Offener Brief bezüglich Sudan an die schweizerischen Gemeinden

Mitarbeiter des Hauptsitzes von MSF Schweiz halten ein Banner mit der Aufschrift "#TalkAboutSudan" zur Unterstützung der sudanesischen Bevölkerung.

Sudan2 Min.

Die sudanesische Bevölkerung ist mit einer der schwersten humanitären Krisen der Gegenwart konfrontiert, die in den Medien leider kaum Beachtung findet. Leider müssen wir feststellen, dass die Krise im Sudan weitgehend unbekannt ist, dadurch vernachlässigt wird, und die humanitäre Hilfe unzureichend bleibt. Deshalb ist es zwingend notwendig, die Aufmerksamkeit der Schweizer Bevölkerung auf die Not der Menschen im Sudan und in den Nachbarländern zu lenken. Zu diesem Zweck, sendet Ärzte ohne Grenzen an alle Gemeinden zum Näherrücken der Feierlichkeiten des ersten Augusts einen offenen Brief.

"Sehr geehrte Damen und Herren,

Während viele Schweizerinnen und Schweizer bereits in den Ferien sind oder ihre Koffer und Wanderrucksäcke packen, stecken Sie wahrscheinlich mitten in den Vorbereitungen für die 1. Augustfeier Ihrer Gemeinde. Zudem sind wohl auch Sie, ebenso wie wir bei Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF), erschüttert über die dramatischen Folgen der Überschwemmungen in verschiedenen Schweizer Kantonen. Als humanitäre Organisation wissen wir, wie wichtig schnelle Hilfe ist.

Uns beschäftigt im Moment stark der Sudan, eine medial kaum beachtete und stark vernachlässigte Krise. Da es vor Ort angesichts der massiven Not der Menschen an Hilfe mangelt, versuchen wir weitere humanitäre Akteure zu mobilisieren. Vielleicht fragen Sie sich, was das mit Ihrer 1. Augustfeier zu tun hat ? Weil Sie uns dabei unterstützen könnten.

Mit diesem Schreiben möchten wir Sie bitten, uns zu helfen, auf die verzweifelte Lage der Menschen im Sudan aufmerksam zu machen. Erwähnen Sie bitte in ein paar Sätzen die Not der Menschen im Sudan in Ihrer Rede und der Geflüchteten in den Nachbarländern oder regen Sie Ihre Rednerin/Ihren Redner dazu an.

Dies mag wie ein Tropfen auf den heissen Stein wirken, doch als Einwohner/in eines Landes mit einer langen humanitären Tradition wissen wir, wie wichtig gelebte Solidarität ist. Diese beginnt damit, Menschen in Not nicht zu vergessen, sondern aktiv an sie zu erinnern.

Zur aktuellen Lage im Sudan :

  • Nach einem mehrjährigen Prozess mit einer Übergangsregierung und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist vor gut einem Jahr im April 2023 ein bewaffneter Konflikt ausgebrochen zwischen der Armee und der paramilitärischen Gruppe RSF.
  • Über 10 Millionen Menschen wurden aus ihrem Zuhause vertrieben – mehr als die gesamte Bevölkerung der Schweiz. Rund 2 Millionen Menschen suchten Schutz in Nachbarländern wie dem Tschad und 8 Millionen leben innerhalb des grossen afrikanischen Landes als Vertriebene.
  • Das sudanesische Gesundheitssystem war schon vor dem Konflikt schwach und ist nun vielerorts fast zusammengebrochen. Unsere Teams vor Ort sehen alarmierend viele mangelernährte Kinder, besonders unter 5-jährige.

Dieses Jahr ist die humanitäre Tradition der Schweiz von besonderer Aktualität, da vor 75 Jahren die Genfer Konventionen und somit der Kern des humanitären Völkerrechts verabschiedet wurden. Dieses regelt den Schutz von Personen, die nicht oder nicht mehr an Kampfhandlungen beteiligt sind.

Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünschen Ihnen eine gelungene 1. Augustfeier.

Freundliche Grüsse,

Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen Schweiz."

Hier finden sie den Brief als PDF.

Wer hält in Ihrer Gemeinde eine 1. August-Rede? Machen Sie mit und motivieren Sie Ihre Bekannten, den Sudan zu erwähnen.

Weitere Informationen finden Sie auf dieser Website