MSF erschüttert über brutalen Anschlag auf schwangere Frauen und Neugeborene
© MSF/Frederic Bonnot
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Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) ist nach dem gestrigen blutigen Anschlag auf schwangere Frauen, Mütter und ihre Babys in der Entbindungsstation des Spitals Dasht-e-Barchi in Kabul erschüttert.
Während sich schwangere Frauen und Babys in einem der verwundbarsten Stadien ihres Lebens in medizinischer Behandlung befanden, stürmte eine unbekannte Anzahl von Angreifern die Entbindungsstation. Es kam stundenlang zu Explosionen und Schüssen.
Ärzte ohne Grenzen verurteilt diesen brutalen Akt von Gewalt, der vielen Menschen das Leben kostete und Frauen und Kinder in Kabul einer medizinischen Grundversorgung beraubt. In dieser Region ist der Zugang zu medizinischer Versorgung ohnehin bereits eingeschränkt. Die Entbindungsstation befindet sich in einem Stadtteil im Westen Kabuls mit einer Bevölkerung von mehr als 1,5 Millionen Menschen.
Mehrere Menschen gestorben
Ärzte ohne Grenzen trauert um den Verlust mehrerer Patientinnen und Patienten. Auch gibt es Hinweise darauf, dass mindestens eine afghanische Kollegin ebenfalls getötet wurde. Zu einem Zeitpunkt, zu dem immer noch viel Ungewissheit herrscht, setzt das medizinische Team alles daran, um die Neugeborenen in der Entbindungsstation weiter zu betreuen, die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und der Verletzten zu gewährleisten, dem betroffenen Personal psychologische Betreuung und den Hinterbliebenen jede notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.
Während die Kämpfe andauerten, brachte eine Frau ihr Baby zur Welt, beiden geht es gut.
Das Personal von Ärzte ohne Grenzen – Hebammen, Ärztinnen und Ärzte, Reinigungsfachfrauen, Pflegefachfrauen, Köche, Wächter und Verwaltungspersonal – leistet unschätzbare Arbeit für Frauen, die geburtshilfliche Betreuung benötigen, insbesondere für Frauen mit Komplikationen bei der Geburt.
Tätigkeit auf der Entbindungsstation unterbrochen
Vorläufig wurden die medizinischen Aktivitäten in der Entbindungsstation von Dasht-e-Barchi unterbrochen, aber die Station wurde nicht geschlossen. Die Patientinnen wurden in die umliegenden Spitäler und das Personal in Sicherheit gebracht. Mehr denn je drückt Ärzte ohne Grenzen der afghanischen Bevölkerung ihre Solidarität aus.
Ärzte ohne Grenzen hatte die 55-Betten-Entbindungsstation im Spital Dasht-e-Barchi 2014 eröffnet. Seit Anfang des Jahres wurden dort 5401 Babys entbunden und 524 Babys auf der Neugeborenenstation und der Känguru-Mütterstation für Intensivpflege behandelt.
Ärzte ohne Grenzen ist seit 1980 in Afghanistan tätig. Nach der Ermordung von fünf Mitarbeitern in der Provinz Badghis hat sich die Organisatin von 2004 bis 2009 aus dem Land zurückgezogen. 2019 hat Ärzte ohne Grenzen sieben Hilfsprojekte in sechs Provinzen des Landes betrieben und führte mehr als 100 000 ambulante Untersuchungen durch, begleitete ausserdem mehr als 60 000 Entbindungen und führte fast 10 000 chirurgische Eingriffe durch. Für die Arbeit in Afghanistan nimmt Ärzte ohne Grenzen keine öffentlichen Gelder an und ist vollumfänglich auf private Spenden angewiesen.
© MSF/Frederic Bonnot