Irak: Tausende Opfer des Konflikts in West-Mosul benötigen dringend Hilfe
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Aufgrund der anhaltenden Kämpfe in Mosul ist die Zivilbevölkerung in der Stadt im Kreuzfeuer gefangen und hat nur eingeschränkten Zugang zu lebensrettender medizinischer Versorgung. Seit Beginn der Militäroffensive im Westteil der Stadt am 19. Februar sind Zehntausende geflüchtet. Tausende Verwundete wurden aus dem Konfliktgebiet evakuiert. Die Teams von MSF leisten medizinische Nothilfe vor Ort.
«Der Bedarf an medizinischer Nothilfe ist drastisch angestiegen», sagt die Ärztin Isabelle Defourny, Einsatzleiterin von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF). «Unsere Teams arbeiten rund um die Uhr, um Männer, Frauen und Kinder zu behandeln, die durch Schüsse, Explosionen oder Granaten verletzt wurden. Auch andere lebensbedrohliche Notfälle erfordern rasches Handeln. So müssen z. B. schwangere Frauen, die einen Kaiserschnitt benötigen, dringend versorgt werden.»
In den letzten zwei Monaten versorgten die Teams von MSF in und um Mosul über 1’800 Patienten und Patientinnen, die dringend medizinische Nothilfe benötigten. 1’500 davon wurden aufgrund von Verletzungen im Zusammenhang mit den Kämpfen behandelt. Da der medizinische Bedarf der Bevölkerung vor allem im Bereich der Schwangerenversorgung enorm ist, eröffnete MSF Anfang Februar eine Geburtsstation im Osten Mosuls. Seitdem wurden dort 100 Geburten begleitet und 80 Kaiserschnitte durchgeführt.
Schwere Mangelernährung bei Kindern
Anfang März sah MSF vermehrt Fälle von schwer mangelernährten Kindern aus West-Mosul. Daraufhin hat sich MSF einen vorläufigen Überblick über die Ernährungslage in zwei Vertriebenenlagern verschafft. Laut den Menschen, die aus West-Mosul geflohen sind und mit denen MSF gesprochen hat, ist in der Stadt kein Babymilchpulver mehr vorhanden und es mangelt an Lebensmitteln und Trinkwasser. Nachdem die Versorgungsroute abgeschnitten wurde, wird sich die Lage voraussichtlich noch weiter verschlechtern. MSF richtete daraufhin ein therapeutisches Ernährungszentrum im Spital der Organisation in Qayyarah ein.
«Es ist dringend notwendig, eine Behandlung gegen Mangelernährung anzubieten, um den Bedarf zu decken und die aus West-Mosul kommenden Menschen mit adäquaten Nahrungsmitteln zu versorgen», betont Defourny.
«Wir stehen hier die ganze Zeit unter Strom»
Die Teams von MSF leisten in den Lagern für Vertriebene aus Mosul allgemeine Gesundheitsversorgung, vor allem aber lebensrettende Nothilfe. Ein Chirurg von MSF im südlich von Mosul gelegenen chirurgischen Feldspital beschreibt den Einsatz hier als einen seiner schwierigsten: «Wir stehen hier die ganze Zeit unter Strom. Jeder Patient, der in den Operationssaal kommt, ist schwerstverletzt, und fast jeden Tag müssen wir mit einem Massenanfall von Verwundeten rechnen.»
Seit dem Start der Militäroffensive zur Rückeroberung der zweitgrößten Stadt des Irak im Oktober 2016 haben die Teams von MSF ihre medizinische und humanitäre Hilfe in der Region Ninawa ausgebaut. Gemeinsam mit den irakischen Gesundheitsbehörden wird daran gearbeitet, der Bevölkerung Zugang zu medizinischer Nothilfe und insbesondere Mutter-Kind-Hilfe zu bieten. MSF ist in Ost-Mosul vertreten, betreibt chirurgische Feldspitäler in und um Mosul und stellt medizinische Versorgung in den neu errichteten Lagern für Binnenvertriebene sicher, die aus der Stadt geflüchtet sind.
MSF verfügt über rund 1’600 internationale und nationale Mitarbeitende im Irak, die in zehn Provinzen tätig sind. Zur Wahrung ihrer Unabhängigkeit nimmt MSF keinerlei Gelder von Regierungen, religiösen oder internationalen Organisationen für ihre Hilfsprogramme im Irak an. Diese werden ausschließlich aus privaten Spenden aus der ganzen Welt finanziert.