Schwere Kämpfe in Tais – Gesundheitspersonal fürchtet auch Angriffe auf Spitäler
© Nuha Mohammed/MSF
Jemen2 Min.
Nach vier Tagen intensiver Kämpfe hat die Bevölkerung der jemenitischen Stadt Tais kaum mehr Zugang zu medizinischer Hilfe. Mindestens ein öffentliches Spital musste geschlossen werden. Kranke und Verletzte können nur noch schwer lebensrettende Hilfe erreichen.
Wir fordern alle kriegsführenden Parteien erneut auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. In allen Gebieten muss die humanitäre medizinische Versorgung sichergestellt werden und medizinisches Personal und Gesundheitseinrichtungen geschützt werden.
Erschwerter Zugang zu medizinischer Versorgung
«Wir sind besorgt, dass Verwundete zwischen den Fronten gefangen sind», sagt Caroline Ducarme, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. «Viele von ihnen sind nicht in der Lage, die Gesundheitseinrichtungen zu erreichen. In der Stadt Tais wurden in den letzten vier Tagen 49 Kriegsverletzte und zwei Tote in drei Gesundheitseinrichtungen gemeldet, die von Ärzte ohne Grenzen unterstützt werden. Die tatsächliche Zahl der Verwundeten, die dringend Hilfe benötigt, kennen wir jedoch nicht.»
Berichten zufolge wurde bei den Kämpfen ein Spital zerstört, ein anderes öffentliches Spital in Tais musste geschlossen werden. Dies erschwert es der Bevölkerung zusätzlich, Zugang zu medizinischer Notfallversorgung zu erhalten. Medizinische Teams berichteten, dass in einem von Ärzte ohne Grenzen unterstützten öffentlichen Spital ein schwer verwundeter Patient gewaltsam aus dem Operationssaal gebracht wurde, um ihm so den Zugang zur dringend benötigten medizinischen Versorgung zu verwehren. Das ist inakzeptabel.
Dringend nötiger Schutz der Gesundheitseinrichtungen
«Der Schutz der Gesundheitseinrichtungen im Jemen muss dringend verstärkt werden», sagt Ducarme. «Patienten berichten, dass sie aufgrund der Kämpfe und Strassensperren Spitäler nicht erreichen. Ausserdem fürchten viele Menschen, dass die Spitäler angegriffen werden und wollen ihre Angehörigen daher nicht dort lassen. Auch das Gesundheitspersonal hat Angst, manche haben ihre Arbeit daher aufgegeben.»
Was das für die Bevölkerung bedeutet, zeigt das Beispiel des zwei Jahre alten Jungen, der am ersten Tag der Kämpfe im Trauma-Zentrum von Ärzte ohne Grenzen im Bezirk Al Houban in Tais aufgenommen wurde. Er hatte Verletzungen von Granatsplittern im Gesicht. Ein Sprengsatz war in der Nähe seines Hauses in der Altstadt gelandet. Die Familie musste fast drei Stunden lang fahren und unter Beschuss Frontlinien überqueren, um medizinische Hilfe zu erreichen.
Ärzte ohne Grenzen arbeitet im Jemen in 13 Spitälern und Gesundheitszentren und unterstützt mehr als 20 Gesundheitseinrichtungen in 12 Provinzen. Wiederholte Angriffe auf medizinisches Personal und Einrichtungen im vergangenen Jahr haben die Organisation gezwungen, die Hilfe an mehreren Standorten einzustellen. Seit März 2015 wurden fast 120’000 Kriegsverletzte in von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Spitälern behandelt.
© Nuha Mohammed/MSF