Mutter-Kind-Gesundheit: Lebenswichtige Versorgung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass täglich rund 800 Frauen an vermeidbaren Ursachen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt sterben. 99 Prozent dieser Fälle von Müttersterblichkeit treten in Entwicklungsländern auf, insbesondere in ländlichen Gebieten und bei den ärmsten Bevölkerungsgruppen.
Die Gesundheit der Mutter und des Neugeborenen sind zudem eng miteinander verbunden. Jährlich sterben fast drei Millionen Neugeborene. Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebenswochen des Säuglings sind die Zeiträume mit den grössten Risiken. Medizinische Betreuung vor, während und nach der Geburt kann lebensrettend sein. Grundsätzlich ist diese Betreuung Teil von den meisten Projekten von Ärzte ohne Grenzen. Einige Programme befassen sich aber auch ausschliesslich mit der Gesundheit von Mutter und Kind.
Innerhalb von 20 Jahren ist die Müttersterblichkeit weltweit von 500 000 auf 250 000 Todesfälle pro Jahr gesunken – das ist ein grosser kollektiver Erfolg. Weniger bekannt ist dagegen die Sterblichkeit aufgrund von Gebärmutterhalskrebs, eine der Herausforderungen der Zukunft.
Haupttätigkeiten
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Betreuung der Frauen vor und nach der Geburt (Schwangerschaftsvorsorge und Nachsorge)
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Unterstützung während der Geburt (einschliesslich Kaiserschnitt falls nötig)
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Verhütungsmethoden und Familienplanung
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Sichere Schwangerschaftsabbrüche
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Versorgung von Betroffenen sexualisierter Gewalt
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Screening auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs
Mutter-Kind-Gesundheit als Teil unserer Projekte
In einkommensschwachen Ländern tragen Verbesserungen bei der Mutter-Kind-Gesundheit erheblich dazu bei, die allgemeine Sterblichkeit zu senken. Jedes Jahr entbinden rund 300 000 Frauen in den von Ärzte ohne Grenzen weltweit unterstützten Spitälern. Dazu kommen Millionen von Sprechstunden rund um Verhütung, Schwangerschaftsvorsorge und nachgeburtliche Betreuung.
Sichere Bedingungen für eine Geburt anzubieten, gehört zu unseren Nothilfemassnahmen. Schliesslich ist die Geburtenabteilung eine Art Notaufnahme für Frauen, die ihr Kind zur Welt bringen müssen.
Medizinische Betreuung während der Schwangerschaft und Unterstützung durch ausgebildetes Personal während der Entbindung tragen erheblich dazu bei, die Zahl der mütterlichen Todesfälle zu senken. Auch die ersten Wochen nach der Geburt sind entscheidend, denn in diesem Zeitraum sind die Sterblichkeitsraten bei Mutter und Kind am höchsten.
Das Angebot unserer Geburtskliniken beinhaltet die grundlegenden Leistungen für Neugeborene:
- Reanimationsmassnahmen
- systematische Überwachung des Gesundheitszustands
- Vorbeugung gegen Hypothermie, Ermöglichung des ausschliesslichen Stillens
- routinemässige Präventivmassnahmen
- bei Bedarf Verhinderung der HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind
- Behandlung von Infektionen nach der Geburt
Schwerpunkte in all unseren Projekten sind zudem die Schulung des lokalen Gesundheitspersonals sowie die Entwicklung von Aktivitäten auf Gemeinschaftsebene. Auf diese Weise wollen wir sicherstellen, dass unser Angebot den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht und bestehende Kapazitäten des Gesundheitssystems im Land verstärkt werden.
Entwicklungen bei Mutter-Kind-Gesundheit
Bei der Familienplanung haben wir unser Angebot um neue Verhütungsmethoden erweitert, von denen sich manche gut für den Community-Ansatz eignen. Genauso innovativ entwickelt sich die Begleitung von Schwangerschaftsabbrüchen, die dank der Vereinfachung der Richtlinien in den letzten Jahren meist komplikationslos zuhause durchgeführt werden können. Innovationsfördernd sind auch unsere Projekte, die eine Forschungskomponente aufweisen: Dank diesen können wir unsere medizinischen Leistungen laufend verbessern. Darüber hinaus betreuen unsere spezialisierten Teams Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Dabei geht für uns medizinische Versorgung Hand in Hand mit psychologischer Betreuung.
Herausforderungen
Der Unterstützungsbedarf ist in allen Bereichen enorm. Wir beschäftigen uns daher stets damit, wie wir Frauengesundheit innerhalb unserer Projekte zu einer Priorität machen können. Eine weitere Herausforderung ist die Antibiotikaresistenz, insbesondere bei der Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten. Dank unserer Ressourcen und Geräte können wir diese Krankheiten heute besser diagnostizieren und Übertherapien vermeiden. Aufgrund der hohen Kosten können sich die meisten Gesundheitsministerien solche Diagnosegeräte aber nicht leisten. Hier sind deshalb Kostensenkungen erforderlich, um eine gute Qualität im Gesundheitswesen zu erreichen.
Um all diese Projekte durchführen zu können und dabei qualitativ gute Pflege anzubieten, benötigen wir qualifizierte und erfahrene Hebammen, Gynäkolog:innen und Geburtshelfer:innen. Die Ausbildung dieser Mitarbeitenden ist deshalb einer unserer Schwerpunkte.