Sahelzone: 735‘000 Kinder präventiv gegen Malaria behandelt
Tschad4 Min.
Es hat sich gezeigt, dass mit der Abgabe von Malaria-Prophylaxe während der Regenzeit – der Hauptansteckungszeit – die Anzahl Malariafälle gesenkt werden kann.
Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat in Ländern der afrikanischen Sahelzone (Niger, Mali und Tschad) 735‘000 Kinder präventiv gegen Malaria behandelt. Die Ergebnisse sind vielversprechend und zeigen, dass das Ausmass der Malaria verringert werden kann. Um auch in abgelegenen Gebieten möglichst viele Kinder zu erreichen, wurden die lokalen Gemeinden aktiv in den Prozess mit einbezogen. Um auch andere Erkrankungen zu bekämpfen, die insbesondere für die Jüngsten lebensgefährlich sind, untersucht MSF Kinder auf Symptome von Mangelernährung und führt Impfungen durch.
Eine Mutter aus dem Bezirk Bouza im südlichen Niger erzählt, dass das Oberhaupt ihres Dorfes sie ermutigte, sich an MSF zu wenden. Dort behandelt die Organisation Kinder unter fünf Jahren präventiv gegen Malaria. «Im vergangenen Jahr litten meine Kinder sehr unter der Malaria. Ein Kind war so krank, dass es ins Spital musste. Aber dieses Jahr geht es ihnen allen gut.»
«Dieses Jahr haben wir mehr als doppelt so viele Kinder behandelt als im Jahr zuvor und konnten in viel mehr Regionen tätig werden», berichtet Alena Koscalova, Epidemiologin und Beraterin für das Malaria-Präventionsprogramm der Organisation im Niger. In den Monaten Juli, August und September wurden insgesamt 735‘000 Kinder im Alter von drei Monaten bis fünf Jahren behandelt: 80‘000 im Tschad, über 175‘000 in Mali und mehr als 480‘000 in Niger. Die Kinder müssen die Kombinations-Medikamente monatlich in 3 Dosen nehmen – während der Regenzeit von Juli bis Oktober, wenn das Risiko einer Übertragung am höchsten ist.
«Es hat sich gezeigt, dass mit einer Kombination von mehreren Arzneimitteln das Risiko erheblich sinkt, eine Resistenz gegenüber der Behandlung zu entwickeln», erklärt Cristian Casademont, Gesundheitsberater von MSF. Jüngste Studien zeigen, dass dank dieser Präventivmassnahmen die Anzahl der Fälle von einfacher und schwerer Malaria gesunken ist und dass deutlich weniger Kinder mit Fieber ins Spital eingewiesen wurden.
4‘000 lokale Gesundheitsberater im Einsatz
«Eine Malaria-Präventionskampagne von diesem Ausmass ist logistisch und medizinisch eine grosse Herausforderung, auch für die betroffenen Gemeinden», sagt Adolphe Mausid, eine Pflegefachfrau aus dem Projekt von MSF in Bouza, Niger. «Dass sich die Gesundheitsbehörden und die lokale Verwaltung daran beteiligt haben, war entscheidend. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen. Sie haben uns geholfen, näher an die Gemeinschaften heranzukommen und auf Akzeptanz zu stossen.»
MSF hat mehr als 4‘000 lokale Gesundheitsvermittler geschult und für die Kampagne eingesetzt. Sie ermutigten Eltern in den Dörfern, mit ihren Kindern zu den Verteilstellen zu gehen, die in Gesundheitszentren und in den Häusern der Dorfvorsteher aufgebaut waren. Die Medikamente wurden auch von Tür zu Tür ausgegeben, sodass insgesamt die Mehrheit der Kinder in den Zielgebieten behandelt werden konnte. Die erste Dosis erhalten die Kinder an Ort und Stelle. Anschliessend wird den Eltern das weitere Verfahren erklärt. «In diesem Jahr haben wir grosse Fortschritte bei den praktischen Einführungen gemacht», sagt Alena Koscalova, Epidemiologin für das MSF-Programm im Niger. «Es machten mehr Mütter mit. Es ist sehr wichtig, dass sie das Programm gut kennen und seine Bedeutung schätzen. Das hat sich als effektive und sichere Strategie erwiesen», fügt sie hinzu.
23 Millionen Kinder in der Sahelzone durch Malaria gefährdet
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die präventive Behandlung in der Malariasaison für Kinder von drei bis 59 Monate in diesem Gebiet empfohlen. Rund 23 Millionen Kinder in der Sahelzone sind jährlich gefährdet, sich mit der Krankheit anzustecken. Die Prophylaxe ist mittlerweile fester Bestandteil der Programme gegen die Malaria in verschiedenen Staaten Westafrikas geworden (Burkina Faso, Mali, Niger, Gambia, Ghana, Guinea-Bissau, Guinea, Nigeria, Senegal, Tschad und Togo). Malaria und Mangelernährung treten häufig gleichzeitig auf, mit tödlicher Wirkung. Darum untersucht MSF sehr systematisch, ob Kinder mangelernährt sind. Sie werden entsprechend behandelt und auch gegen andere Erkrankungen geimpft. So versucht die Organisation, die Wirkung der Präventionskampagne zu erhöhen und die Kindersterblichkeit zu senken.
Im Niger gehört zur präventiven Malariabehandlung von Kindern zwischen sechs und 24 Monaten auch eine Beikost für den unmittelbaren Verbrauch. «Im Tschad und Niger wollen wir die Gesundheit der Kinder verbessern. Wir haben präventiv gegen Malaria behandelt und gegen verschiedene Erkrankungen geimpft: Polio, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis B und Influenza», ergänzt Estrella Lasry, Tropenmedizinerin von MSF. Gleichzeitig verteilten die Teams auch Moskitonetze, die mit Insektiziden behandelt wurden. Das ist ein wichtiges Instrument, vor allem für Kindern und schwangere Frauen - die beiden am stärksten gefährdeten Gruppen.
Malaria wird durch infizierte Anopheles-Mücken übertragen. Symptome sind Fieber, Gelenkschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Krämpfe und, in extremen Fällen, Koma. Die schwerste Form der Malaria wird in den meisten Fällen durch den Parasiten Plasmodium falciparum verursacht. Wenn die Malaria nicht behandelt wird, verursacht sie Organschäden und kann schliesslich zum Tod führen. MSF führte bereits 2012 Präventionskampagnen gegen Malaria im Tschad und in Mali durch und im folgenden Jahr auch im Niger. In allen Projekten weltweit wurden im Jahr 2013 insgesamt 1‘871‘200 Malaria-Patienten behandelt.