Burundi: Mit 78 Teams gegen Malaria – wie läuft ein Rieseneinsatz erfolgreich ab?

Ein Sprühteam bei der Arbeit in Kinyinya, Oktober 2019

Burundi4 Min.

Der umweltfreundliche Einsatz von Insektiziden macht es möglich: Rund 311000 Menschen werden mehrere Monate ohne Angst vor dem Stich der Moskitos, die die Malaria übertragen, leben können. Unsere Teams haben mit ihrem Sprüheinsatz dafür gesorgt.

Das ist ein tolles Ergebnis im Osten Burundis bei weltweit immer noch tragischen Zahlen: 400 000 Menschen sterben jährlich an der Infektionskrankheit, 90 Prozent von ihnen in den Ländern Afrikas. Eine Impfung wie gegen Covid-19 ist leider noch nicht in Sicht. Deswegen kämpfen wir auch präventiv durch das Aussprühen von Häusern gegen die Krankheit. Modernste Technik hilft dabei, eine so umfangreiche Aktion erfolgreich zu machen. Das beflügelt gleichzeitig den Teamspirit.

Benoit Missage beobachtet die Abreise des Teams, das all seine Wände und Zimmerdecken mit einem Moskito-Spray behandelt hat. «Kommen Sie wieder und besuchen Sie uns», ruft er ihnen nach. Flaschen und Pumpen auf dem Rücken, radeln sie weiter zum nächsten Haus.

Ein Rückgang der Malariafälle um 80 Prozent

Malaria ist ein grosses Gesundheitsproblem in Burundi. Die Krankheit ist die Hauptursache für Spitalaufenthalte und Todesfälle bei kleinen Kindern. Bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, ist die Vorbeugung entscheidend. Dazu zählen Malariamedikamente und der physische Schutz vor Moskitos – zum Beispiel durch Moskitonetze und verbesserte sanitäre Einrichtungen.

Auch die Innenraum-Besprühung ist eine dieser Präventionstechniken. Dabei wird ein Insektizid auf die Wände und Decken von Gebäuden gesprüht, das die Moskitos abtötet. Es wirkt über Monate hinweg und reduziert in Kombination mit der Verwendung von Moskitonetzen die Zahl der Malariafälle drastisch.

Die Pandemie macht die Prävention schwierig 

«Vergangenes Jahr war das Sprühen ein Schlüsselfaktor für den 80-prozentigen Rückgang der Malariafälle hier», berichtet Dr. Hippolyte Mbomba, Projektleiter für Malaria im Bezirk Kinyinya im Osten Burundis. «Aber um wirksam zu sein, muss das Sprühen sehr sorgfältig vorbereitet, ausgeführt und wiederholt werden.»

Durch die Covid-19-Pandemie werden die herkömmlichen Bemühungen zur Bekämpfung von Malaria in vielen Ländern erschwert. Um der Ausbreitung des Virus Einhalt zu gebieten, sind vielerorts Grenzen und Betriebe geschlossen. Dadurch konnten u. a. auch Verteilungen von Anti-Moskito-Netzen nicht in gewohntem Umfang stattfinden. Ausserdem sind Gesundheitssysteme durch die Behandlung von Covid-Patient*innen bereits stark belastet bzw. überlastet. Umso wichtiger sind daher vorbeugende Massnahmen, wie unsere Teams sie in Burundi vornehmen.

«Kommt und besprüht unser Haus!» 

Unsere Mitarbeitenden und die Gesundheitsbehörden benötigen mehrere Monate, um eine Sprühkampagne vorzubereiten. Die Insektizide dürfen nicht immer die gleichen sein, denn dann würden die Moskitos Resistenzen entwickeln. Die Logistik zu planen, die Teams auszubilden und die Bevölkerung über die Aktion zu informieren, ist aufwendig. 

Jeanine Alakaza, Leiterin eines der Sprühteams

Jeanine Alakaza, Leiterin eines der Sprühteams

© MSF

«Vergangenes Jahr haben wir hier zum ersten Mal Häuser ausgesprüht, und es gab natürlich eine Menge Fragen», berichtet Jeanine Alakaza, Leiterin eine der 78 Sprühteams. «Dieses Jahr ist es einfacher: Die Menschen haben die Wirkung der letzten Kampagne gesehen und sind überzeugt davon. Sie folgen uns und sagen: Kommt und besprüht unser Haus, wir brauchen euch, wir wollen keine Malaria zu Hause!»

Dank modernster Technik jeden Tag den Fortschritt verfolgen

Hochmoderne technische und logistische Vorbereitungen sind erforderlich für einen wirksamen und umweltfreundlichen Sprüheinsatz. Die andere grosse Herausforderung ist es, so viele Häuser in einem kurzen Zeitraum abzudecken. In Kinyinya wurden in weniger als einem Monat 67 000 Häuser behandelt.

«Wir führen eine Luftbildkartografie auf der Grundlage von Satellitenbildern durch, die in sogenannten 'Mapathons' bearbeitet werden», erklärt Dr. Mbomba. «Jedes Haus, jeder Stall, jede Toilette wird aufgelistet, indem wir Teams mit Geolokalisierungsgeräten vor Ort arbeiten lassen. Auf diese Weise haben wir eine genaue Vorstellung von der Anzahl der Häuser, der Topografie und den vorhandenen Wegen. So können wir die Eingriffe planen und den Fortschritt Tag für Tag verfolgen.» 

«Man sieht alles, was vom eigenen und von allen anderen Teams geleistet wurde. Und man vergisst völlig die Müdigkeit des Tages. Das gibt uns den Mut, weiterzumachen», ergänzt Jeanine Alakaza.

Familien müssen ihr Geld nicht mehr für Behandlungen ausgeben 

Die Sprühkampagnen reduzieren die Zahl der Malariapatient*innen stark, doch Behandlungen gegen die Krankheit sind immer noch nötig. Wir bieten sie daher in 14 Gesundheitseinrichtungen im gesamten Bezirk Kinyinya an. 

Félicité hat eines ihrer Kinder in einem Gesundheitszentrum in Kinyinya zur Beratung gebracht. «Heute wissen wir, dass wir ins Spital kommen können und dass die Kinder gut und kostenlos behandelt werden. Wir kommen schneller, um uns behandeln zu lassen.»

Ein nicht unbedeutender Nebeneffekt unserer kostenlosen Prävention und Behandlung: Die Familien können ihr Geld, das sie früher ohne unser Angebot für Behandlungen ausgeben mussten, jetzt für Lebensmittel oder die schulische Bildung ihrer Kinder verwenden. Und die Zeit, die sie sonst im Spital verbracht hätten, können sie zum Arbeiten auf den Feldern nutzen – ein wichtiger Schritt für einen geregelten Alltag.