Hilfe für Geflüchtete in Dadaab trotz Covid-19 aufrechterhalten
© Paul Odongo/MSF
Kenia2 Min.
Die Zahl der Covid-19-Fälle in Kenia steigt stetig, und auch Dadaab, eines der ältesten Flüchtlingslager der Welt, bleibt nicht verschont. Als dort am 15. Mai der erste Covid-19-Fall bestätigt wurde, hat Ärzte ohne Grenzen umgehend Massnahmen eingeleitet, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
In Dagahaley, einem der Lager des Dadaab-Komplexes, hat die Organisation ein Isolationszentrum mit 40 Betten eingerichtet, das bei Bedarf in ein Behandlungszentrum umfunktioniert werden kann. Ärzte ohne Grenzen stellt sicher, dass die Flüchtlinge über das Thema Covid-19 informiert sind, und hilft auch bei der Kontaktnachverfolgung.
Als der erste Fall im Land gemeldet wurde, waren unsere Teams sofort in Alarmbereitschaft. Wir begannen, unsere Aktivitäten an die neue Situation anzupassen und die Patientenströme anders zu organisieren.
«Dazu gehört, sofort die wichtigsten Massnahmen zur Prävention und Infektionskontrolle umzusetzen, um den Schutz von Personal und Patientinnen und Patienten in unseren Einrichtungen zu gewährleisten», erklärt unser Projektkoordinator Jeroen Matthys.
Am 17. Juni gab es zehn bestätigte Fälle in Dadaab, zwei davon in Dagahaley. Zwei Patienten sind mittlerweile wieder gesund. Alle an Covid-19 erkrankten Flüchtlinge werden gegenwärtig im Behandlungszentrum im Lager Ifo 2 isoliert; dieses wird in Zusammenarbeit mit dem kenianischen Roten Kreuz geführt. Alle Kontaktpersonen wurden ausfindig gemacht und gemäss den Richtlinien des Gesundheitsministeriums in Quarantäne gesetzt.
Humanitäre Hilfeleistungen wichtiger denn je
Im Hinblick auf die noch strengeren Einschränkungen punkto Bewegungsfreiheit sind die Hilfeleistungen von humanitären Organisationen wichtiger denn je: Häufig sind sie für die Geflüchteten die einzige Möglichkeit, an Nahrung und Gesundheitsversorgung zu kommen. Oberste Priorität für Ärzte ohne Grenzen ist deshalb sicherzustellen, dass die Geflüchteten weiterhin unter sicheren Bedingungen Zugang zu medizinischen Leistungen haben.
Obschon der starke Regen der vergangenen Monate mittlerweile nachgelassen hat, bereiten sich unsere Teams auf mögliche Krankheitsausbrüche und einen Anstieg von Mangelernährung vor. Insbesondere die Übertragung von Krankheiten wie Cholera wird durch verunreinigtes Wasser begünstigt.
Restriktionen erschweren Überweisungen in Spitäler ausserhalb des Lagers
«Wir bemühen uns, trotz der Reisebeschränkungen wegen Covid-19 genügend Personal vor Ort zu haben und auch weiterhin über die wichtigsten medizinischen Versorgungsgüter zu verfügen», erklärt unser Koordinator, Jeroen Matthys. «Sorge bereitet uns, dass es durch die zusätzlichen Restriktionen noch schwieriger ist, die Menschen für weiterführende Behandlungen in Einrichtungen ausserhalb des Lagers zu überweisen. Das kann lebensbedrohliche Folgen haben.»
2019 hat Ärzte ohne Grenzen in Dadaab insgesamt 210 000 ambulante Konsultationen durchgeführt, rund 10 000 Patientinnen und Patienten stationär betreut und über 2800 Geburten begleitet. Dem UN-Flüchtlingshochkommissariat zufolge lebten Ende 2019 rund 217 197 Menschen im Lagerkomplex.
Ärzte ohne Grenzen betreibt in Dagahaley ein Spital mit 100 Betten und zwei Gesundheitsposten, die sowohl den Geflüchteten, die teilweise schon seit 30 Jahren im Lager leben, als auch der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung stehen. Unsere Teams bieten Geburtshilfe einschliesslich chirurgischer Eingriffe, Betreuung von Opfern sexueller Gewalt und psychologische Unterstützung an. Auch die Hausbehandlung von Diabetes-Patienten, Palliativpflege und Überweisungen an Fachärztinnen und -ärzte gehören dazu.
© Paul Odongo/MSF