Ituri, DR Kongo: Humanitäre Hilfe stösst an ihre Grenzen

Vue globale d'un camp de déplacés dans la province de l'Ituri en RDC.

Demokratische Republik Kongo2 Min.

Médecins Sans Frontières (MSF) schlägt Alarm angesichts einer Krise, die mehr als 2,8 Millionen Menschen betrifft.

Als «inakzeptabel» beschreibt MSF-Nothilfekoordinatorin Amande Bazerolle nach ihrem Einsatz vor Ort die Lebensbedingungen der Binnenflüchtlinge in Boga im Gebiet Irumu. «Diesen Menschen fehlt es an allem: Medizinische Versorgung, Nahrung, Unterkunft, Hygiene. Hier gibt es nichts, es muss von Grund auf alles aufgebaut werden», fährt Bazerolle fort. Seit letztem April haben 26 000 Menschen auf der Flucht vor bewaffneten Gruppen in Boga Schutz gefunden. Sie haben sich in provisorischen Lagern niedergelassen, in denen sich Familien überfüllte Hütten teilen. Nahrung und Wasser sind nur schwer zugänglich. Die Angst vor Gewalt hält an und schliesst eine baldige Rückkehr aus.

Diesen Menschen fehlt es an allem: Medizinische Versorgung, Nahrung, Unterkunft, Hygiene. Hier gibt es nichts, es muss von Grund auf alles aufgebaut werden

Amande Bazerolle, MSF-Nothilfekoordinatorin

Sexuelle Gewalt ist die zweite grosse Krise, die Boga beutelt. Allein in einem Monat hat Ärzte ohne Grenzen 67 Überlebende von sexueller Gewalt behandelt. «Diese Frauen werden von bewaffneten Männern angegriffen, auf der Strasse oder auf den Feldern, auf denen sie arbeiten. Sie sind häufig zu verängstigt, um auf die Felder zurückzukehren», sagt Bazerolle. «Dass einige dies dennoch tun, zeigt, dass sie kaum eine Wahl haben, wenn sie überleben und ihre Familien ernähren wollen.» Tatsächlich verschlimmert ihr Fernbleiben auf den Feldern die Mangelernährung und ihre Abhängigkeit von Nahrungsmittelhilfe, denn die Felder sind für diese Familien die Lebensgrundlage.

Diese Geschichten sind nur ein kleiner Ausschnitt der Gewalt, der die Menschen in Ituri ausgesetzt sind. Morde, sexuelle Gewalt, geplünderte Dörfer und Gesundheitszentren sind die tägliche Realität in dieser Provinz. «Das Gesundheitssystem ist am Boden. Mehr als 70 Gesundheitszentren wurden geplündert oder zerstört, wodurch Tausende Menschen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Die Situation ist katastrophal», sagt Frédéric Lai Manantsoa, MSF-Landerverantwortlicher in der DR Kongo.

Das Gesundheitssystem ist am Boden. Die Situation ist katastrophal

Frédéric Lai Manantsoa, MSF-Landerverantwortlicher in der DR Kongo

Ähnlich wie die Menschen in Boga haben alle Betroffenen in der Ituri-Provinz erlebt, wie ihr Leben durch drei Jahre systematische Gewalt zerstört wurde. Sie benötigen Hilfe und Unterstützung. Obwohl derzeit viele humanitäre Organisationen in der Region präsent sind, sind sie nicht mehr in der Lage, den ständig steigenden Gesundheitsbedarf zu decken, und die bereitgestellten finanziellen Mittel reichen nicht aus.

In Ituri unterstützt Ärzte ohne Grenzen drei allgemeine Spitäler, 12 Gesundheitszentren, drei Gesundheitsposten und 32 lokale Gesundheitseinrichtungen in den Bezirken Drodro, Nizi und Angumu. Dort werden Behandlungen von Kinderkrankheiten, Mangelernährung und Malaria, Unterstützung bei sexueller Gewalt und psychologische Hilfe angeboten. Zudem half Ärzte ohne Grenzen an 49 Standorten mit sanitären Einrichtungen und baute Latrinen, verteilte Non-Food-Artikel und versorgte Gesundheitszentren punktuell mit Medikamenten. Die Programme von MSF in Ituri werden von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, unterstützt.