
msf.navigation.breadcrumb_title
- Startseite
- Neueste Beiträge
- Artikel
- msf.navigation.breadcrumb_current_page:Myanmar: Ärzte ohne Grenzen ve...
Myanmar: Ärzte ohne Grenzen verstärkt Einsatz nach verheerendem Erdbeben
Myanmar 3 Min.
Im Erdbebengebiet sind wichtige Infrastrukturen wie Spitäler, Strassen und Wasserversorgungssysteme erheblich beschädigt worden. Telefon- und Internetverbindungen sind weiterhin gestört, was die Koordination der Hilfsmassnahmen behindert. Hinzu kommt, dass Myanmar bereits seit Jahren von Gesundheitskrisen und Konflikten betroffen ist. Durch das Erdbeben haben sich die Herausforderungen dramatisch verschärft. Gesundheitseinrichtungen sind überlastet und haben Schwierigkeiten, auf den zunehmenden medizinischen Bedarf zu reagieren. Es mangelt an Personal und Vorräten.
In einem ersten Schritt hat sich die Nothilfe von Ärzte ohne Grenzen auf die am stärksten betroffenen – und derzeit zugänglichen – Städte Mandalay und Naypyidaw konzentriert. Es ist nach wie vor schwierig, die Bevölkerung in entlegeneren Gebieten wie Sagaing zu erreichen. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen berichten von weitreichenden Zerstörungen. «Wir stellen uns auf einen langen und intensiven Einsatz ein. Der Aufbau einer Gesundheitsversorgung, welche die Bedürfnisse der Menschen abdecken kann, die von langjährigen Krisen schwer gezeichnet sind, ist eine enorme Aufgabe», sagt Marcus Bachmann, humanitärer Berater von Ärzte ohne Grenzen Österreich, der Einsatzerfahrung in Erdbebengebieten hat.
In den am stärksten betroffenen Städten haben Schäden an der Infrastruktur die Versorgung mit Wasser und Strom unterbrochen. Es fehlt an sanitären Einrichtungen. Das beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit der Spitäler stark. In einigen Fällen musste das medizinische Personal Patient:innen im Freien behandeln, da weitere Gebäudeeinstürze befürchtet wurden. In Naypyidaw und Mandalay, wo die Spitäler besonders stark betroffen sind, hat Ärzte ohne Grenzen unmittelbar Gespräche mit dem Gesundheitsministerium und anderen wichtigen Akteueren aufgenommen, die Situation evaluiert und dringend benötigte medizinische Hilfsgüter geliefert.

Das Spital in Naypyidaw, das durch das Erdbeben schwer beschädigt wurde.
In Mandalay haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen rasch Wassertanks und zusätzliche Handwaschmöglichkeiten installiert, um die Wasser-, Sanitär- und Hygienebedingungen in beschädigten Spitälern zu verbessern. Sie haben die Abfallentsorgung verstärkt sowie Ventilatoren in provisorische Unterkünfte aufgestellt, in denen Menschen bei extremer Hitze – oft bis zu 40 °C – ausserhalb der beschädigten Einrichtungen warten müssen.

In der temporären neurologischen Abteilung des Allgemeinen Spitals von Mandalay wurden Strom und Klimaanlagen installiert.
Gleichzeitig haben mobile medizinische Teams begonnen, in provisorischen Unterkünften, insbesondere in Klöstern, medizinische Konsultationen durchzuführen und zahlreiche Erkrankungen zu behandeln, wozu auch chronische Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck zählen. Im Süden von Shan haben mobile Teams auch lebenswichtige Hilfsgüter verteilt, für die Versorgung mit sauberem Wasser gesorgt und Untersuchungen durchgeführt.
Psychologische Auswirkungen
Psychologische Hilfe ist ein wichtiger Bestandteil der Hilfsmassnahmen von Ärzte ohne Grenzen. In Mandalay besuchen Teams aus geschultem Personal und studentischen Freiwilligen Patient:innen auf chirurgischen, orthopädischen und Trauma-Stationen in örtlichen Spitälern, um psychologische Erste Hilfe zu leisten. Angesichts der erlebten Katastrophe und der Angst vor Nachbeben zusätzlich zu den Folgen des anhaltenden Konflikts in zahlreichen Regionen des Landes ist diese Unterstützung sehr wichtig.
Umweltauswirkungen zu erwarten
Mit der bevorstehenden Regenzeit könnten Überschwemmungen und Erdrutsche die bestehenden Zugangsschwierigkeiten insbesondere in abgelegenen Gebieten verschärfen. Die Regenzeit erhöht auch das Risiko von Epidemien, sowie den Ausbruch von Krankheiten wie Cholera, aber auch von Dengue-Fieber oder Malaria. Damit diese zusätzlichen Bedrohungen vermindert werden können, sind Sofortmassnahmen wie die Bereitstellung von sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen sowie die Verteilung von Moskitonetzen und die Förderung von Hygienemassnahmen unerlässlich.
Zugang für humanitäre Hilfe muss sichergestellt sein
Um den immensen Bedarf zu decken, ist es von entscheidender Bedeutung, dass humanitäre Hilfe alle betroffenen Gebiete ungehindert erreicht, auch schwer zugängliche Orte. Eine deutliche Ausweitung der Hilfe und des Zugangs zur Gesundheitsversorgung in allen betroffenen Gebieten ist dringend erforderlich.
Ärzte ohne Grenzen ist seit 1992 in Myanmar tätig. Die medizinische Hilfsorganisation bekräftigt die Bereitschaft, überall dort, wo es nötig ist, medizinische Nothilfe zu leisten und die Menschen zu unterstützen, die von Konflikten, Krankheiten und nun von einem der schlimmsten Erdbeben betroffen sind, das die Region in der jüngeren Geschichte heimgesucht hat.