Impfen, ein wirksames Mittel gegen Epidemien
© MSF/Michel Lunanga
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Wenn eine Epidemie grassiert, sind Impfungen eine der wirksamen Massnahmen. Doch damit eine Impfkampagne erfolgreich verläuft und die Impfdosen verabreicht werden können, ist im Vorfeld eine umfangreiche Vorbereitung nötig. Unsere Impf-Expertin Primitive Gakima weiss mehr.
Information und Prävention
Die Covid-19-Pandemie hat uns gezeigt, dass ansteckende Krankheiten sich unkontrollierbar ausbreiten können, wenn nicht geimpft wird. Letztes und auch dieses Jahr haben unsere Teams auf zahlreiche Ausbrüche von Krankheiten reagiert – von denen einige durch Impfungen vermeidbar gewesen wären. Diese vielen Einsätze von Ärzte ohne Grenzen sind unter anderem auf die negativen Auswirkungen von Covid-19 auf die medizinische Versorgung, darunter auch Impfungen, zurückzuführen. Kurz gesagt wurden Routineimpfungen eingestellt oder stark eingeschränkt. Die Folgen zeigen sich nun, vor allem bei Krankheiten wie Diphterie, die vorher praktisch ausgerottet war. Es ist also wichtig, sich um die Prävention zu kümmern. Eine Impfung kann Angst machen, wenn man nicht gut informiert ist. Teams von Ärzte ohne Grenzen beantworten daher jeweils die Fragen der Bevölkerung und informieren über den Ort und das Datum der nächsten Termine. Zudem erklären sie den Menschen während der Kampagnen genau, wie eine Impfung funktioniert: Sie bringt das Immunsystem dazu, Antikörper zu bilden, die in Zukunft vor Viren oder Bakterien schützen. Beim nächsten Kontakt mit dem Krankheitserreger erkennt der Körper ihn und kann ihn so beseitigen.
Ziel: Herdenimmunität
Für ein effizientes Ergebnis muss man viele Menschen impfen. Denn nur eine Herdenimmunität schützt auch jene, die nicht geimpft sind oder ihre Immunität nicht ausbilden konnten. Ziel ist daher stets eine Impfquote von 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung. Um die genaue Zahl zu ermitteln, wird im Nachhinein eine Erhebung der Durchimpfungsrate durchgeführt. Unsere Teams erheben also vor, während und nach den Impfkampagnen Daten. Unser logistisches Personal kümmert sich zudem um die Bestellung beim Gesundheitsministerium, anderen Organisationen oder Unternehmen sowie um den Transport der Impfdosen und des Materials in entlegene Dörfer.
Unsere Advocacy-Arbeit
Ein grosses Problem ist die Verfügbarkeit der Impfstoffe. Mit unserer Medikamentenkampagne setzen wir uns dafür ein, dass im Fall von Epidemien und auch sonst genug Impfdosen bereitstehen, um präventive Kampagnen gegen endemische Krankheiten durchführen zu können. Nehmen wir das Beispiel des erweiterten Impfprogramms (Expanded Programme on Immunization - EPI) der Weltgesundheitsorganisation, durch das normalerweise Kinder bis ein Jahr geimpft werden. Kinder sind für bestimmte ansteckende Krankheiten wie z. B. Masern jedoch mindestens bis zu ihrem fünften Lebensjahr besonders anfällig. Deshalb drängt Ärzte ohne Grenzen darauf, dass die Impfzielgruppe erweitert wird und sie Kinder bis und mit fünf Jahre einschliesst. So setzen wir uns beispielsweise bei der Impfallianz Gavi für mehr Mittel für die Prävention von Krankheiten ein, die durch Impfungen vermeidbar sind und sehr hohe Sterblichkeitsraten aufweisen.
Die internationale Organisation verfolgt das Ziel, den Zugang zu Impfstoffen in den ärmsten Ländern zu verbessern. Unsere Advocacy-Tätigkeit richtet sich auch an Staaten und Gesundheitsministerien, um etwa Verfahren für die Zulassung neuer Impfstoffe zu beschleunigen. Ein weiteres Beispiel: Cholera. Derzeit verfügen wir nur über Impfdosen für Notfälle, nicht aber, um Epidemien zu verhindern. Doch in endemischen Gebieten, in Vertriebenen- oder Geflüchtetenlagern braucht es diese Prävention dringend: Denn je schlechter die (hygienischen) Bedingungen für Menschen sind, desto einfacher breiten sich Krankheiten aus. Wir treten daher dafür ein, dass Impfstoffe zur Verfügung stehen, bevor eine Epidemie ausbricht. In unseren Einsatzländern führen wir Forschungsprojekte durch, um zu belegen, dass Impfungen auch in komplizierten Kontexten durchführbar sind. So wie die Ebola-Impfung 2018 oder letztes Jahr die Impfkampagne gegen Hepatitis E im Südsudan. Es sind kleine, aber beständige Schritte hin zu einem besseren Umgang mit Epidemien. Wir sind froh, unseren Beitrag dazu leisten zu können.
© MSF/Michel Lunanga