Tansania: humanitäre Hilfe in Flüchtlingslagern immer noch unzureichend

Le camp de Nyarugusu, où MSF gère une unité de stabilisation équipée de 40 lits et trois cliniques spécialisées dans le traitement du paludisme.

Burundi3 Min.

Die steigende Zahl burundischer Flüchtlinge setzt die Flüchtlingslager in Tansania immer mehr unter Druck. Der Januar war der Monat mit den meisten Ankünften seit Mai 2015: Laut UNHCR kamen fast 19’000 Menschen über die Grenze nach Tansania.

Rund 290’000 Flüchtlinge, drei Viertel davon aus Burundi, leben auf engstem Raum in den drei überfüllten Lagern von Nyarugusu, Mtendeli und Nduta. Das Lager von Nduta hatte bereits im letzten November seine Aufnahmeobergrenze erreicht und ist nun vollends überbelegt. Derzeit leben dort 117’000 Menschen, d. h. doppelt so viele, wie das Lager eigentlich aufnehmen kann. Täglich kommen zwischen 600 und 1’000 Menschen dazu. Wenn es so weiter geht, werden bis Mitte April 150’000 Menschen in Nduta leben.
«Die drei Lager haben ihre Kapazitätsgrenze erreicht, doch der Zustrom von Flüchtlingen lässt nicht nach. Es muss daher dringend ein Standort für ein viertes Lager gefunden werden, das sofort in Betrieb genommen werden kann. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat wiederholt dazu aufgerufen, aber bisher wurden keine konkreten Schritte unternommen», erklärt David Nash, MSF-Einsatzleiter. «Verschiedene Organisationen haben ihre Hilfe zwar aufgestockt, doch entspricht die humanitäre Hilfe bei weitem nicht dem Ausmass der Ankünfte. Da die Unterkünfte derzeit nicht ausreichen, müssen sich die Flüchtlinge länger in überfüllten Gemeinschaftslagern aufhalten, in denen das Erkrankungsrisiko um ein Vielfaches höher ist.»

Druck auf die Gesundheitsversorgung nimmt zu

In Nduta ist MSF die wichtigste medizinische Organisation. Die Zahl der von den MSF-Teams durchgeführten ambulanten Sprechstunden im Lager hat sich vervierfacht. Malaria ist dabei das Hauptproblem. Die aufgrund von Platzmangel und fehlender sanitärer Infrastruktur bereits prekäre Gesundheitslage der Menschen hat sich in der Regenzeit weiter verschlechtert und die Zahl der Erkrankungen ist rapide gestiegen. Allein im Januar behandelte MSF fast 17’000 Malaria-Patienten in Nduta und Nyarugusu. Ausserdem sind Durchfall, Atemwegs- und Hauterkrankungen mittlerweile weit verbreitet in den Lagern.
In Nduta besteht zudem ein grosser Bedarf in den Bereichen Gynäkologie und Geburtshilfe. In den letzten vier Monaten im Jahr 2016 haben sich die Geburten mehr als verdoppelt. Im Januar wurden über 400 Kinder entbunden. Kleinkinder, schwangere Frauen und junge Mütter sind besonders anfällig für Krankheiten.
«Die Angst vor einer Gesundheitskrise ist durchaus berechtigt, wenn sich die Lager weiter füllen und den Bedürfnissen der ankommenden Bevölkerung nicht nachgekommen werden kann», sagt David Nash weiter.

Flüchtlingsstatus auf der Kippe

Die Anstrengungen im Hinblick auf die dringend benötigten Unterkünfte, medizinische Versorgung und sanitäre Infrastruktur müssen auch die jüngste Entscheidung der tansanischen Regierung berücksichtigen. Diese hebt die automatische Anerkennung des Flüchtlingsstatus von burundischen Flüchtlingen in Tansania auf.
Seit Beginn der Notsituation im April 2015 wurde allen in Tansania ankommenden Burundiern Flüchtlingsstatus gewährt. Der Widerruf dieser Praxis bedeutet, dass nun über den Flüchtlingsstatus der Neuankömmlinge von Fall zu Fall entscheiden wird. Das neue Verfahren könnte den Zugang zu humanitärer Hilfe erschweren.
«In den letzten Jahren war Tansania sehr grosszügig bei der Aufnahme von hunderttausenden Menschen, die vor akuten Krisen flüchteten», so David Nash. «Internationale Geldgeber müssen ihre Unterstützung unbedingt erhöhen und die tansanische Regierung muss ihrerseits dafür sorgen, dass das Land die Flüchtlingskonventionen weiterhin wahrt und allen Flüchtlingen Schutz gewährt. Wir rufen erneut dazu auf, die Hilfe für die steigende Zahl von Flüchtlingen, die nach Tansania kommen, aufzustocken.»
MSF ist seit Mai 2015 in Tansania tätig. Derzeit arbeiten MSF-Teams in den Lagern von Nyarugusu und Nduta. In Nyarugusu betreibt MSF neben drei Malariakliniken eine Stabilisierungsstation mit 40 Betten und leistet psychologische Betreuung. In Nduta ist MSF die wichtigste medizinische Organisation. Sie betreibt ein Spital mit 120 Betten sowie fünf Gesundheitsposten und bietet psychologische Betreuung an.