Tuberkulose: Johnson&Johnson Medikamenten-Deal schliesst stark betroffene Länder aus
© Oksana Parafeniuk/MSF
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Die Initiative «Stop TB Partnership/Global Drug Facility» hat mit dem Pharmakonzern Johnson & Johnson eine Vereinbarung über den Zugang zu Bedaquilin erreicht. Die Vereinbarung bietet Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu günstigeren generischen Versionen des Tuberkulose-Medikaments. Von dem Abkommen ausgeschlossen sind jedoch Länder, in denen besonders viele Menschen an Tuberkulose erkrankt sind.
«Die Vereinbarung mit Johnson & Johnson (J&J) bietet eine kurzfristige Lösung für einige Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, sie bleibt aber ein Tropfen auf den heissen Stein», erklärt Christoph Perrin, Pharmazeut von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF). Die vollständigen Bedingungen des Abkommens, inklusive der Liste der beteiligten Länder, sind noch nicht publik.
Wir haben aber bereits erfahren, dass die neun Länder in der Region Osteuropa und Zentralasien, die zu den Ländern gehören, in denen resistente Tuberkulose am meisten verbreitet ist, von diesem Abkommen ausgeschlossen sind.
Bedaquilin ist in der Behandlung von multiresistenter Tuberkulose essenziell.
Darüber hinaus strebt J&J eine Verlängerung des Monopols auf das Medikament in vielen Ländern an, in denen der Konzern noch ein zweites Patent auf Bedaquilin besitzt - darunter 34 Länder, in denen Tuberkulose stark verbreitet ist.
«Es ist besorgniserregend, dass Johnson & Johnson die Produktion und den Zugang zu generischen Versionen von Bedaquilin in vielen Ländern weiterhin einschränkt und so kontrolliert, wer die lebensrettende Behandlung erhält», erklärt Christoph Perrin.
Unsere Teams behandeln Tuberkulose in insgesamt 27 Ländern. Wir setzen uns zudem politisch dafür ein, dass in klinischen Studien neue Medikamente kombiniert werden, Therapien verträglicher werden, mehr Menschen Zugang zu der neuen Behandlung haben und die Kosten der Behandlung gesenkt werden.
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