Einstellung der UN-Nahrungsmittelhilfe bedroht Flüchtlingskinder in Mauretanien
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Die unzureichende Finanzierung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) führt zu vermehrter Mangelernährung bei Kindern. Im Flüchtlingslager Mbera in Mauretanien wurde die Nahrungsmittelhilfe der UN-Organisation für 50‘000 Flüchtlinge aus Mali im Juli eingestellt, nachdem sie schon seit März gekürzt worden war.
MSF befürchtet einen Anstieg der Zahl lebensgefährlich mangelernährter Kinder und appelliert an die internationalen Geldgeber, die Nahrungsmittelversorgung der Bewohner sicherzustellen.
Das WFP hat die Nahrungsmittelverteilung eingestellt, weil es sie wegen gewaltiger Finanzlücken nicht finanzieren kann. Schon im März war die Verteilung vorübergehend ausgesetzt worden. Als Folge hatte sich die Zahl der lebensgefährlich mangelernährten Kinder, die in das therapeutische Ernährungszentrum von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) eingeliefert wurden, von 30 auf 79 pro Monat mehr als verdoppelt. Nach der Wiederaufnahme der Nahrungsmittelverteilung wurden die Reis-Rationen im Juni halbiert, jetzt wurde die Verteilung erneut beendet. Nur spezielle Ernährungshilfen für mangelernährte Kinder und andere gefährdete Gruppen sollen fortgesetzt werden. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), das das Lager betreibt, hat erklärt, dass es ebenfalls kein Geld habe, um eine erhöhte Mangelernährung abzuwenden.
Die Flüchtlinge aus Mali sind seit 2012 vor dem gewaltsamen Konflikt in ihrer Heimat nach Mbera geflohen. Schon zu Beginn war das Ausmass der Mangelernährung alarmierend. „Jeder Fünfte der Flüchtlinge war mangelernährt, als wir 2012 unsere medizinische Hilfe begonnen haben“, erklärt Mahana Gbané, medizinischer Leiter der Programme von MSF Mauretanien. „Zusammen mit anderen Organisationen wie dem WFP ist es uns gelungen, diesen Anteil auf neun Prozent zu senken. Es wäre erschütternd, wenn wir zulassen, dass die schwere Mangelernährung bei Kindern wieder katastrophale Ausmasse erreicht.“
Trotz der jüngsten Friedensabkommen mit einigen bewaffneten Gruppen im Norden Malis fühlen sich die Flüchtlinge nicht sicher genug, zurückzukehren. Erneute Angriffe und Plünderungen von Dörfern im Norden Malis deuten darauf hin, dass es noch lange dauern wird, bis die Flüchtlinge zurückkehren können. In dem Flüchtlingslager Mbera in der Wüste, wo die Temperatur oft 50 Grad Celsius erreicht und häufig Sandstürme auftreten, sind sie existenziell von humanitärer Hilfe abhängig. Zwar haben es ein paar Flüchtlinge geschafft, Tiere zu züchten, doch mehrere Dürreperioden haben das verfügbare Weideland in der Sahelzone drastisch reduziert. Viele Tiere sterben oder können kaum noch jemanden ernähren. Nach drei Jahren im Exil haben die meisten Flüchtlinge auch alles verkauft, was sie noch hatten, um ihre Familien zu ernähren.
„Wir haben sogar versucht, in Gemeinschaftsgärten Lebensmittel anzubauen“, erzählt Maya Walet Mohamed, die Leiterin des Frauenkomitees in Mbera. „Aber die sengende Hitze, die Sandstürme und die Insekten haben fast die gesamte Saat zerstört. Dass die Nahrungsmittelhilfen gerade jetzt beendet werden, ist besonders grausam, weil die Menschen während des Ramadan tagsüber fasten – jetzt haben sie fast nichts, mit dem sie abends das Fasten brechen könnten.“
MSF arbeitet seit 1994 in Mauretanien. Derzeit leisten 370 Mitarbeiter im Südosten des Landes an der Grenze zu Mali medizinische Hilfe. Im Flüchtlingslager Mbera bietet MSF medizinische Hilfe an und betreibt ein Ernährungsprogramm.