Jonglei - Epizentrum der Gewalt im Südsudan

«Aujourd’hui, nous révélons les conséquences médicales de la violence que nos équipes constatent sur le terrain»

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Ein Bericht von MSF zeigt die medizinischen Folgen von Gewalt und die Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung auf.

Ein heute von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) veröffentlichter Bericht weist auf die verheerenden Folgen von Gewalt auf das Leben und die Gesundheit der Zivilbevölkerung im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei hin. Unter den Opfern sind Frauen und Kinder, die bisweilen nicht älter als vier Monate sind. Die Gesundheitsversorgung der Menschen ist in Gefahr, da medizinische Einrichtungen Zielscheibe von Angriffen sind und zerstört werden.
Im Bundesstaat Jonglei kommt es seit vielen Jahren immer wieder zu Viehdiebstählen unter einzelnen Bevölkerungsgruppen. Seit 2009 sind Zivilisten – einschliesslich tausender Frauen und Kinder – jedoch immer gewaltsameren Angriffen ausgesetzt, die normalerweise in der Trockenzeit passieren. Eine Entwaffnungskampagne Mitte 2012 führte zu weit verbreiteter Unsicherheit und zu Misshandlungen der Zivilbevölkerung. Kämpfe zwischen einer Milizengruppe und dem südsudanesischen Militär in Jonglei schürten zusätzlich Gewalt und verursachten während der Spitze der Malariasaison weitere Vertreibungen.

„Furchtbare Entscheidungen“

„Die Patienten kommen in die Kliniken von MSF, um ihre Verletzungen behandeln zu lassen. Sie beschreiben, wie sie gezwungen wurden, furchtbare Entscheidungen darüber zu treffen, welche Kinder sie auf die Flucht mitnehmen sollten und welche sie zurücklassen sollten“, erklärt Chris Lockyear, Programmverantwortlicher für den Südsudan in Amsterdam. „Wir sind mit einer Notsituation konfrontiert. Das Leben und die Gesundheit der Menschen in Jonglei hängen an einem seidenen Faden. Die Trockenzeit ist nun da, was bedeutet, dass man sich in der Gegend wieder fortbewegen kann. Wir fürchten daher eine weitere Welle von Gewalt, Verletzungen und Vertreibungen.“
Der Bericht über die vergessene Krise im Südsudan “South Sudan’s hidden crisis: how violence against civilians is devastating communities and preventing access to life saving healthcare in Jonglei” enthält erschütternde Berichte von Zivilisten, die Übergriffe auf Dörfer erlebt haben.
Eine Frau, die von MSF behandelt wurde, berichtet zum Beispiel von einem Überfall im März dieses Jahres: „Sie warfen Kinder ins Feuer. Wenn die Kinder laufen konnten, erschossen sie sie mit dem Gewehr. Wenn sie klein waren und noch nicht laufen konnten, wurden sie mit einem Messer getötet.“ Über 50 Prozent der Patienten mit Schusswunden, die von MSF nach einem Angriff im Januar 2012 behandelt wurden, waren Frauen und Kinder.
Die indirekten Folgen der Gewalt sind weniger sichtbar, aber ebenso schwerwiegend. Ganze Dorfgemeinschaften sind tief in den Busch geflüchtet, um ihr Leben zu retten. Da sie weder Unterkünfte, Nahrung oder sauberes Wasser haben, sind sie äusserst anfällig für Malaria, Lungenentzündung, Mangelernährung und Durchfallerkrankungen.

Gewalt macht auch vor medizinischen Einrichtungen nicht Halt

Auch Gesundheitsstrukturen sind im Bundesstaat Jonglei Attacken ausgesetzt. Einrichtungen von MSF wurden mehrmals zerstört oder geplündert: in Pieri im August 2011, in Pibor und Lekwongole im Dezember 2011, in Lekwongole im August 2012 und in Gumuruk im September 2012. Dadurch wurde einer bereits verletzlichen Bevölkerung die Gesundheitsversorgung verwehrt. Mit sechs medizinischen Einrichtungen für eine Bevölkerung von 287’000 Menschen ist MSF der einzige Anbieter von unentgeltlicher, qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung im Zentrum und im Norden von Jonglei. Von Januar 2011 bis Oktober 2012 haben die Teams der Organisation hunderte Verletzte versorgt und mehr als 227’851 Behandlungen durchgeführt.
„Wir treten heute mit den medizinischen Folgen an die Öffentlichkeit, die unsere Teams vor Ort sehen“, sagt Lockyear. „In Jonglei herrscht eine Notsituation. MSF wird weiter neutrale und unparteiliche Gesundheitsversorgung in Jonglei leisten. Wir befürchten aber, dass der Bedarf an medizinischer Hilfe bei den Menschen, die unsere Kliniken aufgrund der Bombardierungen der Umgebung nicht erreichen, noch viel grösser ist. MSF ruft alle bewaffneten Gruppen auf, medizinische humanitäre Einrichtungen und deren Personal zu respektieren.“