Neuer Hauptsitz für Ärzte ohne Grenzen in Genf Umzug von Pâquis nach Morillons

Vue extérieur du nouveau siège MSF

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2022 schlägt Ärzte ohne Grenzen ein neues Kapitel auf: Zum Ende des Sommers verlässt die humanitäre Organisation das pulsierende Quartier Pâquis und verlegt ihren Hauptsitz an die Route de Ferney im Genfer Morillons-Viertel.

Die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Schweiz Reveka Papadopoulou freut sich auf den Wechsel: «Der Umzug steht ganz im Einklang mit der Identität unserer Organisation. Unser Hauptziel ist es, die Effizienz unserer Hilfsaktivitäten zu steigern und sicherzustellen, dass unsere Arbeitsweise allen menschlichen, gesellschaftlichen und finanziellen Ansprüchen gerecht wird.» Als Nichtregierungsorganisation fügt sich Ärzte ohne Grenzen hervorragend in das von Konsulaten und UNO-Gebäuden geprägte Viertel Morillons ein.

Der Ursprung des Projekts liegt im Jahr 2006. Die Organisation wuchs und die vorhandenen Räumlichkeiten an der Rue de Lausanne 78 stiessen nach und nach an ihre Grenzen. Als vorübergehende Lösung wurden angrenzende Büros in der Rue de Lausanne 80/82 gemietet. Der Kanton Genf ermöglichte der Non-Profit-Organisation später, das Grundstück zu pachten. Mit dem neuen Hauptsitz strebt die Organisation an, ihre Betriebskosten in Genf langfristig tief zu halten. So können die dadurch freiwerdenden finanziellen Mittel direkt in die humanitären Hilfsprogramme fliessen.

Die Gesamtkosten des Projekts werden auf 57 Millionen CHF geschätzt. Die Mittel dafür stammen aus der Veräusserung des Gebäudes an der Rue de Lausanne 78, dem Reservefonds der Organisation und einer grosszügigen privaten Spende, die speziell dem Bau und dem Erwerb des neuen Hauptsitzes zugewiesen wurde. «Die Finanzierung aus drei Quellen erlaubt es Ärzte ohne Grenzen, das Gebäude zu erwerben, ohne dass unsere wichtigste Aufgabe – das Leisten von humanitärer Hilfe weltweit – dadurch beeinträchtigt würde», so Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen Schweiz.

Die Bauarbeiten starteten bereits im Februar 2020. Aufgrund der beträchtlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Baubranche verschob sich die Fertigstellung jedoch in den Juli 2022 hinein. Die Gesamtkapazität des Gebäudes übersteigt aktuell den Bedarf von Ärzte ohne Grenzen. Deshalb werden Teile davon an zwei weitere Organisationen vermietet, dem Global Survivors Fund (GSF) und dem Sekretariat der internationalen NGO Bangladesh Rural Advancement Committee (BRAC). «Diese Lösung hat sich als nachhaltig und wirtschaftlich erwiesen und bietet unserer Organisation eine gewisse Flexibilität. Zudem freuen wir uns auf Synergien und Austausch mit den anderen beiden NGOs», fasst Stephen Cornish zusammen. Auch die Aussenanlagen wurden gemeinsam mit den zukünftigen «direkten Nachbarn» gestaltet, nämlich dem Institut des Hautes Études Internationales et du Développement (IHEID) und der Stiftung Terra & Casa.

Besonders positiv ist die gute Ökobilanz des neuen Hauptsitzes zu bewerten, insbesondere in Bezug auf Wärmedämmung, Begrünung und umweltfreundliche Isolierungslösungen. Ab 2024 wird das Gebäude zudem an das innovative Genfer Wärme- und Kältenetz «GeniLac» angeschlossen, bei dem das Wasser des Genfersees und 100% erneuerbare Elektrizität verwendet werden. Das Gebäude wird damit vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt.

«Auf den Neustart freuen wir uns sehr», so Reveka Papadopoulou. «Das Gebäude soll im Dienst von Menschen weltweit stehen, die besonders dringend Hilfe benötigen. Auch soll es uns als unabhängiger humanitärer Organisation helfen, unseren sozialen Auftrag bestmöglich zu erfüllen.»