„Ich dachte nicht, dass man diese Krankheit heilen könnte“

Après leur opération, les femmes bénéficient de séances de rééducation. Un soutien psychologique leur permet de retrouver une place dans leur communauté.

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Bei ihrer ersten Niederkunft erlitt Khadija eine schwere Verletzung und hatte fortan mit einer Geburtsfistel zu kämpfen. Im sogenannten „Frauendorf“, das Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Abéché betreibt, wurde ihr die Fistel durch einen chirurgischen Eingriff entfernt.

„Meine erste Geburt war sehr schwer. Ich war gerade mal 15 Jahre alt. Die Geburtswehen haben sich über fünf Tage hingezogen, bis mich jemand in ein Gesundheitszentrum brachte. Bei der Ankunft war das Kind bereits tot geboren. Und dann haben mir die Ärzte gesagt, dass ich eine Fistel hätte. Sechs Jahre lang habe ich darunter gelitten“, erzählt Khadija. Sie ist heute 25 Jahre alt.
Die Geburtsfistel entsteht infolge von Komplikationen bei der Geburt. Der Kopf des Fötus drückt auf das Becken der Mutter. Das kann die Durchblutung für längere Zeit unterbrechen und eine Nekrose des Gewebes verursachen, sodass zwischen Vagina und Harnblase eine Öffnung entsteht. Auch eine anormale Verbindung zwischen Vagina und Rektum ist möglich. Die Folge ist eine Harn- bzw. Stuhlinkontinenz. Die betroffenen Frauen leben in Schande und werden häufig von der Dorfgemeinschaft und ihrer eigenen Familie ausgestossen.
„Bevor ich selbst krank wurde, hatte ich schon von Fisteln gehört. In meinem Dorf gab es eine alte Frau. Mehrere Jahre lang ist ihr der Urin ständig die Beine herabgelaufen. Sie ist daran gestorben. Damals dachte ich, dass man daran sterben konnte“, erzählt Khadija weiter.

„Ich habe Glück gehabt“

„Ich dagegen habe Glück gehabt. Ich bin wieder gesund, und vor allem hat mich mein Mann nicht verlassen. Während sechs Jahren kam ausser meinem Mann und meinem Kind niemand in meine Nähe. Das lag an dem ständigen Uringeruch. Ich habe viel Geld dafür ausgegeben, um gegen die Gerüche anzukämpfen. Mein Mann hat mir zwei oder drei Flaschen Parfum im Monat gekauft und Unmengen an Seife.“
„Als ich erfuhr, dass ich eine Fistel hatte, bin ich sechs Mal in die Hauptstadt N'Djamena gereist – jedoch ohne jemals einen Arzt anzutreffen. Wir hatten drei Rinder zu Hause und ein paar Ersparnisse. Wir haben alles verkauft, und mein Mann hat sogar seine Arbeit aufgegeben, aber ich bin nicht wieder gesund geworden.“
„Ich war gerade wieder einmal dabei, auf den Doktor zu warten, als mein Onkel vom MSF-Projekt in Abéché gehört hat. Eigentlich glaubte ich gar nicht, dass diese Krankheit heilbar sei. Ständig musste ich an diese alte Frau denken, die gestorben ist.“

Frauendorf in Abéché

Direkt neben dem allgemeinen Spital der Stadt Abéché im Osten des Tschad hat MSF ein „Frauendorf“ errichtet, in das die von Fisteln betroffenen Patientinnen für einen mehrwöchigen Aufenthalt aufgenommen werden. In den ersten Sprechstunden wird zunächst der allgemeine Gesundheitszustand ermittelt. Dies ist vor allem nötig, um Fälle von Mangelernährung zu identifizieren, die unbedingt vor dem chirurgischen Eingriff behandelt werden müssen.
Nach ihrer Operation erhalten die Frauen verschiedene Rehabilitationsmassnahmen. Dank psychologischer Unterstützung gelingt es ihnen, sich wieder in ihre Dorfgemeinschaft zu integrieren. Häufig kann die Fistel schon mit einer einzigen Operation geheilt werden. Manchmal sind allerdings auch mehrere Operationen nötig, vor allem, wenn die Patientin zuvor bereits fehlerhaft operiert wurde. In diesem Fall liegt die normalerweise sehr hohe Erfolgsquote deutlich niedriger. Die Entfernung einer Fistel ist eine hoch spezialisierte Operation, und es gibt nur wenige dafür ausgebildete Chirurgen. Seit 2008 hat MSF 650 Frauen aus dem Tschad operiert, die an Fisteln litten.
„Als ich im Frauendorf ankam, waren dort mehr als 100 Frauen, die aus dem gleichen Grund wie ich gekommen waren. Einige waren bereits vorher operiert worden. Da habe ich begriffen, dass diese Krankheit geheilt werden kann. Das hat mir den Mut gegeben, Geduld zu haben und mit den anderen Frauen in Abéché zu bleiben“, erklärt Khadija abschliessend.
Sechs Monate nach ihrer Operation wurde die junge Frau aus dem Tschad erneut schwanger. Sie sagt, sie habe Angst gehabt, dass die Fistel zurückkommen könnte. Also hat sie sich für einen Kaiserschnitt in Abéché entschieden, und „alles verlief problemlos“.