Grossbrand im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos

Un staff MSF regarde les flammes qui ravagent le camp de Moria

Griechenland2 Min.

«Alles stand in Flammen und wir konnten eine Massenflucht von Menschen beobachten, die ziel- und hilflos diese brennende Hölle zu verlassen versuchten. Kinder waren zutiefst verängstigt und Eltern im Schockzustand. Wir sind erleichtert, dass es offenbar keine Todesopfer gegeben hat und arbeiten nun daran, die bestmögliche Versorgung und Unterstützung bereitzustellen», berichtet unser Einsatzleiter auf Lesbos, Marco Sandrone.

In der Nacht vom 8. September 2020 waren im Flüchtlingslager Moria mehrere Feuer ausgebrochen. Das Camp brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die rund 12 000 Männer, Frauen und Kinder flohen in Richtung der Hauptstadt der Insel, Mytilini, wurden aber auf dem Weg gestoppt. Sie befinden sich jetzt auf der Strasse oder suchen Schutz in den Bergen. Unsere Mitarbeiter*innen haben am Tag danach bereits einigen Menschen mit leichten Verletzungen und Verbrennungen behandeln können. Unsere Kinderklinik am Rande des Lagers Moria wurde glücklicherweise von dem Feuer verschont. Wir haben diese bereits wiedereröffnet und evaluieren momentan, wie wir die Menschen zusätzlich unterstützen können.

Vue aérienne du camp de Moria en proie aux flammes

Feuer im Lager Moria in den frühen Morgenstunden des 9. Septembers 2020.

© MSF/Médecins Sans Frontières

Ebenfalls besorgniserregend ist, dass nur 8 der 35 positiv auf Covid-19 getesteten Menschen auffindbar waren. Die momentane Situation erschwert zusätzlich die Umsetzung der Corona-Notfallmassnahmen.

Wir fordern, die jetzt obdachlos gewordenen Menschen aus dem Camp sofort in sichere Unterkünfte zu bringen: 

Wenn es noch irgendeines Beweises bedurft hatte, dass die derzeitige europäische Abschottungspolitik nur zu Verzweiflung und Spannungen führt, dann ist er hiermit erbracht. Seit Monaten wurde ein Lockdown ausschliesslich für die Flüchtlingscamps immer wieder verlängert und nun noch einmal verschärft, während es nach wie vor an einer echten, wirksamen Präventionsstrategie für die vielen dort festgehaltenen Menschen fehlt. Die Asche von Moria ist Zeugnis einer verfehlten Politik. […] Wir können nur hoffen, dass auf dieser Asche nicht von Neuem ein System der Abschreckung aufgebaut wird.

Marie von Manteuffel, Expertin für Flüchtlingspolitik bei MSF Deutschland

Gestern Nachmittag (9. September 2020) deklarierte die griechische Regierung dann den Notstand für die Insel Lesbos. Dabei wurde die baldmöglichste Ankunft von drei Schiffen versprochen, welchen den Asylsuchenden eine Unterkunft bieten sollen. Auch wurden in der Nacht auf heute 400 unbegleitete Minderjährige auf das Festland evakuiert. Wir beobachten die Umsetzung der Notfallmassnahmen. Abgesehen davon, dass die Hilfe sehr spät kommt, wird diese den Erfordernissen der Situation nicht gerecht. Priorität muss ein sicherer Aufenthaltsort für die Menschen sein.

Unsere Teams vor Ort verschaffen sich weiterhin einen Überblick über die dringendsten Bedürfnisse der Geflüchteten. Gleichzeitig sind sie mit den Behörden in Kontakt, um die künftige Hilfe abzustimmen.

Des structures en métal, calcinées par les flammes

Das Flüchtlingslager in Moria ist nach dem Brand in Schutt und Asche gelegt worden.

© MSF/Médecins Sans Frontières