Ein Tag in Dadaab. Vier somalische Flüchtlinge erzählen ihre Geschichte
Kenia3 Min.
MSF ist nach wie vor sehr besorgt über die Lage in Dadaab, einem der weltweit bevölkerungsreichsten Flüchtlingslager im Nordosten Kenias. MSF hat im Lager Dagahaley nun ein Jahr lang medizinische Hilfe geleistet. Obwohl seither ein paar Verbesserungen stattgefunden haben, sind die Flüchtlingslager besorgniserregend überfüllt. Die Flüchtlinge erhalten nur das absolute Minimum zum Überleben.
„Innerhalb eines Jahres haben wir Verbesserungen erlebt. Die Flüchtlinge erhalten nun eine volle Ration Nahrungsmittel und ein paar andere Hilfsgüter, aber es besteht ein grosser Bedarf bei der Wasserversorgung, und es herrscht Platzmangel“ erklärt Duncan Bell, Projektkoordinator im Dagahaley Camp. „Obwohl pro Person und Tag mittlerweile mehr Liter Wasser zu Verfügung stehen als vor einem Jahr, bekommen die Menschen nach wie vor nur 15 Liter pro Tag!“
„Die Übervölkerung im Lager ist ein Riesenproblem“ fügt Duncan Bell hinzu. „Die zuständigen Organisationen und die Regierung versuchen, eine Lösung zu finden. Aber es muss dringend etwas getan werden, um so schnell wie möglich den Betrieb eines vierten Lagers oder die Vergrösserung eines bestehenden Lagers zu sichern.“
Die drei Lager wurden in den 90er Jahren errichtet, um 90'000 Menschen zu beherbergen, jetzt wohnen hier fast dreimal so viele. Die Gesundheitseinrichtungen sind überstrapaziert, und die massive Konzentration von Flüchtlingen auf so wenig Raum ist vom gesundheitlichen Standpunkt aus eine Zeitbombe. Jeden Monat überqueren noch mehr Somalier die offiziell geschlossene Grenze zwischen Kenia und Somalia, um im Nachbarland Zuflucht zu suchen und setzen so die drei Flüchtlingslager einem enormen Druck aus. Heute leben gesamthaft 261'000 Menschen in den Lagern rund um Dadaab.
„Solange sich die aktuelle Situation in Somalia nicht ändert, geht MSF nicht davon aus, dass der Flüchtlingsstrom aus Somalia abnehmen wird. Wir sind hier nun seit einem Jahr im Einsatz und finden die Lebensbedingungen in den Lagern nach wie vor inakzeptabel“ fährt Duncan Bell fort.
MSF bietet über 100'000 Bewohnern des Lagers Dagaheley medizinische Nothilfe und allgemeine Gesundheitsversorgung an. 2009 haben die MSF-Teams über 67'000 Menschen – einschliesslich 2'245 unterernährte Kinder – behandelt. MSF stellt auch psychologische Betreuung zur Verfügung. Die Anzahl jener Menschen, die an psychischen Störungen leiden, ist unter der Lagerbevölkerung besonders hoch.
MSF in Somalia
MSF leistet nicht nur für Zehntausende Somalier, die aus Somalia in Flüchtlingslager im benachbarten Djibouti, in Kenia und im Jemen geflohen sind, medizinische Hilfe, sondern arbeitet auch im Land selbst. Im Jahr 2009 war die somalische Bevölkerung weiterhin Opfer willkürlicher Gewalt, während zusätzlich eine schwere Dürre Teile des Landes heimsuchte. Millionen Menschen benötigen dringend medizinische Versorgung, die enorme Kluft zwischen dem grossen Bedarf der Somalis und der humanitären Hilfe vor Ort nimmt weiterhin zu.
MSF leistet seit über 17 Jahren in neun Projekten in Somalia medizinische Hilfe. Allein in den ersten sechs Monaten 2009 haben die MSF-Teams 376'000 ambulante Behandlungen durchgeführt, darunter bei 164.000 Kindern unter fünf Jahren. Über 22'000 schwangere Frauen wurden gynäkologisch betreut und über 13.300 Patienten stationär in von MSF unterstützten Krankenhäusern und Kliniken behandelt. 3'300 Operationen wurden durchgeführt, 1'975 davon waren Verletzungen aufgrund von Gewalt. Die medizinischen Teams haben über 1.400 Malaria-Patienten behandelt und bei 660 Personen mit einer Tuberkulose-Behandlung begonnen. Rund 15'000 unterernährte Patienten wurden mit Nahrungsmitteln versorgt sowie medizinisch betreut. Darüber hinaus wurden 126'700 Impfungen durchgeführt.
Über 1'500 somalische Mitarbeiter, die von etwa 90 internationalen Mitarbeitern in Nairobi unterstützt werden, arbeiten derzeit für MSF. Die Organisation nimmt für ihre Projekte in Somalia keine Regierungsgelder an, sondern finanziert die Projekte ausschliesslich mit Geldern von privaten Spendern.