Pakistan: Monate nach den Fluten bleibt der Hilfsbedarf gross

Oktober 2022, Pakistan.

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Drei Monate nach den Überschwemmungen, die einen grossen Teil Pakistans verwüstet haben, geht das Wasser in einigen Regionen allmählich zurück. Die Menschen beginnen zurückzukehren, auch wenn sie zum Teil nicht die Mittel haben, um ihr Haus wieder aufzubauen oder ihr Land zu bewirtschaften. Die Menschen, die noch in den Vertriebenencamps sind, leben unter besorgniserregenden Bedingungen, die sich im Laufe des Winters noch verschlechtern dürften. Von einer Rückkehr zur Normalität kann also keine Rede sein.

Noch immer in einer Notfallphase

Im Osten der Provinz Belutschistan und in elf Distrikten im Sindh leben die Menschen weiterhin neben ihren überfluteten Dörfern. Die Familien sind Krankheiten, die über das Wasser oder über Mücken übertragen werden, stark ausgesetzt.

«Wir sehen dort immer noch Leute, die in Zelten leben und kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung haben», sagt Edward Taylor, unser Nothilfe-Koordinator im Osten Belutschistans und im Norden von Sindh. «Sie können sonst nirgendwo hingehen, und mit dem Winter wird sich ihre Lage noch verschlimmern. An den Orten, an denen wir tätig sind, ist das Wasser noch nicht zurückgegangen und der Hilfsbedarf bleibt gross. Wir sind immer noch in einer Notfallphase.»

Klimawandel begünstigt Auftreten von Malaria

Zahlen für Oktober und November:

  • 38 301 Menschen auf Malaria getestet
  • 20 361 davon waren an Malaria erkrankt

Normalerweise gehen die Ansteckungen im Winter mit den fallenden Temperaturen zurück. Doch nun befürchtet man, dass es weiterhin zu Malariaerkrankungen kommt, solange der Wasserpegel nicht sinkt. Dies erhöht den Bedarf für Reihenuntersuchungen und Aktivitäten zur Behandlung der Kranken. Auch in Johi, im Süden von Sindh, haben unsere Teams eine starke Zunahme der Malariafälle festgestellt. Sie haben vor Ort neue Gesundheitspersonal rekrutiert, die nun mit mobilen Kliniken unterwegs sind.

Verlust der Lebensgrundlage führt zu Mangelernährung 

Auch die Mangelernährung ist in der Region ein grosses Problem. Viele Menschen haben in den Fluten ihre Höfe oder ihr Vieh und damit ihre Lebensgrundlage verloren. Auch das Ackerland wurde überschwemmt, mit der Folge, dass dieses auch in nächster Zukunft nicht bewirtschaftet werden kann.

Zahlen von September bis November:

  • 21 777 Kinder unter fünf Jahren auf Mangelernährung untersucht
  • Bei 5578 Erwachsenen und Kindern wurde schwere akute Mangelernährung diagnostiziert
  • 6812 litten an moderater akuter Mangelernährung 

Menschen müssen verschmutztes Wasser nutzen 

In mehreren Dörfern haben die Überschwemmungen zudem die Infrastruktur der Trinkwasserversorgung beschädigt. Die Bewohner:innen müssen nun weite Wege auf sich nehmen, um Wasser zu holen. Doch das Wasser ist häufig verschmutzt oder die Quellen nicht gut nutzbar. «Seit mehr als zwei Monaten leben wir nun entlang der Strasse, neben unserem Dorf Usta Muhammad», erzählt Umer, ein Bewohner. «Die umliegenden Ortschaften sind alle überflutet. Im Winter wird es mehrere Monate dauern, bis das Land wieder trocken ist und wir wieder zurückkehren können. Seit den Überschwemmungen müssen wir verschmutztes Wasser für den täglichen Gebrauch nutzen – und trinken es auch.»

  • + 465 Millionen Trinkwasser in Belutschistan, Khyber Pakhtunkhwa und Sindh verteilt
  • 1382 betreute Geburten 
  • 1142 Kinder ärztlich versorgt
  • 95 940 Sprechstunden in unseren mobilen Kliniken 
  • 44 800 Kits mit Hilfsgütern verteilt
  • 41 140 Moskitonetze verteilt 

Die Auswirkungen der Überschwemmungen werden noch lange spürbar sein. Es ist deshalb entscheidend, dass die betroffenen Regionen langfristig Unterstützung erhalten.