Nordosten Nigerias: Hilfsmassnahmen aufstocken, bevor der Regen einsetzt
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Teams von MSF stocken in Erwartung des steigenden humanitären und medizinischen Bedarfs die Hilfe für entlegene Gebiete im nigerianischen Bundesstaat Borno auf.
Mit Beginn der Regenzeit werden viele Felder und Zugangsstrassen überschwemmt; der Zugang zu einigen Ortschaften wird gänzlich unterbrochen. Dazu gehört auch die Ortschaft Rann, die dann gänzlich von der Aussenwelt abgeschnitten wird. Sofern vorab keine Massnahmen getroffen werden, betrifft das rund 40’000 Einwohner und Vertriebene vor Ort, für welche jegliche Versorgung unerreichbar wird.
Mit der Regenzeit steigen auch die Fälle von Malaria und Mangelernährung. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat vorsorglich ein mobiles Team entsandt, das in den kommenden Monaten in Rann, Banki und Damasak medizinische und humanitäre Hilfe leisten wird. Medizinische Sprechstunden und Malaria-Prophylaxe werden angeboten, Moskitonetze und Seife verteilt und die Wasser- und Sanitäranlagen verbessert. Ausserdem wird das Team Kinder auf Mangelernährung untersuchen.
«Die schlechte Sicherheitslage und die Entfernung erschweren die Hilfeleistung vor Ort, aber wir arbeiten auf Hochtouren, um die Hilfsmassnahmen aufzustocken, bevor der Regen einsetzt», sagt Dr. Moussa Sow, MSF-Projektkoordinator des mobilen Teams, das speziell während der Regenzeit eingesetzt wird.
«Hier leben viele Vertriebene und zahlreiche Menschen wurden Opfer von Gewalt. Unser Team wird alles daran setzen, um diese Menschen vor zusätzlichem Leid zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie nicht auch noch vermeidbaren Krankheiten zum Opfer fallen.»
Das mobile Team hat bereits Medikamente und logistisches Material in das betroffene Gebiet gebracht. Derzeit läuft die medizinische Hilfe an. Die Teammitglieder werden während der Regenzeit an drei Orten abwechselnd im Dienst stehen.
Ein zweites mobiles Team verteilt diese Woche Malaria-Prophylaktika in der Ortschaft Bama und auch in Dikwa sind Präventionsmassnahmen geplant. Das Team wird sich in den kommenden Monaten der Versorgung von Malaria-Patienten widmen.
Die Lebensbedingungen sind bereits jetzt unsicher. Besonders Vertriebene werden auf die Kontinuität der Lebensmittelverteilung angewiesen sein, um Mangelernährung zu vermeiden. Starke Regenfälle begünstigen auch die Ausbreitung von Erkrankungen, die durch Wasser übertragen werden, wie etwa Cholera. MSF hat in verschiedenen Regionen des Bundesstaats, darunter auch in der Hauptstadt Maiduguri, einen Notfallplan umgesetzt.
In Teilen des Bundesstaats Borno wurden bereits Fälle von Hepatitis E registriert und MSF leitet den medizinischen Noteinsatz. Überschwemmungen in überfüllten Vertriebenenlagern könnten die Lage weiter verschärfen. Auch gibt es nicht genügend Trinkwasser und Toiletten.
Als MSF im Januar nach Rann kam, war pro Person und Tag knapp ein Liter Wasser verfügbar – weit weniger als nötig. MSF und weitere Organisationen verbesserten die Wasserversorgung, wodurch die Wassermenge pro Person und Tag auf zehn bis fünfzehn Liter gesteigert werden konnte.
Die verfügbaren Latrinen sind allerdings weiterhin unzureichend, weshalb MSF befürchtet, dass sich Krankheiten ausbreiten. Schätzungen zufolge kommt in Rann auf 279 Personen nur eine Latrine. Den sanitären Standards zufolge sollte jedoch eine Latrine pro maximal 20 Personen vorhanden sein.