Gott sei Dank, meine Familie ist in Sicherheit!

Indonesien, Distrikt Carita, 31. Dezember 2018

Indonesien3 Min.

Nach dem Tsunami in Indonesien vom 22. Dezember sind mehrere Teams von Médecins sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) im Einsatz, um die lokalen Gesundheitsbehörden bei der Versorgung von Überlebenden zu unterstützen. Die 30-Jährige Mutter Elis ist eine von ihnen. Hier erzählt sie, was ihre Familie am 22. Dezember erlebt hat.

«Ich habe gerade ein Bad genommen, als der Tsunami kam. Das Wetter war zu feucht für mich», erzählt die 30-jährige Mutter Elis, die im siebten Monat schwanger ist.

Elis und ihre Familie waren zu Hause, als der Tsunami am 22. Dezember die Küste der Sundastraße traf. Ihr Zuhause befand sich an der Küste von Laba Kampong im Dorf Cigondang in Labuan. Sie wohnte direkt neben dem Haus ihrer Eltern.

Als die erste Welle eintraf, schrie Elis‘ Ehemann Purwanto: «Tsunami! Tsunami! » Er warnte Elis und eilte zur Tochter und seinen Schwiegereltern, die nebenan waren, um sie in Sicherheit zu bringen. «Als mein Mann schrie, zog ich mich so schnell wie möglich an. Als er zurück ins Haus kam, um mir zu helfen, traf die zweite und grössere Welle unser Haus», erzählt sie.

–Sie war mit etwa 7 bis 12 Metern grösser als ein Strommast und zerstörte ihr Haus. Übrig blieben nur Schutt und Asche. Der 35-jährige Purwanto wurde verletzt, als sein linker Oberschenkel vom herabfallenden Blechdach des Hauses getroffen wurde. Ein Schrank, ein Schreibtisch und die Trümmer ihres Hauses versperrten Elis den Weg nach draussen.

«Ich habe mich bemüht, meinen Bauch so zu schützen, dass er von nichts getroffen wird. Ich konnte meine Tochter und meine Eltern nicht sehen. Das einzige, was ich hörte, war die Stimme meines Mannes, der nach mir rief», erklärt sie. Glücklicherweise konnte Purwanto, der selbst verletzt war, Elis retten. Als sie jedoch ihre Tochter und Eltern nicht finden konnten, mussten sie ihr zerstörtes Zuhause zurücklassen, um zum Gesundheitszentrum in Labuan zu gelangen. Dabei konnten sie die ganze Zeit nur daran denken, dass ihre Familienmitglieder tot sein könnten.

Banges Warten nach dem Tsunami

Elis und Purwanto legten die zwei Kilometer zum Gesundheitszentrum in Labuan zu Fuss zurück. Unterwegs trafen sie einen Mann auf einem Motorrad, der ihnen anbot, sie mitzunehmen. Dort ange-kommen, warteten viele Menschen, die wie sie verletzt waren, auf eine Behandlung. Elis und Purwanto versuchten immer wieder, Informationen über ihre Familie zu erhalten, während sie auf den Arzt warteten.

«In dieser Nacht erhielten wir endlich die Nachricht, dass unsere Tochter in Sicherheit und bei meiner Schwester war», erzählt Elis erleichtert. Am nächsten Tag fanden die beiden die Elis Eltern, die ebenfalls schwer verletzt waren. «Gott sei Dank, unsere Familienmitglieder sind trotz Verletzungen in Sicherheit», seufzt Elis.

MSF unterstützt Überlebende des Tsunami

Elis und ihr Mann wurden vom unserem Team im Gesundheitszentrum Labuan behandelt. «Ich traf Ibu Dina (Hebamme von MSF) und Doktor Santi am Sonntag im Gesundheitszentrum Labuan“, erin-nert sich Elis. «Sie haben meinen Zustand und den des Babys überprüft. Ich hatte fast überall am Körper Quetschungen mit einigen Schwellungen. Aber Gott sei Dank geht es meinem Baby gut», sagt sie mit einem Lächeln.

Das Team von MSF versorgte Elis medizinisch. Sie blieb die nächsten drei Tage im Gesundheitszentrum Labuan. Purwanto und Elis Mutter wurden aufgrund ihrer schweren Verletzungen in das Spital in Pandeglang überwiesen. Ihr Vater wurde wegen einer Verletzung an der linken Hand in dasselbe Spital gebracht.

Seit Februar 2018 betreibt MSF in Zusammenarbeit mit dem indonesischen Gesundheitsministerium ein Gesundheitsprojekt für Jugendliche in Pandeglang. Daher konnte das Notfall-Team von MSF bereits Stunden nach dem Tsunami in den Gesundheitszentren in Labuan und Carita – zwei der am stärksten betroffenen Gebiete – Hilfe leisten.

Am achten Tag nach dem Tsunami besuchte unser Team Elis und ihre Familie im Haus ihrer älteren Schwester, wo sie nach ihrer Entlassung vorübergehend unterkamen. Das Team überprüfte die Ver-letzungen von Elis, Purwanto und ihren Eltern. Ihre Verbände wurden ausgewechselt. «Wir möchten wirklich bald einen neuen Ort finden. Ich weiss, dass mein Leben derzeit von Stress geprägt ist, aber ich möchte nicht, dass mein Trauma das Baby beeinträchtigt. Mir geht es den Umständen entsprechend gut», so Elis.