MSF fordert von allen Parteien, die Neutralität medizinischer Einrichtungen zu respektieren.
Somalia / Somaliland2 Min.
Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) ist sehr besorgt über einen Vorfall, der sich am 16. Juni im von MSF unterstützten Spital in Belet Weyne, Somalia ereignet hat
Die Integrität des Spitals von Belet Weyne wurde gefährdet, als Delegierte der lokalen Behörden und bewaffneter Gruppen das Spital besuchten. Einige Delegationsmitglieder filmten und fotografierten Patienten und Mitarbeiter, ohne deren Erlaubnis einzuholen. Dieser Zwischenfall endete mit der vorübergehenden Festnahme eines MSF-Mitarbeiters, konnte jedoch mit der Unterstützung der lokalen Verwaltung wieder gelöst werden.
In den medizinischen Einrichtungen, in welchen MSF tätig ist, gilt ein striktes Waffenverbot. Die Organisation betrachtet diesen Zwischenfall deshalb als Verletzung des Neutralitätsprinzips, das den Respekt von Spitälern und des medizinischen Auftrags vorsieht.
„MSF ruft alle Beteiligten des Konflikts in Somalia eindringlich dazu auf, die Neutralität und Unparteilichkeit der Gesundheitseinrichtungen und das medizinische Personal zu respektieren. Wir fordern die Behörden auf, alles zu unternehmen, damit das Gesundheitspersonal seine Aufgaben erfüllen kann. Für die medizinische Versorgung ist es wichtig, dass die Privatsphäre sowohl der Patienten als auch des Personals respektiert wird”, erklärt die Programmverantwortliche von MSF, Monica Rull.
Das Filmen und Fotografieren von Patienten stellt eine Verletzung der Vertraulichkeit und der persönlichen Würde dar. Der Schutz der Privatsphäre der Patienten ist ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Ethik. Als unabhängige und unparteiische medizinische Organisation geht es MSF ausschliesslich darum, ihren Patienten die bestmögliche medizinische Pflege zukommen zu lassen.
MSF bietet in Mogadischu, in Zentral- und Südsomalia kostenlose medizinische Hilfe an. Im 108-Betten-Spital von Belet Weyne, in der Region Hiraan, leistet MSF medizinische Unterstützung für die 70’000 Einwohner der Stadt. Diese Klinik dient auch als Referenzspital für die 120’000 Einwohner des Bezirks. Im Jahr 2011 wurden 21’000 Patienten auf der Notfallstation und 2’800 Patienten stationär behandelt. Über 800 Entbindungen und 1’500 Operationen wurden durchgeführt. Zudem wurden im Rahmen des therapeutischen Ernährungsprogramms von MSF rund 1’500 stark mangelernährte Kinder behandelt.
Im Oktober 2011 wurden zwei Mitarbeiterinnen von MSF, Montserrat Serra und Blanca Thiebaut, im Flüchtlingslager Dadaab entführt, während sie Nothilfe für die somalische Bevölkerung leisteten. Sie sind noch immer in Gefangenschaft und sollen in Somalia festgehalten werden. MSF hat sämtliche neue Projekte in Somalia, die keinen Notfall betreffen, bis zu ihrer Freilassung aufgeschoben.