Libyen: Ärzte ohne Grenzen ruft zur Evakuierung von Geflüchteten und Migrant:innen in sichere Länder auf
© Jérôme Tubiana/MSF
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Ärzte ohne Grenzen fordert eine rasche Evakuierung von Geflüchteten und Migrant:innen aus Libyen. Insbesondere die europäischen Staaten und die USA sollten dafür sorgen, dass die Menschen in Sicherheit gebracht werden. Am heutigen Weltflüchtlingstag veröffentlicht Ärzte ohne Grenzen den Report «Out of Libya», der die Lage der in Libyen festsitzenden Menschen beschreibt.
«In Libyen ist die Mehrheit der Geflüchteten und Migrant:innen willkürlicher Inhaftierung, Folter oder Gewalt ausgesetzt», sagt Claudia Lodesani, Projektverantwortliche von Ärzte ohne Grenzen für Libyen. Aus diesem Grund ist die oftmals tödliche Migrationsroute über das Mittelmeer für viele der einzige Ausweg aus der Situation. «Wir sind der Meinung, dass sichere Länder, insbesondere aus Europa, die Pflicht haben, die Evakuierung zu erleichtern und diesen Menschen Schutz zu gewähren», fordert Lodesani. «Umso mehr, als diese Länder seit Jahren die sogenannte libysche Küstenwache mitfinanzieren und die erzwungene Rückführung von Geflüchteten und Migrant:innen nach Libyen fördern.»
Ärzte ohne Grenzen unterstützt Geflüchtete und Migrant:innen in Libyen seit 2016. Die Organisation war dabei immer wieder mit Schwierigkeiten konfrontiert, um Patient:innen adäquat zu behandeln. Auch bei Menschen mit schwersten physischen oder psychischen Erkrankungen konnte oft keine kontinuierliche medizinische Versorgung sichergestellt werden.
Alternative Fluchtwege
Der Report «Out of Libya» zeigt alternative legale Fluchtwege aus Libyen auf, wie sie von Hilfsorganisationen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Regierungen gestartet wurden. Insbesondere in Italien wurde etwa ein humanitärer Korridor geschaffen, der die Evakuierung von besonders gefährdeten und schutzbedürftigen Menschen ermöglicht, darunter auch Patient:innen, die von Ärzte ohne Grenzen in Libyen behandelt wurden.
Nur sehr wenige Menschen können derzeit die wenigen legalen Möglichkeiten nutzen, die vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) eingerichtet wurden, und so in sichere Länder gelangen. Von den rund 40 000 Menschen, die für das sogenannte Resettlement-Programm des UNHCR registriert wurden, haben nur 1662 Menschen Libyen im vergangenen Jahr verlassen. Insgesamt leben derzeit rund 600 000 Geflüchtete und Migrant:innen in Libyen.
Ärzte ohne Grenzen ist eine der wenigen internationalen Nichtregierungsorganisationen, die in Libyen tätig ist. Unsere Mitarbeitenden bieten Geflüchteten und Migrant:innen, die in Internierungslagern oder informellen Unterkünften leben, unter anderem eine allgemeine medizinische Grundversorgung und psychosoziale Unterstützung.
© Jérôme Tubiana/MSF