Nigeria: Gemeinsam mit der Bevölkerung gegen Mangelernährung
© Miguel Godonou/MSF
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Im nigerianischen Bundesstaat Bauchi, wie auch in anderen nördlichen Staaten, stellen unsere Teams eine beispiellose Zunahme von Mangelernährung fest. Nun arbeiten sie daran, die medizinischen Hilfsmassnahmen so schnell wie möglich auszubauen. So wird unter anderem die Aufnahmekapazität des intensiv-therapeutischen Ernährungszentrums in Ganjuwa aufgestockt. Daneben schulen wir aber auch Personen aus den lokalen Gemeinschaften, damit diese Mangelernährung frühzeitig diagnostizieren und behandeln können.
Im ganzen Land verzeichnen unsere Teams bei den Einweisungen aufgrund von Mangelernährung eine durchschnittliche Zunahme von 40 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr. In Bauchi etwa wurden zwischen Januar und Juni 2024 mehr als 5780 Kinder in unserem intensiv-therapeutischen Zentrum aufgenommen, in den drei ambulanten Zentren über 17 220. In letzteren werden mangelernährte Kinder behandelt, bei denen kein Spitalaufenthalt nötig ist. Die Behandlungseinrichtungen melden eine Erhöhung der Einweisungen um 127 bzw. 123 Prozent im Vergleich zu 2023.
Diese drastische Zunahme im ersten Halbjahr bereitet uns grosse Sorge. Es gibt zwar mehrere Faktoren, die diese Erhöhung erklären können, dennoch sind die Zahlen unglaublich hoch. Die Zeit, in der die Mangelernährung normalerweise jahreszeitlich bedingt zunimmt, beginnt gerade erst und unsere Einrichtungen sind schon voll.
Wir unterstützen die lokalen Gesundheitsbehörden in Bauchi schon seit 2012 und halfen bei der Bekämpfung von verschiedenen Krankheitsausbrüchen, darunter Cholera, Diphtherie und Lassa-Fieber. Dabei boten wir Gesundheitsversorgung an, schulten medizinisches Personal und organisierten Massnahmen zur Gesundheitsförderung. Seit 2022 kümmern wir uns um die zahlreichen Kinder, die an Mangelernährung leiden.
Nun sind neue Aktivitäten geplant, bei denen vermehrt die lokale Bevölkerung miteinbezogen wird. Das Ziel ist, dass Mangelernährung direkt in den Dörfern behandelt werden kann.
«Die Ursachen von Mangelernährung sind vielfältig. Es ist deshalb unerlässlich, dass man die Krankheit auch entsprechend angeht und sektorübergreifend bekämpft», so Nathalie Avril, unsere Ernährungsexpertin. «Es geht also nicht nur um die Behandlung, sondern auch um Präventionsmassnahmen. Die geografische Reichweite ist gross, die Bedürfnisse der Bevölkerung ebenso. Es braucht deshalb einen umfassenden und multidisziplinären Ansatz, um den Kindern die Versorgung zukommen zu lassen, die sie benötigen.»
Auch «MUAC für Eltern» (MUAC ist ein Armband zur Messung des Armumfangs) soll in Bauchi zum Einsatz kommen. Dabei werden Eltern und andere Betreuungspersonen darin geschult, mittels Messung des Armumfangs eine Mangelernährung bei Kindern möglichst früh festzustellen, um so schwere Verläufe zu vermeiden.
Der Pflegefachmann Muhammad Faysal Abdullahi misst den Oberarmumfang eines Kindes mittels des MUAC-Bands.
«Trotz gemeinsamer Bemühungen gibt es noch immer diverse Umstände, die die Behandlung von mangelernährten Kindern erschweren. Dazu gehören ein begrenzter Zugang zu Gesundheitsversorgung für viele Menschen, fehlendes qualifiziertes Personal in den Gesundheitseinrichtungen sowie ein Mangel an Medikamenten und therapeutischer Nahrung», erklärt Rabi Adamou, Projektkoordinator in Bauchi. «Es ist deshalb unerlässlich, dass die Behörden von Bauchi sowie lokale und internationale Akteur:innen gemeinsam daran arbeiten, den Kindern und ihren Familien die benötigte Versorgung zukommen zu lassen. Nur so kann in den kommenden Jahren eine weitere Zunahme von Mangelernährung verhindert werden.»
© Miguel Godonou/MSF