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Westjordanland: Bericht von Ärzte ohne Grenzen dokumentiert gewaltsame Behinderung des Zugangs zu Gesundheitsversorgung
Palästinensische Autonomiegebiete 3 Min.
Der Bericht deckt den Zeitraum von Oktober 2023 bis Oktober 2024 ab und enthält ausführliche Interviews mit 38 Patient:innen und Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen, mit Gesundheitsfachkräften sowie mit Freiwilligen, die von Ärzte ohne Grenzen bei ihrer Hilfstätigkeit unterstützt werden. Die Interviewten berichten von anhaltenden, gewaltsamen israelischen Militäreinsätzen und Bewegungseinschränkungen, die den Zugang zu Basisversorgung, insbesondere im Gesundheitsbereich, erheblich behindert haben.
Waffenruhe in Gaza brachte Verschlechterung im Westjordanland
Die Situation hat sich seit Inkrafttreten der Waffenruhe in Gaza weiter verschlechtert. Die ohnehin schon katastrophalen Lebensbedingungen und die massive Beeinträchtigung der physischen und psychischen Gesundheit vieler Palästinenser:innen sind noch schlimmer geworden. «Palästinensische Patient:innen sterben, nur weil sie die Spitäler nicht erreichen können», sagt Brice de le Vingne, Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen. «Wir sehen, wie Krankentransporte mit Menschen in kritischem Zustand von israelischen Streitkräften an Kontrollpunkten blockiert werden, wie medizinische Einrichtungen während stattfindenden Operationen umzingelt und durchsucht werden und wie Gesundheitspersonal körperlicher Gewalt ausgesetzt ist, während es versucht, Leben zu retten.»
Gesundheitspersonal belästigt, inhaftiert, verletzt und sogar getötet
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen erhalten vermehrt Meldungen über Angriffe auf medizinisches Personal und Einrichtungen. Spitäler und Gesundheitseinrichtungen wurden häufig vom Militär belagert, und die israelischen Streitkräfte zerstören provisorische medizinische Einrichtungen in Vertriebenencamps. Zwischen Oktober 2023 und Dezember 2024 verzeichnete die Weltgesundheitsorganisation 694 Angriffe auf das Gesundheitswesen im Westjordanland. Mitarbeitende im Gesundheitswesen fühlen sich nicht mehr sicher, weil sie oder ihre Kolleg:innen belästigt, inhaftiert, verletzt und sogar getötet werden.
Ein Sanitäter des palästinensischen Roten Halbmonds beschreibt einen Vorfall in Tubas: «Israelische Streitkräfte umzingelten den Schockraum und versperrten beide Eingänge, obwohl ganz klar war, dass es sich um eine medizinische Einrichtung handelte. Sie befahlen allen Sanitäter:innen, den Raum zu verlassen. Wir waren etwa 22 Sanitäter:innen dort. Israelische Soldat:innen schossen innerhalb und ausserhalb des Gebäudes und beschädigten unsere Vorräte und den Schockraum.» Ärzte ohne Grenzen unterstützt den Roten Halbmond bei seiner Arbeit im Westjordanland.
Der Zugang zu Gesundheitsversorgung wurde immer wieder eingeschränkt. Krankentransporte wurden blockiert, lebenswichtige Infrastruktur wie Strassen, Wasserleitungen und die Stromversorgung zerstört – vor allem in den Geflüchtetencamps von Tulkarem und Dschenin.
Chronisch Kranke erreichen Gesundheitseinrichtungen nicht
In abgelegenen Gebieten und am Rand von Städten wie Dschenin oder Nablus ist die Lage besonders problematisch, da Menschen mit chronischen Erkrankungen, etwa Dialysepatient:innen, aufgrund der unüberwindbaren Hindernisse die Gesundheitseinrichtungen nicht erreichen können.
Gewalt von Militär und Siedler:innen schafft Klima der Angst
Neben den israelischen Militäreinsätzen haben die Ausbreitung von Siedlungen und die Gewalt der Siedler:innen dazu geführt, dass viele Palästinenser:innen Angst haben, sich im Westjordanland zu bewegen. Laut der UN-Organisation OCHA (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) gab es von Oktober 2023 bis Oktober 2024 insgesamt 1500 Angriffe israelischer Siedler:innen auf Palästinenser:innen.
Als Besatzungsmacht ist Israel nach internationalem Recht verpflichtet, den Zugang zu Gesundheitsversorgung sicherzustellen und medizinisches Personal zu schützen.
Das Gesundheitssystem im Westjordanland befindet sich in einem permanenten Ausnahmezustand. Daher fordert Ärzte ohne Grenzen Israel auf, die Gewalt gegen Gesundheitspersonal, Patient:innen und Gesundheitseinrichtungen zu beenden. Medizinisches Personal darf nicht länger an der Ausübung lebensrettender Tätigkeiten gehindert werden.