen Teams nicht nur um die medizinische Grundversorgung, sondern auch darum, den verzweifelten Menschen zu zeigen, dass wir für sie da sind.»
Da viele unserer Patientinnen, Patienten und ihre Familien alles verloren haben, geht es bei [unserer Arbeit] nicht nur um die medizinische Grundversorgung, sondern auch darum, den verzweifelten Menschen zu zeigen, dass wir für sie da sind.
Anfang März wurde Malawi von schweren Unwettern heimgesucht. Danach intensivierte sich die Sturmfront auf dem Meer vor der Küste Mosambiks und traf am 14. März spätnachts als Zyklon Idai wieder auf Land. Der Zyklon richtete in der Hafenstadt Beira mit ihren 500’000 Einwohnern sowie in den umliegenden Gebieten schwere Verheerungen an und zerstörte die Lebensgrundlage von Hunderttausenden Menschen. Laut der Regierung Mosambiks fielen bislang mindestens 447 Menschen den Sturmböen und den Fluten zum Opfer. Ausserdem wurden Tausende von Gebäuden – Wohnhäuser, Schulen, Gesundheitszentren und Spitäler – zerstört. Viele Familien sind obdachlos und an den meisten Orten gibt es keinen Strom und keinen Zugang zu sauberem Wasser. Sobald der Flughafen in Beira wiedereröffnet wurde, flog ein Notfallteam von Ärzte ohne Grenzen von Maputo nach Beira, um den Bedarf des gross angelegten Noteinsatzes in Beira und Umgebung zu ermitteln.
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