Goma: Vertriebene brauchen dringend Hilfe - wo immer sie sich befinden

Zahlreiche Vertriebene verlassen das Bulengo Camp in der Nähe von Goma. Andere bleiben, weil sie nicht wissen, wie sicher ihr Heimatort ist.

Demokratische Republik Kongo3 Min.

In den Vertriebencamps in und um Goma kam es in den vergangenen Wochen zu extrem gewalttätigen Übergriffen. Hunderttausende Menschen hatten dort Zuflucht gesucht. Nun verlassen viele die Camps, wie Teams von Ärzte ohne Grenzen berichten. Die medizinische Hilfsorganisation fordert, dass dies nur freiwillig geschehen darf. Humanitäre Hilfe muss diejenigen erreichen, die sie am dringendsten benötigen.

Seit die Kampfhandlungen in Goma nachgelassen haben und die M23/AFC (Alliance Fleuve Congo) Teile der Region kontrolliert, gibt es viel Bewegung in den Vertriebenencamps und auf den Strassen. Einige Camps leeren sich schnell, und zahlreiche Menschen machen sich auf den Weg in benachbarte Gebiete, oder in ihre Herkunftsorte. Mitarbeiter:innen von Ärzte ohne Grenzen haben auch Vertriebene beobachtet, die sich auf den Weg in die Stadt Goma machen, während einige Vertriebene aus zerstörten Camps in andere, verbliebene Camps westlich von Goma gehen.

In dieser Woche haben sich einige Camps innerhalb weniger Stunden weitgehend geleert. Die Menschen verlassen das Gebiet mit dem Wenigen, das sie haben. Wir wissen nicht, unter welchen Bedingungen sie nach Hause reisen oder was sie dort vorfinden werden. Es ist jedoch wichtig, dass ihre Rückkehr freiwillig erfolgt und dass die Aufnahmebedingungen in den Rückkehrgebieten sicher sind.

Thierry Allafort-Duverger, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Goma

Die Vertriebenen verlassen die Camps aus verschiedenen Gründen. Viele sprechen von Evakuierungsbefehlen, die Berichten zufolge von Mitgliedern der M23 erteilt wurden. Andere erhalten Nachrichten, die das Gegenteil besagen. Wieder andere haben den Wunsch, nach Jahren des Überlebens unter prekären Bedingungen die Camps zu verlassen. Einige entscheiden sich jedoch dafür, in den Camps zu bleiben, da sie wenig über die Sicherheitslage in ihren Heimatorten wissen. 

Die Botschaften bleiben verwirrend und unklar. Sicher ist, dass die Bevölkerung sehr besorgt ist und zwischen Gerüchten und der Realität schwankt.

Thierry Allafort-Duverger

«Familien sind extrem gefährdet. Sowohl diejenigen, die gehen, als auch diejenigen, die bleiben, benötigen dringend humanitäre Hilfe. Leider sehen wir, dass einige Hilfsorganisationen nicht in der Lage waren, ihre Aktivitäten wieder aufzunehmen oder ihre Dienste eingestellt haben und ihre Strukturen in den Camps abbauen.» 

Die Menschen in der Region sind verzweifelt und benötigen dringend Hilfe. Das zeigt sich auch daran, dass Teams von Ärzte ohne Grenzen in den letzten Tagen miterlebten, wie einige Menschen humanitäre Einrichtungen abbauten und alles mitnahmen, was potenziell von Nutzen sein könnte, Stühle – Metallbleche, Planen, Seile und ähnliches. Andere wiederum versuchten, die Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen vor Plünderungen zu schützen.

«Dies geschah an mehreren Orten, an denen Ärzte ohne Grenzen tätig war, etwa in Lushagala, wo am Montag innerhalb weniger Stunden eine Klinik und ein Cholera-Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen verschwanden», sagt Allafort.

In den vergangenen drei Jahren haben die Menschen unter schrecklichen Bedingungen in den Camps um Goma gelebt. Die Situation in den Rückkehrgebieten wird wahrscheinlich ebenso katastrophal sein, wenn Hilfsorganisationen, UN-Organisationen und Behörden nicht mindestens grundlegenden Dienstleistungen bereitstellen können. Ärzte ohne Grenzen ist besonders besorgt über den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Menschen, die die Camps verlassen und sich an anderen Orten niederlassen. In den Kriegsjahren wurden viele Gesundheitseinrichtungen geplündert oder verlassen. Dort kann keine angemessene medizinische Versorgung angeboten werden – weder jetzt noch auf längere Sicht. Deswegen müssen humanitären Organisationen Zugang zu allen Rückkehrgebieten erhalten. Rückkehrende benötigen medizinische Gesundheitsversorgung, Überlebende sexualisierter Gewalt müssen unterstützt werden.

Um ein Minimum an medizinischer Versorgung für Vertriebene in den Rückkehrgebieten sicherzustellen, hat Ärzte ohne Grenzen mobile Kliniken an den Strassen eingerichtet, die von Goma nach Osten und Norden führen. Diese Möglichkeit wird auch für die Rückkehrgebiete geprüft. Obwohl sich die Lage in Goma ständig ändert, leisten die Teams von Ärzte ohne Grenzen weiterhin lebenswichtige Hilfe für die Menschen, die noch in den Camps leben. Dazu gehören medizinische Versorgung, Behandlung von Mangelernährung und Cholera wie auch die Betreuung von Überlebenden sexualisierter Gewalt. Ärzte ohne Grenzen verteilt ausserdem Lebensmittel, sauberes Wasser und sorgt für die Verbesserung der sanitären Einrichtungen in den Camps. In den Spitälern Kyeshero und Virunga in Goma versorgen die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen Verwundete.