Zehntausende Vertriebene aus der Region Agok benötigen dringend humanitäre Hilfe

Südsudan3 Min.

Vor kurzem lösten bewaffnete Auseinandersetzungen in der Sonderverwaltungszone Abyei (ASAA) eine Massenflucht aus. Zehntausende Menschen machten sich in nördliche Richtung nach Abyei Stadt und in südliche Richtung in den Bezirk Twic im Bundesstaat Warrap auf. Ärzte ohne Grenzen (MSF) fährt ihre Aktivitäten hoch, um auf die dringendsten Bedürfnisse der Betroffenen zu reagieren.

Am 10. Februar kam es in der Stadt Agok zu schweren Auseinandersetzungen. Zehntausende flohen vor der Gewalt. Das Spital von Ärzte ohne Grenzen wurde vorübergehend geschlossen. Am 17. Februar konnte die humanitäre Hilfsorganisation einen Teil ihrer medizinischen Aktivitäten wieder aufnehmen.

Leider hat sich die Sicherheitslage in Agok in den vergangenen 72 Stunden jedoch wieder verschlechtert. Am Samstag, dem 5. März, kam es zu einem weiteren Gewaltausbruch. Viele Männer, Frauen und Kinder, die nach den ersten bewaffneten Konflikten im Februar vor Ort geblieben oder bereits nach Hause zurückgekehrt waren, haben ihre Stadt nun Hals über Kopf verlassen. Auch in Abyei kam es zu bewaffneten Konflikten mit mehreren Toten, zahlreichen Verletzten und Tausenden Vertriebenen. 

«Seit den jüngsten Gewaltausbrüchen kommen keine Patient:innen mehr in das Spital von Ärzte ohne Grenzen in Agok. Unser Team ist vorübergehend in der Stadt Abyei im Einsatz. Denn auch dort ist der Bedarf an medizinischen Leistungen erhöht. Zudem behandeln wir neu ankommende Vertriebene im Bezirk Twic», berichtet Trish Newport, die den Einsatz von Ärzte ohne Grenzen in der Region leitet. «Wir beobachten die Situation und die medizinischen Bedürfnisse genau. Unsere Teams sind bereit, um dort zu reagieren, wo ihre Hilfe am dringendsten benötigt wird.»

An verschiedenen Orten im Bezirk Twic ist der Bedarf besonders hoch. Ärzte ohne Grenzen versorgt seit drei Wochen Kranke und Verletzte in Turalei, Wunrok, Mayem Abun und Nyindeng Ayuel. Rund 32 000 Menschen haben sich nach den Gewalttaten in Agok dort niedergelassen. Unter den Vertriebenen sind besonders viele Frauen und Kinder. Sie schlafen unter freiem Himmel, oft in der Nähe von Sümpfen oder Flüssen. Ihr Hab und Gut wurde zerstört oder sie mussten es zurücklassen – darunter oft auch ihreErsparnisse. 

Ärzte ohne Grenzen kann den Bedarf an Nahrungsmitteln, Unterkünften und sanitären Einrichtungen nicht lange im Alleingang decken

Trish Newport, Einsatzleiterin von MSF

«Wir haben mit verschiedenen Menschen gesprochen. Das grösste Problem ist, dass viele von ihnen nichts zu essen haben. Ausserdem machen sie sich Sorgen, weil sie sich nachts nicht vor Moskitos schützen können», erklärt Newport. «Zudem besteht kaum Zugang zu Trinkwasser und die Menschen schöpfen Wasser aus Flüssen. Diese äusserst prekären Lebensbedingungen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit gesundheitliche Folgen haben.»

Die Gemeinschaften, die die Vertriebenen aufnehmen, haben selber kaum etwas zu entbehren, und die Bedürfnisse der neu angekommenen Menschen sprengen die Kapazitäten der vorhandenen medizinischen Dienste. Ärzte ohne Grenzen hat Gesundheitseinrichtungen vor Ort mit Medikamenten und anderen medizinischen Gütern ausgestattet, um sicherzustellen, dass die Vorräte nicht ausgehen. Auch hat die Organisation mobile medizinische Teams im Einsatz, die Menschen in abgelegenen Gebieten versorgen, wo der Zugang zu medizinischen Leistungen fehlt. 

Der Hilfsbedarf ist hoch und dringend. Seit dem 27. Februar versorgt Ärzte ohne Grenzen die Menschen in den vier Regionen mit Nahrungsmitteln und verteilt wichtige Gebrauchsgüter wie Kanister, Seife, Moskitonetze und Decken an die Vertriebenen. 

«Um der aktuellen Situation in der Region Abyei und im Bezirk Twic gerecht zu werden, muss die humanitäre Hilfe baldmöglichst aufgestockt werden. Deshalb rufen wir andere Organisationen dazu auf, umgehend auf diese Notlage zu reagieren» so Newport.

Ärzte ohne Grenzen (MSF) ist seit 2006 in Abyei im Einsatz. Die Sonderverwaltungszone befindet sich im Grenzgebiet zwischen dem Sudan und dem Südsudan und ist hart umkämpft. 2008 eröffnete Ärzte ohne Grenzen ein Spital in Agok. Die Stadt liegt innerhalb der Sonderverwaltungszone. Das Team vor Ort bietet Notfallversorgung an, begleitet Geburten, führt Impfungen und Operationen durch und behandelt unter anderem Mangelernährung, HIV, Tuberkulose, Diabetes und andere Erkrankungen.  Ausserdem betreibt Ärzte ohne Grenzen in 24 umliegenden Dörfern gemeindebasierte Gesundheitsdienste, insbesondere, um die Bevölkerung direkt an ihren Wohnorten auf Malaria zu untersuchen und bei Bedarf zu behandeln