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Coronavirus im Irak: Spitäler sind überlastet
Als Reaktion auf die eskalierende Notlage und zur Unterstützung der lokalen Gesundheitsbehörden hat Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) einen Einsatz im Al-Kindy-Spital in Bagdad gestartet. In das Spital kommen sehr viele Patientinnen und Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt sind. In den vergangenen zwei Monaten haben unsere Teams die Beatmungsstation unterstützt und das Personal unter anderem in der künstlichen Beatmung, in der Medikamentengabe und in Therapietechniken geschult. Angesichts der hohen Anzahl von Erkrankten plant Ärzte ohne Grenzen nun, eine zusätzliche Covid-19-Station im Al-Kindy-Spital zu eröffnen.
Mangel an Spitalbetten
Trotz der Bemühungen im Kampf gegen das Virus hat die grosse Zahl schwerer und kritischer Fälle in letzter Zeit das Al-Kindy-Spital und andere Einrichtungen überfordert. Die Beatmungsstation im Al-Kindy-Spital verfügt über 52 Betten, die derzeit alle voll belegt sind.
«Wir sehen in Bagdad immer mehr schwere Covid-19-Fälle», erklärt Dr. Pedro Serrano Guajardo, ein Arzt, der vor Kurzem als Intensivmediziner bei Ärzte ohne Grenzen tätig war. «Viele Patientinnen und Patienten bleiben 15 bis 20 Tage auf der Beatmungsstation, was bedeutet, dass manchmal Neukrankte für zwei, drei Tage auf die Warteliste gesetzt werden. Bis wir dann ein freies Bett haben, sind sie häufig in einer wirklich schlechten Verfassung. Es ist sehr schmerzlich, diese Menschen auf ein Bett warten zu sehen».

Ein Patient spricht im Beisein eines Angehörigen mit einer Pflegefachfrau auf der Beatmungsstation am Al-Kindy-Spital. Bagdad, 23. September 2020
Stigmatisierung der Krankheit
Die Wartelisten und die fehlenden Betten sind nicht die einzigen Probleme in Bagdad. «Einige Menschen in der Stadt erkennen den Ernst der Lage nicht, und sie halten sich nicht an die Präventionsmassnahmen. Sie kommen auch erst ins Spital, wenn es fast zu spät ist, um sich behandeln zu lassen. Manche Menschen kommen mit akuter Atemnot, und zu diesem Zeitpunkt ist eine Behandlung sehr schwierig», sagt Dr. Guajardo. Es scheint, dass viele Menschen eine Behandlung wegen des starken sozialen Stigmas, das mit Covid-19 einhergeht, vermeiden wollen.
«Ich glaube, dass viele Menschen den Ernst der Lage erst erkennen, wenn sie selbst oder jemand, den sie lieben, ins Spital kommt. Dann bekommen sie mit, wie Menschen sterben, sehr schnell und jeden Tag.»
Gesundheitspersonal stark betroffen
Auch das irakische Gesundheitspersonal war mit fast 15 000 Fällen seit Beginn des Ausbruchs sehr stark betroffen. Damit hat sich die wegen des Personalmangels bereits kritische Situation in mehreren Spitälern in Bagdad noch verschlimmert.
«Wir geben unser Bestes, um die Bemühungen der irakischen Gesundheitsbehörden bei der Bekämpfung des Virus in Bagdad zu unterstützen, obwohl unsere Kapazitäten begrenzt sind. Trotz der hohen Anzahl von Patientinnen und Patienten, die wir derzeit sehen, sind wir uns nicht sicher, wo in der Entwicklung der Epidemie wir uns befinden. Von dem, was wir sehen, ist die Situation sehr besorgniserregend», sagt Gwenola Francois, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen im Irak. «Wir bereiten derzeit mit den Gesundheitsbehörden zusätzliche Massnahmen zur Unterstützung vor, um den Menschen in Bagdad zu helfen.»
Unsere Covid-19-Hilfsmassnahmen im Irak
Ärzte ohne Grenzen unterstützt das irakische Gesundheitssystem im Kampf gegen die Pandemie. Nachdem Covid-19 den Irak erreicht hatte, hat Ärzte ohne Grenzen vorübergehend einen Teil des postoperativen 62-Betten-Pflegezentrums in Mossul in eine Covid-19-Behandlungseinrichtung umfunktioniert.
Die Teams der medizinischen Nothilfeorganisation haben auch Schulungen zur Eindämmung der Infektionsprävention in verschiedenen Gesundheitseinrichtungen in den Gouvernements Erbil, Dohuk und Ninewa durchgeführt. Ärzte ohne Grenzen hat ausserdem eine Isolations- und Behandlungseinrichtung mit zwanzig Betten im Lager Laylan im Gouvernement Kirkuk eingerichtet, um sich auf einen möglichen Anstieg von Covid-19-Fällen vorzubereiten.