MSF Samos

Samos: Fälle von Mangelernährung bei Kindern in Geflüchteten-Camp

Ärzte ohne Grenzen hat bei sechs Kindern in einem EU-finanzierten Geflüchteten-Camp, dem sogenannten «Closed Controlled Access Center» (CCAC) auf der griechischen Insel Samos, Mangelernährung festgestellt. Es sind die ersten Fälle von Mangelernährung bei Kindern, die die Organisation seit Beginn ihrer Tätigkeit in dem Camp im Jahr 2021 identifiziert hat. Bei den Kindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren wurden schwere oder moderate akute Mangelernährung diagnostiziert, die dringend medizinisch behandelt werden musste.

«Viele Menschen kommen geschwächt und traumatisiert in Europa an. Sie suchen hier Schutz, finden jedoch menschenunwürdige Aufnahmebedingungen vor. Wenn zum Beispiel Kinder bei ihrer Ankunft mangelernährt oder akut davon bedroht sind, wird ihre Gesundheit weiter gefährdet,» sagt Felix Braunsdorf, Experte für Flucht und Migration bei Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. 

Die in dem Camp lebendenden Familien haben oft eine lange Flucht durch mehrere Länder hinter sich, auf der sie mit Ernährungsunsicherheit konfrontiert sind und häufig keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Auf Samos sind sie dann erneut schwierigen Bedingungen ausgesetzt. Die medizinische Versorgung für Geflüchtete und Migrant:innen ist nicht nur innerhalb des CCACs unzureichend, sondern auch auf der gesamten Insel. Das kann vor allem für Kinder, die an Mangelernährung leiden, lebensbedrohliche Folgen haben.

«Ein Viertel der in dem Camp lebenden Menschen sind Kinder. Dennoch ist die kinderärztliche Versorgung unzureichend,» sagt Cristina Psarra, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland. 

Verschärft wird die Situation dadurch, dass Asylsuchende seit neun Monaten keine Bargeldunterstützung mehr erhalten. Diese wurde im Juni 2024 ausgesetzt. Familien haben somit keine Möglichkeit mehr, selbst ausreichend Lebensmittel wie zum Beispiel nährstoffreiche Säuglingsnahrung zu kaufen, wodurch sich die Gesundheit der Kinder weiter verschlechtert. ​ 

Ärzte ohne Grenzen fordert die griechischen Behörden und die Institutionen der Europäischen Union (EU) auf, unverzüglich Massnahmen zum Schutz der geflüchteten Kinder zu ergreifen, um weiteren Schaden abzuwenden und ihre Grundrechte zu wahren. Zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung für Kinder gehören regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, Sprechstunden und die Behandlungen durch Kinderärzt:innen. Außerdem braucht es ausreichend Nahrungsmittelhilfe, was die Ausgabe von Bargeld einschließt, damit Familien sich selbst Lebensmittel leisten können. ​