MSF-Spital in Syrien: Diabetes, Granatsplitter und Neugeborene

Changement de pansement dans un hôpital de MSF en Syrie.

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In Syrien steigt die Zahl der Menschen, die dringend medizinische Versorgung benötigen, unablässig an. MSF betreibt sechs Spitäler, vier Gesundheitszentren und mehrere mobile Kliniken innerhalb Syriens.

Obwohl diese medizinische Hilfe täglich viele Leben rettet, ist die Arbeit von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) aufgrund der äusserst unsicheren Lage dennoch sehr eingeschränkt. In den meisten Teilen des Landes sind medizinische Leistungen entweder nur begrenzt oder gar nicht vorhanden.
„Vor dem Krieg gab es in Syrien ein gut funktionierendes Gesundheitssystem“, erklärt Steve Rubin, ein Chirurg in einem der MSF-Spitäler in Syrien. „Viele Syrer wollen diese gute Versorgung wiederhaben. Aber in dieser Region konzentrieren sich jetzt alle medizinischen Einrichtungen ausser uns auf Kriegsverletzungen. Deshalb kommen die Menschen zu uns, da sie sonst keine andere Wahl haben.“
Dieses Spital, in dem Rubin arbeitete, ist typisch für die Arbeit von MSF in Syrien. Vor dem Krieg konnten die Menschen über eine Hauptstrasse binnen 20 Minuten ein grosses Referenzspital erreichen. Dieses existiert zwar immer noch, allerdings verläuft genau hier jetzt eine Frontlinie des Krieges und versperrt zehntausenden Menschen den Zugang dazu. Um den Menschen einen Ersatz anbieten zu können, hat MSF eine stillgelegte Hühnerfarm in ein provisorisches Spital umfunktioniert.

Alltägliche Gesundheitsprobleme

Neben den Verletzungen durch Granat- und Bombensplitter leiden unzählige Menschen an ganz gewöhnlichen Gesundheitsproblemen. An Leiden, die in einem normalen Umfeld leicht zu behandeln wären – die aber inmitten eines Krieges, wenn die normale Gesundheitsversorgung auf einmal nicht mehr gewährleistet ist, schnell lebensbedrohlich werden können. Diabetes, Bluthochdruck, Asthma und Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt fordern ihren Tribut.
„Unser Operationssaal befindet sich in einem aufblasbaren Zelt“, erzählt Rubin. „Wir haben zwar nicht alles, was wir brauchen, aber wir geben unser Bestes. Wir tun, was wir können, mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen… Wir versuchen, so viele Leben wie möglich zu retten.“
MSF richtete ausserdem eine ambulante Einrichtung in einer nahegelegenen Schule ein sowie mobile Kliniken, die wöchentlich die umliegenden Dörfer besuchen. In diesen Dörfern haben sich tausende Menschen zusammengefunden, die vor den heftigen Kämpfen in anderen Orten in Syrien geflohen sind. Mithilfe dieser verschiedenen Einrichtungen werden monatlich insgesamt rund 4’000 ärztliche Behandlungen und etwa 50 chirurgische Eingriffe vorgenommen.

„Es gibt kein normales Leben mehr“

„Wir arbeiten wie in einem Bienenstock“, sagt eine syrische Pflegefachfrau, die in der Unfall- und Notfallabteilung tätig ist. „Wir nehmen nicht nur Kriegsverletzte auf, sondern auch Menschen mit normalen Leiden wie etwa Grippe oder medizinischen Notfällen. Es ist ähnlich wie in einem regulären Spital.“
Eine 36-jährige Frau, die für einen Verbandswechsel gekommen ist, berichtet, wie schwierig es geworden ist, ärztliche Behandlung zu finden. „Das Problem ist, es gibt kein normales Leben mehr. Es gibt keine Medikamente, nirgends kann man hingehen, es gibt keine Spitäler. Viele meiner Verwandten wurden krank – meine Mutter, zwei Onkel und viele andere. Sie hatten alle Schwierigkeiten, eine Behandlung zu erhalten. Medikamente sind hier zu einem raren Gut geworden.“ Sie macht eine Pause; dann fügt sie hinzu: „Wenn es dieses Spital hier nicht gäbe, wäre ich zweifellos bereits tot.“
Seit dem Beginn des Konflikts bis Ende Juni 2013 hat MSF mehr als 55’000 medizinische Behandlungen und 2’800 chirurgische Eingriffe durchgeführt sowie 1’000 Entbindungen begleitet. In den benachbarten Ländern haben die Teams von MSF ausserdem mehr als 140’000 syrische Flüchtlinge medizinisch behandelt.